Die 37-jährige Bankangestellte Linda Kofler hat ein außergewöhnliches Hobby: Seit sechs Jahren haucht sie alten Büchern neues Leben ein und hat damit den Weg in die Selbstständigkeit gewagt. „Eine ehemalige Arbeitskollegin hat als Zeitvertreib diese Buchfaltkunst in der Mittagspause betrieben und mein Interesse geweckt“, erzählt die gebürtige Oberösterreicherin. Es handelt sich dabei um eine Handarbeit, bei der durch das Falten von Buchseiten in aufgeschlagenen Büchern kunstvolle Objekte entstehen.
„Man braucht nicht viel: ein altes Buch, eine Schere, eine Vorlage und eine große Portion Geduld“, sagt Linda Kofler. Die Bücher, die sie für ihre Projekte benötigt, stammen aus dem Altstoffzentrum in Hermagor. „Sie müssen gewisse Kriterien erfüllen: einen dicken Einband besitzen und mindestens 400 Seiten umfassen“, ergänzt Kofler. Bis ein fertiges Bild im Buch entstanden ist, sind mehrere Arbeitsschritte notwendig.
Acht Stunden Handarbeit
Zunächst muss sie eine Vorlage in Word anfertigen, danach wird diese in Excel übertragen und je nach Seitenzahl des Buches breitgezogen. Hierbei sei es besonders wichtig, penibel zu arbeiten und sich Zeit beim Erstellen der Vorlage zu lassen, denn während des Prozesses habe sie nur einen minimalen Spielraum, um etwaige Ungenauigkeiten auszubessern. Jede Seite wird extra eingeschnitten und umgebogen.
Acht Stunden sitzt sie an einem Exemplar. „Ich habe mir im Laufe der Jahre verschiedene Schnittvarianten angeeignet und meine Technik immer weiterentwickelt“, betont Kofler. Anregungen holt sie sich im Internet, auch die eigene Vorstellungen ihrer Kunden werden berücksichtigt. Jedes Buch ist ein Unikat: „Mein Highlight war ein Bilderbuch als Hochzeitsgeschenk an Miriam Weichselbraun“, erinnert sie sich.
Verena Millonig