Wenig Zeit zum verschnaufen und alle Hände voll zu tun haben aktuell die Betreiber der Oberkärntner Gärtnereien und ihre zahlreichen Mitarbeiter. Laufend bringen LKW neue Lieferungen, die schnellstmöglich verräumt werden müssen. Nebenbei wollen die selbstgezogenen Pflanzen ausgewintert, geschlichtet, sortiert und gedüngt werden. „Im anderen Teil der Gärtnerei wird pikiert, gesät und eingetopft was das Zeug hält und es werden schon die Balkonblumen und Sommerblumen kultiviert“, gibt Uwe Rimmele, Chef der gleichnamigen Gärtnerei in Nötsch, einen Einblick in seine Arbeit und in jene der sechs Mitarbeiter. Die Gartensaison beginnt für Gärtnereien aufgrund des milden Winters bereits Mitte März, etwas früher als sonst. Das kommt den Gärtnereien obendrein auch heizkostentechnisch entgegen.
„Tag für Tag steigt die Nachfrage“, sagt Karl Winkler von Garten und Floristik Winkler in Seeboden. Bis zu 65 Mitarbeiter beschäftigt er im Gartencenter, in der Baumschule, in der Produktion und Gartengestaltung sowie in der Floristik. Hoch ist aktuell die Nachfrage nach Frühlingsblüher. Stiefmütterchen, Hornveilchen, Mohn, Tulpen, Narzissen, Gänseblümchen und Nelken wandern bereits in großen Mengen über die Ladentische.
„Konkurrieren mit dem Verreisen“
Doch nicht nur in den Gärtnereien wird auf Hochtouren gearbeitet. Auch in den heimischen Gärten starten die Vorbereitungsarbeiten. Hochbeete werden gelockert und aufgefüllt, damit demnächst die ersten Salatpflanzen gesetzt werden können. Der Trend zum „Garteln“ blühte während der Coronaphase auf und erfreut sich bis dato großer Beliebtheit. „Neben der biologischen Anbauweise ist den Kunden die Sortenreinheit, also dass es sich um keine Hybridpflanzen handelt, wichtig“, sagt Hannes Bernhard Waidbacher, Betreiber der Gärtnerei Waidbacher in Gmünd, in der er auf die Unterstützung seiner drei Mitarbeiter zählen kann.
Dennoch dünne die steigende Inflation die Brieftaschen etwas aus. „Im Bereich der Zierpflanzen spüren wir einen leichten Rückgang, da die Kunden sparen müssen. Beispielsweise kaufen sie anstatt für zehn Balkonkästen nur noch für sechs ihre Blumen“, ergänzt Waidbacher. „Corona ist vorbei und wir konkurrieren natürlich wieder mit dem Verreisen. Das werden wir umsatztechnisch schon merken“, meint Winkler. Selber pflanzen erfreue sich auch bei der jüngeren Generation immer größer werdender Beliebtheit. „Als ich vor 25 Jahren angefangen habe, waren die meisten Kunden zwischen 55 und 60 Jahre alt. Jetzt kommen deutlich jüngere zu mir und sie kennen sich echt gut“, sagt Andreas Walker, Chef der Seebodener Gärtnerei Walker. Sechs Mitarbeiter greifen ihm täglich unter die Arme, er sucht übrigens noch eine Floristin oder Floristen.
Die richtige Pflanze für den Standort
„Wir müssen verstärkt darauf schauen, dass die Pflanzen am gewählten Standort der Kundschaft ohne viel Zutun gut gedeihen. Zudem müssen wir laufend neue und vor allem widerstandsfähigere Sorten ins Sortiment aufnehmen“, sagt Winkler. Eine Sorge, die alle Betreiber teilen, ist die vor Unwettern und Stürmen. „Ich hoffe, dass wir davor verschont bleiben“, betont Rimmele. Für Waidbacher zählt auch die Überschwemmung des österreichischen Marktes mit billigen Pflanzen aus dem Ausland, die über große Baumärkte, Hofer oder Bella Flora vertrieben werden, zu den Herausforderungen: „Für kleine Gärtnereien wird es immer schwerer da mithalten zu können. Ich hoffe, dass wir nicht überrollt werden.“ Der Kunde entscheide mit seinem Einkauf über die Zukunft der kleinen Gärtnereien und ob die weiterhin bestehen.
Bunt, farbenfroh und südländisch
Wie in den vergangenen Jahren sind alle Arten von Salatpflanzen, Naschgemüse wie Tomaten, Paprika und Kohlrabi, Gurken, Zucchini und Chilis, Kräuter und Obst für den Garten, Terrasse und Balkon am beliebtesten. Alles ohne Chemie, versteht sich. „Für jene, die etwas Neues probieren wollen, wären Wassermelonen, Zuckermelonen und Melanzani empfehlenswert“, rät Uwe Rimmele, Chef der Gärtnerei Rimmele in Nötsch. Steigende Nachfrage gäbe es auch im Bereich der Gartenbepflanzung, die, neben der Optik, auch Insekten und Bienen Schutz und Lebensraum bieten, sind sich Winkler und Branchenkollege Walker einig.
Bunt und farbenfroh liegen bei den Blumen im Trend, weiß Rimmele. Aufgrund der steigenden Temperaturen fällt die Wahl vermehrt auf hitzetolerantere und südländische Pflanzen. Dazu zählen Olivenbäume, Palmen, Citruspflanzen, Pelargonien und Surfinien. „Auch Stroh- und Mandelröschen eignen sich sehr gut“, rät Waidbacher.