Große Resignation macht sich bei den Oberkärntner Waldbauern breit, da sind sich die Leiter der Bezirksforstinspektionen Gerd Sandrieser (Spittal) und Wilfried Strasser (Hermagor) einig. Bei den bevorstehenden, von der Landwirtschaftskammer organisierten Bezirkswaldbauerntagen, werden sie am 1. und 5. Februar einen Situationsbericht abliefern. Der starke Borkenkäferbefall im Lesachtal sowie im Möll- und Drautal bereitet die größten Sorgen. Gab es vor 20 Jahren in Kärnten 200.000 Vorratsfestmeter (Vfm) Borkenkäfer-Schadholz, waren es im Vorjahr 850.000. „Mehr als die Hälfte davon ist im Bezirk Spittal zu verzeichnen. Hinzu kommen weitere 130.000 Vfm Schadholz“, sagt Sandrieser. In Hermagor fielen 2023 rund 200.000 Vfm Borkenkäferholz an, insgesamt betrug die Schadholzmenge 300.000 Vfm.

Borkenkäferbefall und fortschreitender Klimawandel

„Die Schäden durch Borkenkäfer und die Folgen des Klimawandels nehmen rasant zu, der Schadholzanteil durch Unwetter und Borkenkäfer liegt in Kärnten bei mittlerweile 50 Prozent des gesamten Holzeinschlages“, sagt Elisabeth Schaschl, Leiterin des Referates Forst und Energie der Landwirtschaftskammer Kärnten. Rund 23.000 Waldbäuerinnen und Waldbauern in Kärnten blicken daher besorgt in die Zukunft. Aufgrund der schwächelnden Bauindustrie ist die Lage am Holzmarkt angespannt. 

Sandrieser analysiert: „Probleme, vor denen die Waldbauern in Oberkärnten im vergangenen Jahr standen, waren ein geringer Holzabsatz und niedrige Preise, eine schleppende Abfuhr des Holzes aus den Wäldern, Seilbahnverzögerungen durch neu anfallendes Käferholz und die bei vielen Bauern fehlende Bereitschaft und das mangelnde Bewusstsein, das Schadholz aufzuarbeiten.“

Gerd Sandrieser, Leiter der Bezirksforstinspektion Spittal
Gerd Sandrieser, Leiter der Bezirksforstinspektion Spittal © Alexander Tengg

Strasser sagt, dass der Holzmarkt inzwischen wieder aufnahmefähig sei, er appelliert an die Waldbauern, im ersten Quartal zügig an die Ernte zu gehen, und nicht den alten „Käferbäumen hinterherzulaufen, sondern die frisch befallen Bäume aufzuräumen, bevor Ende April die Käfer wieder zu fliegen beginnen“.

Wilfried Strasser, Leiter der Bezirksforstinspektion Hermagor
Wilfried Strasser, Leiter der Bezirksforstinspektion Hermagor © Weichselbraun Helmuth

Abgesehen davon, dass nach Sturm Vaia 2018 mit großem Aufwand die Schadholzbeseitigung vorangetrieben wurde, muss nun rasch die Wiederaufforstung fortgesetzt werden. Dabei benötigen Objektschutzwälder eine besondere Aufmerksamkeit. Sie schützen darunter liegende Siedlungen vor Naturgefahren. In Mallnitz und Mörtschach sind sie so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass die Wildbach- und Lawinenverbauung 2019 technische Maßnahmen wie Steinschlagnetze und Lawinenböcke errichten musste.

Aufforstung mit Herausforderungen verbungen

„Bis der Wald wieder eine Schutzfunktion hat, vergehen 50 Jahre, bei schneereichen Wintern oder Starkregenereignissen könnte es in manchen Regionen gefährlich werden“, schildert Sandrieser. Er führt auch ins Treffen, dass das gewisse Baumarten für die Wiederbewaldung schwer verfügbar sind, und teilweise das Personal für die Aufforstung fehle.

© KK/LK Kärnten

Thematisiert wird von Landwirtschaftskammer-Präsident die Forderungen nach einer Außer-Nutzung-Stellung von zehn Prozent der Kärntner Wälder im Rahmen der EU-Biodiversitätsstrategie. Wie Berechnungen des Economica-Instituts zeigen, gefährde eine Stilllegung der Wälder Arbeitsplätze und Wertschöpfung. „Würde der Holzeinschlag um zehn Prozent sinken, würden laut Berechnungen des Instituts 3500 Arbeitsplätze und mehr als 140 Millionen Euro an Wertschöpfung in Kärnten verloren gehen. Das kann in Zeiten, wo wir jeden Festmeter Holz brauchen, um von fossilen Rohstoffen weg zu kommen, niemand wollen“, betont Huber, der alle Interessierten zu den Waldbauerntagen einlädt.

Landwirtschaftskammer-Präsident Siegfried Huber
Landwirtschaftskammer-Präsident Siegfried Huber © KLZ / Andreas Hoi