Ist die Leiterstelle einer Volksschule nicht mehr attraktiv? Im Gailtal scheint dies der Fall zu sein. Es ist nicht lange her, als noch heftig um Schulleiterposten gestritten wurde. Die Entscheidungen, wer und wo in ein Direktorenzimmer einziehen darf, fielen seinerzeit fast ausnahmslos auf parteipolitischer Ebene. Neben den Glücklichen gab es verständlicherweise viel mehr frustrierte Bewerber. Mittlerweile hat sich da einiges geändert. Im Gailtal wartete zuletzt die Bildungsdirektion vergebens auf Interessenten für die vakanten Leiterstellen in den Volksschulen (VS) Kirchbach, Gundersheim und Dellach/Gail. Die Bewerberliste blieb leer. Diese Situation bewog die Bildungsdirektion Kärnten zu einer sicher nicht alltäglichen Lösung. Sie übertrug die Leitung der drei Schulen an Johanna Robin, die seit 15 Jahren die zweisprachige VS Egg engagiert leitet. „Es ist dies eine Maßnahme, die sorgfältig erwogen wurde und auf die Kompetenzen und die Erfahrung der betreffenden Person zurückzuführen ist“, sagt Bildungsdirektorin Isabella Penz dazu.
Unterstützung von einer Verwaltungsassistentin
Hinter dieser Praxis stünden strategische Entscheidung, die auf Basis verschiedener Faktoren, darunter Qualifikation, Leistungsfähigkeit und organisatorische Kompetenzen, getroffen werde. Penz weiter: „Wir sind überzeugt, dass diese Vorgehensweise zur Stärkung unseres Bildungsangebotes in ländlichen Regionen beiträgt.“ Die Vierfach-Leiterin Johanna Robin wiederum freut sich auf diese neuen Aufgaben. „Die Leitungsfunktion an vier Schulen sehe ich als tolle Herausforderung, aber auch als Möglichkeit, mit dem jeweiligen Team den Kindern ein behütetes und liebevolles Schulleben zu ermöglichen.“ Sie kann dabei auf die Unterstützung einer Teilzeit-Verwaltungsassistentin zählen. Die Gründe, weshalb sich das Interesse für diese Aufstiegsmöglichkeiten derart in Grenzen hält, sind vielschichtig.
„Die Verantwortung wie der zeitliche Mehraufwand machen diese Karriere wenig lukrativ“, heißt es in Schulkreisen. Zudem sei der Interessentenkreis überwiegend weiblich und daher wäre eine zusätzliche Belastung zu Familie und Haushalt wenig erstrebenswert. Offiziell wollte sich dazu niemand äußern. Im Bezirk gibt es elf Volksschulen mit insgesamt 675 Kindern und 86 Lehrpersonen, der Anteil der männlichen Lehrer liegt unter zehn Prozent.