Wer hinter der Unterschriftenliste steht, die seit dem Wochenende in sozialen Medien geteilt wird, war nicht zu eruieren. Jedenfalls wird die Bevölkerung der Pfarren Obervellach, Flattach, Mallnitz und Teuchl die Möglichkeit angeboten, sich per Unterschrift für den Verbleib von Dechant und Pfarrer Johannes Pichler in Obervellach auszusprechen. Bürgermeister Arnold Klammer wandte sich ebenfalls via Facebook an die Obervellacherinnen und Obervellacher. „Weil so viel in den sozialen Medien – und auch sonst überall – über unseren Dechant Johannes Pichler verbreitet wird, möchte ich nun etwas klärend kundtun. Nach zwei Vieraugen-Gesprächen mit Dechant Pichler, der mir seine erschütternden Erlebnisse und die Situation geschildert hat, habe ich um einen Termin beim Generalvikar der Diözese für nächste Woche ersucht“, schreibt Klammer.
„Werde bösartige Anschuldiungen entkräften“
Nach Weihnachten werde sich Dechant Pichler eine Auszeit nehmen, um die Anschuldigungen persönlich zu verarbeiten. In jedem Fall zeige er sich laut Klammer sehr gerührt über den hohen Zuspruch seitens der Bevölkerung. „Eine Unterschriftenliste, die sich für seinen Verbleib im Mölltal ausspricht, wird am Montag im Gemeindeamt aufliegen, wo jeder aktiv unterstützend mitwirken kann. Ich habe Herrn Pichler versichert, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um diese bösartigen Anschuldigungen gegenüber dem Generalvikar zu entkräften. Ebenso habe ich ihm mitgeteilt, dass nicht nur die katholische Pfarrgemeinde, sondern die Bevölkerung seine Arbeit sehr wertschätzt und sein Tun und Wirken gutheißt.“
Es will sich zwar niemand konkret äußern, aber es dürften seitens einiger Vertreter des Pfarrgemeinderates in Obervellach, Beschwerden über Dechant Johannes Pichler (67) bei der Diözese eingegangen sein. Pichler, der seit rund drei Jahren das Amt im Mölltal ausübt, sagt gegenüber der Kleinen Zeitung, dass er sich in Absprache mit Diözesanbischof Josef Marketz dazu öffentlich nicht äußern wird. Nur so viel: „Im Vorfeld hat niemand mit mir gesprochen. Während meines dreiwöchigen Kuraufenthaltes wurde die Beschwerde eingebracht, von der ich bis heute nicht weiß, wer dahintersteht.“
Pfarrgemeinderat rudert nun zurück
Pfarrgemeinderats-Obmann Wilhelm Pacher hatte nach dem Gottesdienst am Sonntag ein Gespräch mit dem Pfarrer: „Die Vorgangsweise des Pfarrgemeinderates war ein Fehler, für den ich mich bei Johannes Pichler entschuldigt habe. Wir sind um ein positives Ende bemüht und wollen, dass er unserer Pfarrgemeinde erhalten bleibt.“ Pacher gibt zu, dass man anstatt das direkte Gespräch mit dem Pfarrer zu suchen, eine Meldung bei der Diözese gemacht habe. Man habe sich laut Pacher um den gesundheitlichen Zustand des Pfarrers gesorgt. „Wir schätzen ihn sehr, mit seinen YouTube-Videos findet er viel Anklang und er leistet eine hervorragende Kinder- und Jugendarbeit“, sagt Pacher. Er verstehe, dass das Vertrauensverhältnis aufgrund dieser Vorkommnisse verletzt worden sei, und sich Pfarrer Pichler nach Weihnachten eine Auszeit nehmen werde.
Vorübergehende Nachfolger für Pfarrer Pichler stehen fest
Die Pressestelle der Diözese Gurk übermittelte der Kleinen Zeitung ein Schreiben von Generalvikar Johann Sedlmaier, das an Pfarrgemeinderäte und die Pfarrgemeinde gerichtet ist. „Dechant Pfarrer Mag. Johannes Pichler hat am 10. Dezember um Entlastung von seinen bisherigen pfarrlichen Aufgaben angesucht und angekündigt, mit 26. Dezember aus gesundheitlichen Gründen die Leitung der Pfarren abzugeben. Die Diözesanleitung entspricht dem Wunsch von Pfarrer Johannes Pichler und gewährt ihm bis auf Weiteres eine Beurlaubung aus gesundheitlichen Gründen“, steht in dem Schreiben. Mit 26. Dezember wird die Leitung der Pfarren bis auf Weiteres neu geregelt: Die Leitung der Pfarren Obervellach, Mallnitz, Flattach und Teuchl wird Vikar Arthur Godrick Kaweesa übertragen. Die Leitung der Pfarren Winklern und Mörtschach wird Kaplan Babu Yelisela innehaben. Laut Diözese werde man die gegen Pfarrer Pichler gerichteten Beschwerden nach den Weihnachtsfeiertagen mit den Pfarrgemeinderäten besprechen.