Im Zuge der 31. Sitzung des Nationalparkrates Hohe Tauern im Besucherzentrum Mallnitz wurden den Entscheidungsträger die ersten Ergebnisse des seit 2016 durchgeführten Langzeitmonitorings durch den renommierten Wissenschaftler Christian Körner präsentiert. Ratsvorsitzende Landesrätin Sara Schaar (Kärnten), Bundesvertreterin Valerie Zacherl-Draxler, Landesrat Josef Schwaiger (Salzburg) und Landesrat René Zumtobel (Tirol) betonten im Zuge der Sitzung die Wichtigkeit der gezielten Forschung zum Erhalt und zum Schutz der Biodiversität.
Als Novum startete 2016 das vom Nationalparkrat initiierte Projekt. Erstmals arbeiten acht Forschungszweige an einem Projekt zur Grundlagenerfassung von wichtigen Indikatoren, unter anderem für den Klimawandel und die Artenvielfalt. Durch die Auswahl des Forschungsgebietes oberhalb der Baumgrenze in einem Nationalpark soll die Veränderung möglichst unbeeinflusst vom Menschen und umfassend von verschiedenen Forschungszweigen beobachtet und dokumentiert werden. Mit Professor Körner konnte das Projekt alpenweit ausgeweitet werden.
Temperaturen steigen seit den 1970er Jahren stetig an
„Der Erhalt und der Schutz der Biodiversität ist Aufgabe eines Nationalparks und folgt der europaweiten Biodiversitätsstrategie. Das Langzeitmonitoring ist ein wichtiges Instrument zur Erfüllung dieser Aufgabe. Es lassen sich bereits erste Aussagen zu den sensiblen Messgrößen treffen. So verkürzt sich die Schneedeckendauer und steigen die Temperaturen – um 2 Grad seit der Mitte der 1970er-Jahre - was langfristig Einfluss auf die Ökosysteme haben muss. Um eindeutige Veränderungen zu identifizieren, ist es notwendig, weiterhin konsequent die Biodiversitätsforschung, zu der neben dem Langzeitmonitoring auch die Biodiversitätsdatenbank des Nationalparks Hohe Tauern zählt, weiterzubetreiben“, betonte Schaar.
Die 18 erforschten alpinen Seen und drei Bachsysteme zeigen nach sieben Jahren hohe zeitliche und Biodiversitätsunterschiede und noch keinen in die Zukunft projizierbaren Trend. Die Daten der alpinen Graslandsysteme entlang von Schneeschmelzgradienten ergaben, dass die Wirkung der Schneedeckendauer die direkte Wirkung der Temperatur klar übersteigt, was Schneeszenarien in den Fokus rückt.
Beobachtungen werden bis 2027 fortgesetzt
Das Verhältnis Gräser zu Kräutern entpuppte sich als ein sensibler Klimaindikator (Gräser und Seggen sind empfindlicher). Die Verbreitung der mehr als 20.000 Arten von Bodenmikroben und rund 50 Arten winziger Bodentiere (Milben und Springschwänze) folgt der Schneebedeckungsdauer. Die sieben erfassten Jahre schließen extrem schneereiche und extrem schneearme Jahre, trockene und feuchte Sommer ein. Um für alle drei Organismengruppen Durchschnittswerte als Referenz für zukünftige Klimawandelfolgen zu erarbeiten, ist das hoch standardisierte Monitoring unbedingt weiterzuführen und nach insgesamt zehn Jahren (2027) neuerlich Bilanz zu ziehen.