Sturm und Starkregen sorgen für Verkehrsbehinderungen, Überflutungen und 1600 Stromausfälle in Kärnten. Trotz hoher Pegelstände und enormer Durchflussmengen haben alle Dämme gehalten. „Es hat aber mehr geregnet als prognostiziert“, sagt Hannes Poglitsch, Leiter der Wasserwirtschaft Hermagor. Die Abflusswerte der Gail haben die Werte eines HQ 30 deutlich überstiegen. So wurde in Micheldorf bei Egg eine Abflussmenge von 720 Kubikmeter/Sekunde gemessen. Poglitsch: „Die Rückhaltesysteme funktionieren einwandfrei, es gibt keine wesentlichen Auffälligkeiten im Sicherungssystem“. Sämtliche Außendienst-Mitarbeiter des Amtes für Wasserwirtschaft standen über Nacht im Einsatz. Die ergiebigsten Niederschläge habe es zwischen Hermagor und Würmlach gegeben.
Einmal mehr vom Hochwasser betroffen ist der Pressegger See, bekanntlich ein Retentionsbecken der Gail. „Das Hochwasser fließt bei Görtschach in den See zurück, der Pegelstand steigt und steigt“, berichtet Christian Pongratz, Bad- und Freizeitparkbetreiber am Pressegger See. Die Strandbäder sind schon geflutet, auf Höhe des Strandbades Presseggen reicht das Wasser bis zum Kindergartengebäude.
Pongratz: „Der Pegelstand des Sees hat an der Messstelle einen Mittelwert von 1,14 Meter, aktuell beträgt er 2,28 Meter darüber“. Beim Hochwasser 2018 schnellte er auf 3,76 Meter. Laut Hannes Poglitsch wird sich der Pegelstand noch weiter nach oben bewegen. Leider zum Schaden der betroffenen Strandbadbetreiber, die mit ihren Restaurants und diversen Anlagen buchstäblich bis zum Bauch im Wasser stehen und einmal mehr mit horrenden Schäden rechnen müssen.
In Kötschach-Mauthen traten Seitenbäche über die Ufer, die Feuerwehren pumpten einige Keller aus. Auf der Gailtalstraße B 111 kam es zu mehreren kleineren Fahrbahnvermurungen und Verklausungen von Abflusssystemen. In Höfling wurde eine Vermurung rasch beseitigt, zwischen Tröpolach und Watschig (Gemeinde Hermagor) war eine kurzzeitige Sperre der B 111 notwendig. Der Gailradweg bleibt gesperrt.
Laut Florian Jost, Pressebeauftragter des Bezirksfeuerwehrkommandos Hermagor, hielten sich die Einsätze der Gailtaler Feuerwehren in Grenzen. Mittlerweile entspanne sich aber die Lage, dennoch seien die Feuerwehren in Einsatzbereitschaft.
In den frühen Morgenstunden rückten 25 Männer der Freiwillige Feuerwehr (FF) Berg im Drautal aus, um eine Mure, welche die Straße in die Ortschaft Schlußnig verlegt hatte, zu beseitigen. Die Straße ist laut FF-Kommandant Philipp Hueter wieder befahrbar. Einen Hangrutsch gab es in Windschnurn in der Gemeinde Lendorf. Hier rückten Freitagvormittag die Feuerwehren Lendorf und Spittal aus, um die abgerutschte Stelle mit Sandsäcken zu sichern, damit nicht noch mehr Wasser von der Drautalstraße (B 100) hinfließt. Laut Walter Egger, Pressesprecher des Bezirksfeuerwehrkommandos Spittal, geriet der Hang unterhalb einer Hauszufahrt ins Rutschen, das Haus sei nicht betroffen.
Zwei Muren verlegen die Katschbergstraße (B 99) zwischen den Ortschaften Lieserbrücke (Seeboden) und Trebesing. Laut Straßenbauamtsleiter Horst Tuppinger ist eine der beiden Muren noch aktiv: „Der Landesgeologe war vor Ort, nun muss man abwarten, bis der Regen aufhört und wie sich die Situation weiterentwickelt. Momentan ist es zu gefährlich, Arbeiter mit dem Aufräumen zu beauftragen.“
Die Feuerwehr Lieserhofen rückte zu einem Hangrutsch auf der Oberen Ebnerwiese in Spittal aus. Die Fratresstraße war verlegt, sie ist mittlerweile wieder befahrbar. In Neuolsach, ebenfalls Spittal, rückte die FF Freitagvormittag aus, um den Keller eines Einfamilienhauses auszupumpen.
In Gmünd droht ein Erdrutsch im Bereich des Feuerwehrhauses eine Mure abzugehen. Derzeit wird durch den Einsatzleiter, dem Landesgeologen sowie dem Amtsleiter der Stadtgemeinde Gmünd das Gelände besichtigt, um die erforderlichen Maßnahmen treffen zu können. Die Bevölkerung wird angehalten, den Bereich zu meiden. Im Einsatz stehen die Feuerwehren Gmünd und Großhattenberg. „Im Hang sind Risse entstanden, die von den Feuerwehrleuten mit Planen abgedeckt werden. Die darunterliegende Gemeindestraße bleibt vorerst gesperrt“, Walter Egger.