Rund um Allerheiligen werden Friedhöfe besucht, die Gräber geschmückt, Erinnerungen an verstorbene Mitmenschen werden wach. „Dass in den Monaten von Allerheiligen bis Neujahr, die Trauer um geliebte Menschen intensiver wird, merken auch wir von der offenen Trauergruppe“, sagt Ursula Weiß-Wichert, Initiatorin der Trauergruppe der „Hospizbewegung Diakonie de La Tour“ in Spittal. Sie absolvierte in Salzburg den Hospizbegleiter- und den Trauerbegleiter-Lehrgang. Als die 72-Jährige nach der Pensionierung nach Spittal gezogen war, widmete sie sich zunächst der Begleitung sterbender Menschen. „So baut man auch Beziehungen zu den Angehörigen auf, doch nach dem Tod des Familienmitglieds bleiben diese zurück. Daher entschied ich mich, vor fünf Jahren die Trauergruppe zu gründen“, sagt Weiß-Wichert, die im Team auf die Kolleginnen Elisabeth Auer und Gerhild Kapeller zählen kann.

Geschützter Rahmen für Trauernde

„In der Begleitung geht es nicht darum, die Trauer zu heilen. Trauer vergeht nicht, sie bleibt bei uns. Wir akzeptieren sie, lernen, mit ihr zu leben und versuchen sie zu verändern“, schildert Weiß-Wichert, die 39 Jahre alt und Mutter eines achtjährigen Sohnes war, als ihr erster Ehemann 1989 verstorben war. „Damals gab es noch kein Sterbe- und Trauerbegleiter. Erst 20 Jahre nach dem Tod meines Mannes, absolvierte ich die dafür nötigen Ausbildungen.“

Ursula Weiß-Wichert, Leiterin der offenen Trauergruppe Spittal, Diakonie de La Tour
Ursula Weiß-Wichert, Leiterin der offenen Trauergruppe Spittal, Diakonie de La Tour © KLZ / Martina Pirker

Ihre Erfahrungen fließen in der ehrenamtlichen Tätigkeit ein: „In der Trauergruppe versuchen wir wertschätzend Mut zu geben, die richtigen Worte zu finden oder unumwunden zuzugeben, dass wir sprachlos sind. Wir bieten Trauernden einen geschützten Rahmen, ihre Emotionen zu zeigen und über die Verstorbenen und die damit verbundenen Verluste zu reden. Die Gruppe gibt Halt, weil man mit seinem Schicksal nicht allein gelassen wird. Mit Außenstehenden spricht es sich oft leichter, als mit Angehörigen.“ Es besteht auch die Möglichkeit, Einzelgespräche oder Telefonate mit einer der drei Trauerbegleiterinnen zu führen.

Eine durchschnittliche Begleitung dauert ein Jahr. „Im Laufe der Monate stellt sich wieder Zuversicht ein. Aus der offenen Wunde der Trauer wird eine Narbe. Viele Teilnehmer der Gruppe zeigen wieder Interesse an Unternehmungen und nehmen freudvoller am Geschehen teil. Für uns im Team ist es schön, zu beobachten, wenn es wieder bergauf geht.“

„Wichtig ist die Einsicht, dass man nicht allein ist“

Beim Trauerprozess gebe es kein Richtig oder Falsch. „Es gibt kein Rezept. Der Verlust kann Jahre her sein oder erst kürzlich geschehen sein. So einzig jeder Mensch ist, genauso einzig ist seine Trauer. Darüber zu reden hilft, in unserer Gruppe kommt es natürlich auch vor, dass entspannt gelacht wird. Wichtig ist die Einsicht, dass man nicht allein ist“, sagt Weiß-Wichert.

Die offene Trauergruppe trifft sich jeden ersten Dienstag im Monat um 17.30 Uhr im Otelo, in der Spittaler Brückenstraße 6. Das nächste Treffen findet am 7. November statt. Es sind weder Anmeldung noch ein finanzieller Beitrag erforderlich. Die Begleitung ist individuell, anonym und wird unabhängig von Herkunft und Religion angeboten.