Zu einem Einsatz rücken die Geschwister Karina (18) und Kristof Graf (17) aus St. Stefan im Lavanttal immer im Doppelpack aus. "Das ist Gold wert. Wir kennen uns gut und wissen, wie es dem jeweils anderen geht. Wir unterstützen gegenseitig", so die Geschwister, die seit 2019 ehrenamtliche Mitglieder bei der St. Andräer Wasserrettung sind.
Zusammen retten sie nicht nur in Not geratene Menschen, gemeinsam blicken sie auch auf das Gesehene zurück, um so manches leichter verarbeiten können. "Wir motivieren uns gegenseitig", so die Geschwister, die durch ihre Mutter zum Ehrenamt gefunden haben. "Sie hat uns vorgeschlagen, einen Kurs bei der Wasserrettung zu machen. Es hat uns so gut gefallen, dass wir gleich dabeigeblieben sind. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man Menschen helfen kann", sagt Kristof Graf.

Tragisches Unglück

Nach einigen Ausbildungen interessieren sich die beiden auch für den Fließwasserretter und den Schiffsführer. Zeitgleich lassen sie sich nach dem tragischen Unglück am St. Andräer See im Vorjahr auch zum Rettungssanitäter beim Roten Kreuz ausbilden. "Wir wollen mehr Erfahrung sammeln, um noch mehr helfen zu können", betonen die beiden. Kristof Graf habe sich nach dem Einsatz am St. Andräer See vor ziemlich genau einem Jahr – am 18. August 2022 – "etwas isoliert": "Ich habe mich etwas aus der Wasserrettung zurückgezogen. Karina hat mich dann motiviert, wieder mehr dabei zu sein", erinnert sich Kristof zurück, der in Zukunft auch die Ausbildung zum Einsatztaucher absolvieren möchte. Beide sind bereits als ABC-Taucher (Abtauchen und Absuchen in Gebieten unter fünf Metern Tiefe) bei Einsätzen dabei.

Karina Graf möchte sich zur Rettungsschwimmlehrerin ausbilden lassen, da sie es "liebt, andere für die bereichernde Tätigkeit bei der Wasserrettung zu begeistern." Ihre ersten Versuche als unterstützende Ausbildnerin hatte sie – als stellvertretende Leiterin der Kindergruppe sowie des Referates Jugend – bereits bei den Trainings mit Kindern und Jugendlichen. "Man kann den Kindern etwas zeigen und bei ihrer Entwicklung dabei sein. Zuerst fangen sie in der Kindergruppe an und schon haben sie den Helferschein. Das ist schön zu sehen." Kristof Graf ist bei den Notfallsanitäter-Prüfungen am Tatzerteich in Wolfsberg immer als Taucher vor Ort. "Hier werden Unfälle simuliert und die zu Ausbildenden müssen diesen bewerkstelligen", erklärt der 17-Jährige.

Im Sommer sind die Geschwister vorwiegend am St. Andräer See vorzufinden. Sie absolvieren mindestens vier Dienste pro Saison, bei welchen sie sich als Dienstführer abwechseln. "Wir sind aber auch am See, wenn wir keinen Dienst haben, um die anderen ein wenig zu unterstützen", sagt Karina Graf.

Familiäre Unterstützung

Das Geschwisterduo wird von den Eltern Karli und Kathrin Graf unterstützt, die sich vor allem im Hintergrund engagieren. Beide sind Förderer der Wasserrettung und helfen, wo sie können. Der Zimmermann und Spengler sowie die Verwaltungsfachangestellte beim Roten Kreuz sind da, wenn jemand Verpflegung braucht oder chauffieren ihre Kinder und andere Mitglieder von A nach B.

Solange die Geschwister können, möchten sie sich ehrenamtlich engagieren. Aber auch beruflich haben die beiden bereits Ziele: Nach der Matura am BORG Wolfsberg im nächsten Jahr möchte Kristof Graf als Zivildiener zum Roten Kreuz. Danach strebt er einen sozialen Beruf an, wobei er schon länger das Medizinstudium im Visier hat. Seine ältere Schwester freut sich schon auf ihr Psychologiestudium, das die Absolventin des Stiftsgymnasiums St. Paul im Herbst beginnen möchte.

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