"Geschlossen" steht seit wenigen Tagen auf dem Schild, das an der Eingangstür von "Glas Schreiner" hängt. Mit 1. Jänner 2024 geht Glasermeister Hans Schreiner von der Glaserei am Hohen Platz 14 in Pension. Daher wird der Wolfsberger den alteingesessenen Handwerksbetrieb heuer mit Jahresende schließen. "Der Hauptgrund für die Schließung ist der, dass ich eine vorzeitige Alterspension antreten kann, und meine Lebenspartnerin, die im Verkauf und im Büro mitgearbeitet hat, bereits seit August in Pension ist", sagt Hans Schreiner, der den Betrieb und das Haus 1995 von seinen mittlerweile verstorbenen Eltern Annemarie und Hans Schreiner übernommen hat.

Das Geschäft mit regelmäßigen Öffnungszeiten ist de facto seit 1. August geschlossen. "Nach telefonischer Vereinbarung unter 0664/234 05 23 werden vorerst noch kleinere Aufträge wie Reparaturen angenommen", informiert der 61-Jährige, der bestehende Artikel wie Spiegel oder Geschirr abverkauft. "Das Geschäft hat so wenig Frequenz, deshalb rentiert es sich wegen der Kosten nicht mehr, Personal aufzunehmen", meint Schreiner, dessen Höchststand in der Vergangenheit sechs Beschäftigte waren. Laut dem Glasermeister sei die Frequenz am Hohen Platz generell "sehr bescheiden". "Während des Umbaues 2018/19 war der Hohe Platz tot. Aber auch danach stieg die Frequenz nicht. 80 bis 90 Prozent der Autos fahren nur durch", klagt er und kritisiert auch die Parkplatz-Situation. Deshalb sinke auch die Anzahl der Betriebe sukzessive.

Hans Schreiner tritt am 1. Jänner 2024 vorzeitig seine Pension an
Hans Schreiner tritt am 1. Jänner 2024 vorzeitig seine Pension an © Petra Mörth

Fünf Schließungen im Vorjahr

Bereits heuer im April schloss Optikermeisterin Konstanze Sedlak ihr Brillenfachgeschäft am Hohen Platz. 2022 hörten insgesamt fünf Betriebe in diesem Straßenzug auf. Den Beginn machte Juwelier Alois Kudrinka, der das Familienunternehmen mit einer 135-jährigen Geschichte schloss. Der Beauty-Store "Henriett-Bioboutique" zog vom Hohen Platz 1 in die Huth-Villa in der Paul-Hackhofer-Straße 1 um. Nach dem unerwarteten Ableben des vormaligen Wirtes Helmut Karner am 17. Juni 2022 wurde das Gasthaus "Zum Staudacher" geschlossen. Ende 2022 verließ auch "Elektro Krassnig" nach 73 Jahren die Altstadt. Genauso lange leer stehen auch die Geschäftsräumlichkeiten, in denen "Chili Fraunz" knapp fünf Jahre lang seinen Genussladen geführt hat. Den Hohen Platz verlassen wird auch die Raiffeisenbank Mittleres Lavanttal, die am Bahnhofplatz die Errichtung eines Gebäudes plant.

"Glas Schreiner" hat einen kleineren (rechts) und einen größeren Geschäftsraum (links)
"Glas Schreiner" hat einen kleineren (rechts) und einen größeren Geschäftsraum (links) © Petra Mörth

Ungewiss sei indes noch die Zukunft von Schreiners Haus am Hohen Platz, in dem es im zweiten Stock auch eine nicht bewohnte Wohnung mit 240 Quadratmetern gibt. In das kleinere Geschäftslokal im Erdgeschoss mit rund 50 Quadratmetern zieht im September für sechs Monate der Pop-up-Store der Lavanttaler Tischlergemeinschaft ein. Das größere Geschäftslokal, in dem von 2008 bis 2020 die Trendboutique "Leonardo" bis zum Wechsel auf die andere Straßenseite eingemietet war, verfügt über rund 100 Quadratmeter. "Die beste Lösung für mich wäre es wohl, das ganze Haus auf einmal zu verkaufen", meint Schreiner.

Ära reicht weit zurück

Die Ursprünge der Glaserei Schreiner in Wolfsberg begannen vor über 200 Jahren. Hans Schreiners Großvater Eugen, dessen Vater eine Glaserei in Wilhelmsburg betrieb, heiratete 1920 eine der beiden Töchter der damaligen Besitzer des Betriebes, Leopold und Maria Aufreither. Der Firmenerbe Hans Schreiner, der Vater des jetzigen Inhabers, übernahm die Glaserei 1951. Neben vielen Bauverglasungen in öffentlichen Gebäuden wie Kindergärten wurde von Schreiners Betrieb auch die Fassade der Eventhalle in Kleinedling verglast. Bis 2008 handelten die Schreiners zusätzlich auch noch mit Haushaltswaren.

Seit circa 1850 befindet sich Glas Schreiner am Hohen Platz in Wolfsberg
Seit circa 1850 befindet sich Glas Schreiner am Hohen Platz in Wolfsberg © Petra Mörth