1. Der Schönsonntagmarkt in der Wolfsberger Innenstadt ist schon drei Wochen her, erhitzt aber immer noch die Gemüter. Die FPÖ spricht von "massiver Wirte-Abzocke". Bis zu 2880 Euro pro Wirt wurden in Rechnung gestellt. Wie wurde die Höhe der Beiträge berechnet?
"Die Beiträge für einen Standplatz wurden nach betriebswirtschaftlichen Überlegungen kalkuliert. Diese sind auf der Stadtwerke-Homepage abrufbar", sagt Stadtwerke-Chef Christian Schimik. Für die Wirte im Marktgebiet wurden "Packages" ausgearbeitet. Die Preise richteten sich nach der Größe des Gastgartens und der Nähe zu Musikkapellen. Im Preis enthalten waren Bewerbung (mit Speisekarte), Reinigung, Security usw.

2. Laut FPÖ wurden die Wirte teils überrumpelt und quasi zum Mitmachen "gezwungen"?
"Mit sämtlichen Gastbetrieben wurden mehrfach persönliche Gespräche geführt. Die Betriebe haben sich bereit erklärt, am Schönsonntagmarkt teilzunehmen", sagt Schimik. Die Wirte konnten ein "Package" wählen, das es in verschiedenen Preisklassen gab.

3. Mussten die Wirte in der Stadt mitmachen?
"Wer kein Package nahm, konnte sein Lokal im Rahmen der gesetzlichen Öffnungszeiten betreiben und war dann eben nicht Teil des Marktgeschehens. Wer ein Package hatte, für den galten die Marktzeiten und sie konnten von Benefits und dem gemeinsamen Werbeauftritt profitieren", sagt Bürgermeister Hannes Primus (SPÖ).

4. Einige unzufriedene Wirte wollen 2024 nicht mehr mitmachen . . .
"Nächstes Jahr gilt das gleiche, wie dieses Jahr: Der Gastwirt kann entscheiden, ob er dabei sein will oder nicht und somit Teil des Marktes ist oder eben nicht", sagt Schimik.

5. Einige Wirte klagen über schlechte Frequenz und Umsätze . . .
An allen vier Markttagen hat es zwischendurch geregnet. Dennoch sprechen die Stadtwerke von 40.000 Besuchern. "Der Markt hat heuer auch vier Tage gedauert, also einen Tag länger. Wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen, auch von Wirten", sagt Primus. "Eine Besprechung mit den Gastbetrieben nach dem Markt ergab, dass unter den Wirten Zufriedenheit mit den Einnahmen aus der Durchführung des Marktes herrscht", so Schimik. Ihm zufolge sollen bereits im Herbst die nächsten Gespräche mit den Gastbetrieben und den Geschäften in der Innenstadt stattfinden.

6. Nachdem die Stadt teilweise schon eine Woche vor dem Markt
gesperrt war, klagen Wirte und Geschäfte über enorme Umsatzrückgänge . . .
Laut Hannes Primus sei die Sperre nötig, um "einen sicheren und zügigen Auf- und Abbau des Marktes zu gewährleisten". Laut Schimik sei das Ziel, "die Auf- und Abbauzeit zu verkürzen und es werden diesbezüglich derzeit die neu gewonnenen Erfahrungen dahingehend analysiert. Eines muss allerdings immer klar sein: Es kann und wird keine Abstriche bei der Sicherheit geben."

7. In Kleinedling gibt es ein Marktgelände, auf dem jahrzehntelang die Märkte stattgefunden haben. Wieso nicht dort?
"Der Kolomonimarkt findet ohnehin auf dem Marktgelände statt. Aber mit dem Schönsonntagmarkt in der Innenstadt wollen wir die Betriebe in der Stadt stärken", sagt der Bürgermeister.

8. Wenn man Betriebe stärken will, wieso die massive Beitragserhöhung, wie die FPÖ im Vergleich zu 2022 kritisiert . . .
"Aufgrund der zentralen Organisation konnten die Kosten für die teilnehmenden Betriebe im Rahmen gehalten werden", antwortet Schimik.

9. Wie viel Geld haben die Stadtwerke für die Durchführung des Schönsonntagmarktes in die Hand genommen?
"Wir sprechen über einen sechsstelligen Betrag", sagt der Stadtwerke-Chef.

10. Wird es Änderungen beim nächsten Markt in der Stadt geben?
"Verbesserungsvorschläge sind jederzeit willkommen", sagt Marktleiterin Andrea Primus von den Stadtwerken: "Es war erst der zweite Schönsonntagmarkt in der Stadt und ist quasi noch in der Ausbauphase." Änderungen sind schon jetzt geplant: "Wir überlegen, die große Eröffnung mit Aufstellung Freyung und Bieranstich gemeinsam am ersten Markttag, am Donnerstag, zu machen. Das Marktende am Sonntag kam für manche Besucher mit 15 Uhr zu früh. Hier denken wir über eine Verlängerung bis 18 Uhr nach", sagt Andrea Primus.

11. FPÖ-Stadträtin Isabella Theuermann findet die Familienkombi – Bürgermeister Hannes Primus ist Marktreferent, seine Frau die Marktleiterin – "äußerst bedenklich".
Andrea Primus ist seit 15 Jahren für die Organisation der Traditionsmärkte in Wolfsberg – also des Schönsonntagmarktes im Juni und des Kolomonimarktes im Oktober – zuständig, Hannes Primus ist erst seit 2020 Bürgermeister. Damals nach der Angelobung "schnappte" er sich das Marktreferat, das davor die FPÖ beziehungsweise Theuermanns Vorgänger über hatte.

Hannes Primus mit seiner Frau Andrea und Christian Schimik
Hannes Primus mit seiner Frau Andrea und Christian Schimik © Bettina Friedl