Die Vorstellung, dass einzelne Menschen für Unwetter, Naturkatastrophen oder das Schicksal anderer verantwortlich gemacht werden können, ist uralt. Sündenböcke, denen man alle Schuld aufladen kann, um eigene Defizite und Schwächen auszublenden, gibt es schon so lange, wie es Menschen gibt. Aus psychologischer Sicht erreicht die Masse durch das Verantwortlich-Machen und die Bestrafung von Sündenböcken eine kathartische Reinigung. Nachdem der Sündenbock "geopfert" ist, tritt innerhalb der Gemeinschaft Läuterung ein. Der Psychologe Philip Zimbardo schreibt über Ursache und Wirkung der Hexenverfolgungen: "Das schreckliche Paradoxon der Inquisition besteht darin, dass durch den glühenden und oft aufrechten Willen, das Böse zu bekämpfen, in einem imposanteren Maßstab als jemals zuvor Böses entstand".