Sobald es draußen wieder etwas wärmer wird, begeben sich die Amphibien auf "Fortpflanzungswanderung". Eine gefährliche Zeit – nicht nur für die Kröten und Frösche. Auch bei ihren Rettern kann es zu bedrohlichen Situationen kommen. "Es ist nicht ungefährlich, weil hier eine stark befahrene Bundesstraße ist. Viele Fahrer nehmen keine Rücksicht", sagt Robert Komarek (67), als er mit seiner Frau Andrea Springer (59) in der Früh entlang der B 80 Lavamünder Straße marschiert.

Um gut sichtbar zu sein, tragen beide Warnwesten. Mit Kübeln in der Hand wird der über ein Kilometer lange Schutzzaun genau abgegangen. Und schon bei den ersten eingegrabenen Kübeln blitzen zwischen dem Laub ein paar Kröten heraus. "Normalerweise sollten Handschuhe getragen werden. Diese habe ich heute vergessen. Ich habe aber kein Problem damit, sie so anzugreifen. Es fühlt sich überhaupt nicht eklig an. Es ist einfach nur kühl und glatt", sagt die Ex-Trafikantin und Mitarbeiterin im St. Pauler Genussladen, die vor zwei Jahren unter die "Froschklauber" gegangen ist. "Ich bin sehr naturverbunden. Mein Mann ist so nett und unterstützt mich."

Der erste Kübel ist schnell gefüllt
Der erste Kübel ist schnell gefüllt © Simone Dragy

Ihr Wunsch, dass das Fahrtempo während "ihres Klaubens" von 100 auf 70 reduziert werde, wurde den beiden nicht erfüllt. "Wir sind damit bei der Behörde abgeblitzt. Die Autofahrer würden nur 20 Sekunden verlieren", sagt Komarek, pensionierter Lehrer und Fotograf.

"Befreiungsrufe"

Das Abblitzen kennen auch die Amphibien – zumindest die Männchen, die sich regelrecht an ihre größeren Weibchen klammern. Sie sind auch diejenigen, die vorwiegend "schreien." "In den Kübeln sind es Befreiungsrufe. Unter den Männern herrscht eine große Konkurrenz. Mit ihren Rufen signalisieren sie auch, dass es ihr Weibchen ist", sagt Karina Smole-Wiener von der Arge Naturschutz. Rufe sind aus den Kübeln mehrere zu hören. Oft "kleben" mehrere Tiere aufeinander.

© Simone Dragy

"Der erste Kübel ist voll, jetzt gehen wir zum Laichgewässer", sagt Springer. Um sicher die Straße zu queren, wird noch nach rechts und links geschaut. Gegenüber liegt der Lavamünder Naturbadesee, von dem etwa ein Drittel als Biozone gilt. "Ich leere sie jetzt aus, die restlichen Zentimeter müssen sie selber erledigen", sagt Springer. In "ihrem Gewässer" bleiben die Weibchen solange, bis sie abgelaicht haben. "Danach wandern sie bald wieder ins Umland zurück, um zu verhindern, dass sich wieder ein Männchen an sie klammert, um sich fortzupflanzen", sagt Smole-Wiener. Bei der Rückkehr ins Umland seien die Amphibien schneller unterwegs. Bei kühleren Graden seien sie schlichtweg weniger mobil.

Beim Laichgewässer werden sie wieder freigelassen
Beim Laichgewässer werden sie wieder freigelassen © Simone Dragy

Mit der Zaun-Kübel-Methode könne zumindest der Hauptteil vor dem Tod bewahrt werden. Es sei aber kein Allheilmittel. "Wichtig sind die ehrenamtlichen Helfer. Erst wenn wir wissen, dass jemand die Zäune betreut, können diese aufgebaut werden", sagt Smole-Wiener. In Lavamünd wird das Ehepaar von der Straßenmeisterei unterstützt, die auch den Zaun ab- und aufbaut. Rund 2400 Stück waren es im letzten Jahr, die das Ehepaar rettete. 181 Kröten und ein Frosch waren es bei einer ihrer letzten Rettungsaktionen. "Früher waren noch viel mehr unterwegs", erzählt eine ältere Dame, deren Grundstück überquert werden darf, um zum Laichgewässer zu gelangen. "Wir machen es gerne und können so etwas zur Erhaltung dieser Tierart beitragen", sagt das Ehepaar, das seit sechs Jahren in Lavamünd lebt.

Helfer werden gesucht

Wer auch mithelfen möchte, kann sich bei der Arge Naturschutz unter office@arge-naturschutz.at oder (0463) 32 96 66 melden. Gesucht werden für heuer noch Freiwillige etwa in Lavamünd, Kaltenbrunn bei Völkermarkt oder Gallizien.