Nicht nur ganz große, auch bescheidenere und weniger spektakuläre Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. In Wolfsberg feiert die Mariensäule, fünf Meter von einem barocken Ensemble auf dem Hohen Platz in den Himmel ragend, im kommenden Jahr so etwas wie einen Geburtstag. Am 8. Dezember 1718 – dann also vor 300 Jahren – wurde das Monument geweiht. Mit den Feiern zu diesem Jahrestag beginnt man schon heuer.
Es war eine Erinnerung an die Schrecken der Pest, der die Bewohner damals ein Denkmal setzten – oder besser einen Dank dafür, dass Wolfsberg von der furchtbaren Seuche verschont geblieben war. 1713 wütete der Schwarze Tod im Lavanttal und näherte sich bedrohlich der Hauptstadt. Die Wolfsberger verlegten sich aufs Beten und legten das Gelübde ab, die Muttergottes in besonderem Maße zu ehren und ihr ein sichtbares Zeichen dafür darzubringen, sollte die Pest an der Stadt vorüberziehen. So geschah es. 1718 wurde die Mariensäule errichtet. Bei näherer Betrachtung erkennt man rasch, dass es sich dabei nicht nur um ein rein religiöses Mahnmal handelt. Die Säule, geschaffen vom Griffner Steinhauer Simon Reischl, steht auf einem Sockel, dessen Postament vier weitere Figuren schmücken.
Die beiden Pestheiligen Rochus und Sebastian sind erkennbar –und die Statuen zweier weltlicher Herrscher. Kaiser Heinrich II. und dessen Gattin Kunigunde werden im Krönungsornat dargestellt. Umgeben ist die sternenbekrönte Statue der Maria Immaculata, der Unbefleckten Empfängnis, von einem schmiedeeisernen Gitter, welches vier Putti mit Schilden aus späterer Zeit zieren. In den Händen hält Maria die Lilie als Zeichen der Unschuld.
„Wir wollen ein Jubiläumsjahr feiern und dieses bereits am heutigen 8. Dezember beginnen“, sagt Stadtkaplan Christoph Kranicki. Um 18 Uhr wird die Feuerwehr der Statue einen Blumenkranz aufs Haupt setzen. „Wie in Rom auf der Piazza di Spagna“, erinnert Kranicki an die Tradition, dass sich der Papst jedes Jahr am 8. Dezember vor der Colonna dell’ Immacolata zum Gebet mit den Gläubigen einfindet.
Die Wolfsberger werden ersucht, Kerzen mitzubringen und den Hohen Platz in ein stimmungsvolles Licht zu tauchen. Kranicki sieht in der Marienverehrung einen aktuellen Bezug: „Die wahre Glaubenserneuerung kann nur durch und mit Maria geschehen.“ Für Dechant Engelbert Hofer ist Maria ein Symbol der Hoffnung: „Wir können uns in unserer bewegten Zeit mit so vielen Problemen und Brüchen dem Guten Hirten und seiner Mutter anvertrauen.“