Altes Brauchtum wird im Lavanttal gerne weitergegeben und so dreht sich jetzt, kurz vor Ostern, alles um den Palmbuschen, der an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnern soll.
Da das Interesse in der Bevölkerung, den Palmbesen selbst zu binden, groß ist, organisierte das Museum im Lavanthaus am Mittwoch zwei Workshops, einen am Vormittag, einen am Nachmittag. Dabei wurde den Besuchern Schritt für Schritt von Elisabeth Hinteregger, Sieglinde Talker und Anna Hambaumer gezeigt, wie ein richtiger Lavanttaler Palmbuschen aussehen sollte und welche Besonderheit dahintersteckt.
Pflanzen mit Bedeutung
Der Lavanttaler Palmbuschen wird aus drei Pflanzen gebunden, die allesamt eine starke Beziehung zum Volksglauben aufweisen: Buchsbaum symbolisiert das ewige Leben, da er auch im Winter seine grünen Blätter behält. Der Segenbaum gibt dem Palmbesen den nötigen Segen und der Wacholder dient zur Abwehr des Bösen. „Die Palmkätzchen werden mit diesen Pflanzen ausgesteckt und verziert“, sagt Elisabeth Hinteregger, die das Binden von ihrem Bruder erlernte. Das wirklich Besondere am Lavanttaler Palmbuschen ist aber der aus Weide geflochtene Handgriff.
Dafür werden fünf Weidenruten verwendet und mit einer speziellen Technik und dazugehöriger Fingerfertigkeit geflochten.
Als erstes werden die Weidenzweige nach unten gebogen. Der vordere Zweig wird losgelassen, der hintere waagrecht nach links gelegt, um dann den vorderen Zweig auch nach unten zu biegen. Der nun nach links weiterführende Weidenzweig wird unter den nächsten gelegt, dann werden beide verdreht, sodass der Weiterführende nach unten zeigt. Der neue Weidenzweig wird waagrecht zum Nächsten weitergeführt und so weiter.
Ist der Palmbesen schlussendlich fertig, wird er am Palmsonntag in der Kirche geweiht. „Ein geweihter Palmbuschen gilt als Schutz für Haus und Hof“, erklärt Sieglinde Talker, die selbst schon als Kind dreimal mit dem Palmbesen um das Haus gelaufen ist um so für Segen in ihrem Heim zu sorgen.
In die Hose gesteckt
Die geweihten Zweige werden dann an verschiedenen Orten als Kreuze aufgestellt: am Feld sollen sie die Ernte schützen, unter dem Dach vor Unwetter und Feuer bewahren. In Landwirtschaftsbetrieben werden sie im Stall aufgestellt um dadurch Krankheiten abzuwehren.
„Einst war es üblich, Palmkätzchen ins Ohr zu stecken – das sollte vor Ohrenschmerzen schützen. Auch wurden sie mit in den Sarg gelegt oder dem Bräutigam in die Hose gesteckt“, erklärt Kursleiterin Talker die vielfältigen, heute teilweise vergessenen Anwendungsbereiche des alten Brauchtums.
Julia Wernig