Unmittelbar nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 begannen die Repressalien und Schikanen: Zeitzeugen berichten von antisemitischen Karikaturen auf der Straße und dem Fenster der Gemischtwarenhandlung Gross, daneben judenfeindliche Parolen. Hausdurchsuchungen nach Waffen, politischem Material, „jüdischer“ Literatur, Geld und Wertgegenständen folgten. In ihrem Gespräch mit Andrea Lauritsch äußerte sich Anny Junek (geborene Gross) wie folgt zu den Ereignissen: „Ich weiß nicht genau, was zuerst geschah: die Hausdurchsuchung – angeblich hatten wir verstecktes Gold – oder daß über die breite, große Straße ,Judenköpfe‘ gemalt waren und mit weißer Farbe geschrieben war: ‚Jude Gift, raus mit dir!‘ und auf die Auslagen ähnliches. Eines Tages“, so die in der Zwischenzeit in den USA verstorbene Anny, „besetzten sie das Geschäft als Privateigentum und gaben uns täglich zehn Schillinge zum Leben.“
Alexander Verdnik