„Die Forstwirtschaft liegt bei mir in den Genen. Bereits mein Vater und seine Großväter waren als Förster beschäftigt“, sagt Bernhart Binder mit einem Lächeln. Seit dem 1. Juli 1998 ist der 64-Jährige, der in Lölling im Bezirk St. Veit aufgewachsen ist, beim Benediktinerstift St. Paul beschäftigt. Seit dem 1. Jänner 1999 als verantwortlicher Forstdirektor und somit für die wirtschaftliche Leitung des Stiftes zuständig. „Es war eine Fülle von Aufgaben, die dadurch auf mich zukam“, erzählt Binder, der in Althofen maturierte und danach ein Studium an der Universität für Bodenkultur in Wien mit einem Doktorat abschloss. Dort verfasste er auch Hilfstafeln zur Erhebung und Bewertung von Schälschäden an der Fichte, die heute noch österreichweit verwendet werden. Am Stift unterstützte er in Zusammenarbeit mit 35 Mitarbeitern bisher drei Administratoren und einen Abt.
Am 14. Juni wurde Binder eine besondere Ehre zuteil. Ihm wurde das Silberne Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik Österreich verliehen. „Es ist eine Wertschätzung meiner Arbeit, die nur durch gute Zusammenarbeit mit allen Mitarbeitern, Behördenvertretern, Sachverständigen und Nachbarn möglich war“, hebt der zweifache Vater hervor, der auch zwei Jahrzehnte in der Staatsprüfungskommission für den höheren technischen Forstdienst tätig war. Zudem ist er Mitglied im Arbeitsausschuss des Baufonds der Katholischen Kirche Österreichs sowie Vorsitzender des Fischereiverbandes Wolfsberg.
3200 Hektar Betriebsfläche
Sein Arbeitsbereich war in den vergangenen 25 Jahren vielfältig. Denn das Stift umfasst neben der Forst- und Landwirtschaft auch Weinbau in Slowenien, das Stiftsgymnasium mit angeschlossenem Tagesheim, das klostereigene Museum sowie die Erhaltung und Betreuung von vier Pfarren samt Kirchen und Pfarrhöfen und das ehemalige Kapuzinerkloster in Wolfsberg. Konkret handelt es sich um 3200 Hektar Betriebsfläche, davon sind 2600 Hektar Waldfläche. Mit dem Stift Eberndorf zählen auch Campingplätze am Klopeiner See und Gösselsdorfer See zum Stiftsbesitz dazu. Einige Flächen waren in den letzten Jahrzehnten auch von Unwetterereignissen betroffen. „2002 brachen bei der Lavamünder Alpe 35.000 Festmeter Holz aufgrund der Schneelast, 2006 waren 80 Hektar von einem Hagelschlag betroffen. 35 Hektar mussten wieder aufgeforstet werden“, zählt Binder einige Bespiele auf. Danach folgten die Sturmtiefs Yves (2017) und Zacharias (2023).
Lange Verhandlungen
Auch der Bau der Koralmbahn spielte im beruflichen Leben Binders eine wichtige Rolle und zählte zu den herausforderndsten Projekten. Denn mehr als 20 Jahre lang wurde geplant und verhandelt. Binder führte auch federführend alle Verhandlungen. Immerhin liegen Teile des neuen Bahnhofs St. Paul am Grundstück des Stiftes und auch die Bahntunnel verlaufen unter den Wäldern des Stiftes. „16 Jahre lang wurden auch sechs Hektar als Baustelleneinrichtungsfläche genutzt“, berichtet Binder. Auch die Beeinflussung der Fischereirechte musste geklärt werden.
Tausende Seiten und unzählige Ordner später, geht die Koralmbahn nun im Dezember 2025 in Betrieb. „Es war uns von Anfang an wichtig, dass die Chancen ergriffen werden, die die Koralmbahn bietet und Wege für die Zukunft geschaffen werden“, so Binder. Auch die „Potenzialflächen“ des geplanten Technologieparks in St. Paul im Ausmaß von rund zehn Hektar, ebenfalls in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof, befinden sich im Besitz des Stiftes. Der Babeg wurde eine Option auf Flächen eingeräumt. „Der Mehrwert für die Anrainer, Gemeinde, Betriebe und die Region war für uns ebenfalls wesentlich“, so Binder. Auch bei den millionenschweren Hochwasserschutzprojekten am Gösselsdorfer Seebach (Eberndorf) und Langlbach (St. Paul) war das Stift an der Umsetzung beteiligt.
Jene Flächen, auf dem der Windpark Soboth mit zwei Windrädern erbaut wurde, befinden sich ebenfalls im Besitz des Stiftes. 2023 wurde der Windpark von der Kelag erworben. Das Stift bekommt eine Standortsmiete. „In Zeiten des Klimawandels ist es für uns eine Maßnahme für die Zukunft“, so Binder, der zumindest noch ein Jahr lang als Forstdirektor tätig sein wird. Danach freue er sich, seine Freizeit zu genießen und Italien zu bereisen.