Im Tee-Café „Lebensg‘fühl“ der Lebenshilfe in der Johann-Offner-Straße in Wolfsberg kann man nun auch Mittagessen: Spaghetti, Schweinsbraten, Kärntner Nudel, Spargel-Risotto, gebratenes Zanderfilet und mehr. Je nach Zutaten kostet der Tagesteller zwischen 8 und 15 Euro. Ein bis zwei Gerichte stehen täglich auf der Karte, die immer montags bis freitags (außer feiertags) von 11.30 bis 14 Uhr erhältlich sind – in einer Probephase auch zum Mitnehmen.
In diesem Café in der Altstadt wird seit 2018 Inklusion gelebt, immerhin helfen dort Klienten der Lebenshilfe im Service mit. Seit sieben Monaten ist das Gastro-Urgestein Wolfgang Glanznig als Gastroberater bei der Lebenshilfe beschäftigt und unterstützt die Arbeitsprojekte in Wolfsberg und in Spittal, wo es seit 2021 ein ähnliches Café gibt. Das neueste Projekt betrifft das Auskochen zur Mittagszeit. Dafür konnte die Lebenshilfe einen weiteren Gastroberater gewinnen: Und zwar Koch Bernhard Jandl, der bis Ende 2023 das Restaurant „Anfora“ am St. Andräer See gepachtet hatte. „15 Jahre im ,Anfora‘ waren genug. Daher habe ich eine neue Herausforderung gesucht, immerhin habe ich noch ein paar Jahr bis zur Pension“, sagt Jandl, der demnächst 60 wird. Diese neue Herausforderung hat er im Café der Lebenshilfe gefunden. Und die Arbeit taugt ihm: „Die Klienten sind gut drauf. Wir schauen, wer welche Kompetenzen hat und wer für welche Arbeit geeignet ist“, erklärt Jandl, der schon davor mit Personal von „autArk“ gearbeitet hat.
Charme von Lebenshilfe-Projekten
„Wir befinden uns seit einem Monat in der Probephase und testen, wie wir die Stärken der Klienten am besten einbauen können, was möglich ist und was in Wolfsberg ankommt. Daher probieren wir es mit dem Auskochen. Wir wollen die Klienten nicht überfordern, aber auch nicht unterfordern“, erklärt Katharina Happe, die bei der Lebenshilfe Kärnten für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. „Den Charme von Lebenshilfe-Projekten macht es aus, Menschen mit Behinderung teilhaben zu lassen. Wir sind ein integratives Café, in dem sich zwei Welten annähern und das ist spannend. Indem wir diese beiden Welten zusammenbringen, entsteht etwas ganz Besonderes. Bei uns finden die Leute ein bisschen Entschleunigung, die uns allen gut tut“, ist sich Happe sicher.
Die letzten Wochen haben gezeigt, dass das Café vor allem gestürmt wird, wenn „Bernies Schweinsbraten“ auf der Karte steht. „Wir werden jetzt den Mittwoch zum Schweinsbraten-Tag machen. Wenn es Schweinsbraten gibt, gehen sicher 60 Teller raus“, lacht Jandl, der die Gerichte saisonal abstimmen wird: „Wir kaufen regionale Qualitätsware ein und das schmeckt man auch.“ Und wenn das Mittagsgericht einmal aus sein sollte, können die Gäste von der Snack-Karte bestellen.
„Wir haben auch jede Menge hausgemachte Mehlspeisen. Die Kuchen sind der Hammer. Die schmecken nicht wie in der Konditorei, sondern wie daheim“, schwärmt Glanznig, der in der Vergangenheit beispielsweise die In-Lokale „Maxx‘s“ und „Embassy“ in Wolfsberg betrieben hat. Zuletzt hat er im „Anfora“ am St. Andräer See gekellnert, daher kennt er die Zusammenarbeit mit Jandl bereits. Die Klienten der Lebenshilfe kennt Glanznig auch schon lange. „Ich lebe seit 25 Jahren neben der Lebenshilfe und die Klienten waren immer in meinen Lokalen zu Gast.“
Im Tee-Café „Lebensg‘fühl“ haben 30 Personen Platz, im Innenhof 20 Gäste. Für die kleinsten Besucher steht dort auch eine Spielecke bereit. Geöffnet hat das Café montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr sowie freitags von 9 bis 16.30 Uhr. Längere Öffnungszeiten bis am frühen Abend sind geplant.
Doch das Café der Lebenshilfe ist nicht das einzige Projekt, das die Gastroberater Glanznig und Jandl betreuen: „Wir haben etwas beim Brauhof in der Herrengasse vor.“ Laut Anton Henckel-Donnersmarck, Präsident der Lebenshilfe Kärnten und der Lebenshilfe Österreich, ist auch beim „Brauhof Franz Josef“ in der Wolfsberger Innenstadt ein inklusives Projekt geplant, das mit Gastronomie zu tun hat: „Ob wir mit oder ohne Partner starten, ist noch offen. Das Projekt muss auch noch mit dem Land abgestimmt werden.“ Seit Josef Kraschowitz seinen „Brauhof Franz Josef“ im September 2022 geschlossen hat, stehen die riesigen Räumlichkeiten leer. Die angrenzende Bäckerei Kraschowitz, die es seit rund 100 Jahren gibt, wird auch in Zukunft von Kraschowitz weiter betrieben, nur für das 1999 eröffnete Wirtshaus mit 350 Sitzplätzen hat der Bäckermeister einen Pächter gesucht – und nun mit der Lebenshilfe gefunden.