Nach dem letzten öffentlichen Tagesordnungspunkt der über dreistündigen Sitzung des Wolfsberger Gemeinderates am Donnerstagabend, die via Live-Stream übertragen wurde und unter www.wolfsberg.at auch im Nachhinein abrufbar ist, ließ Bürgermeister Hannes Primus (SPÖ) die Kameras abdrehen, bat jedoch die Medienvertreter, noch zu bleiben. Immerhin wollte er den Gemeinderat und die Medien – und damit in weiterer Folge die Bevölkerung – über seinen Gesundheitszustand informieren.
„Wie ihr wisst, war ich gesundheitlich angeschlagen und fast 14 Tage mit einer schweren Lungenentzündung im Krankenhaus. Der Grund dieses Infektes liegt leider in einer Bluterkrankung, die im März festgestellt wurde. Meine Blutwerte passen nach wie vor nicht, aber Gott sei Dank gibt es eine Therapie, der ich mich unterziehen muss. Ich erhalte eine Knochenmarkstammzellen-Transplantation, für die ich in den nächsten Wochen oder Monaten in Graz betreut werde. Ich habe die Ärzte gefragt, wie man das bekommt: Habe ich vielleicht zu viel gegessen, mich falsch ernährt, zu wenig bewegt oder hin und wieder zu viel getrunken? Nein, ich habe Pech. 4 von 100.000 Leuten trifft es und es ist auch nicht vererbbar“, erklärte der Bürgermeister im Rathaus-Saal, in dem es plötzlich mucksmäuschenstill war.
Schwester als Spenderin
„Meine Schwester passt Gott sei Dank zu 100 Prozent als Spenderin, meine Kinder zu 50 Prozent. Wenn alles gut geht, bekomme ich Ende Mai oder Anfang Juni einen Termin für die Knochenmarkstransplantation meiner Schwester. Man muss sich das wie einen kompletten Reset vorstellen. Ich habe dann nicht einmal mehr meine eigene Blutgruppe, sondern die meiner Schwester. Und wenn alles vorbei ist, brauche ich wie ein Baby von Grund auf alle Impfungen. Das Gute ist, dass ich dann wieder geheilt bin. Aber es wird Wochen oder Monate dauern und ich bin in dieser Zeit im Krankenhaus isoliert und es darf nur meine Familie zu mir. Ich kann natürlich alle anderen Kommunikationskanäle nutzen, aber in dieser Zeit wird Vizebürgermeister Alexander Radl meine Funktion übernehmen und ich stehe dann wieder als Bürgermeister zur Verfügung, sobald ich entlassen und daheim bin“, fuhr der 47-Jährige fort, der seit 2020 Bürgermeister der Stadtgemeinde Wolfsberg ist.
„Plötzlich hatte ich eine Gesichtslähmung“
„Ich nehme Antibiotika und bekomme Spritzen. Nachdem ich jetzt gesund bleiben muss, werde ich bis zur Transplantation große Veranstaltungen meiden, da die Infektionsgefahr zu groß ist. Dafür bitte ich um Verständnis. Dass man überhaupt draufgekommen ist, dass ich diese Krankheit habe, war ein Zufallsbefund im Dezember. Damals hatte ich plötzlich eine Gesichtslähmung und man dachte erst an einen Schlaganfall. Damals wurde mir im LKH Blut genommen. Da hieß es, dass ein Wert nicht passt, aber ich mir keine Sorgen machen muss. Im Februar hatte ich dann eine Knochenmarksuntersuchung, weil die Werte nach wie vor nicht gepasst haben und da kam die Diagnose ,myelodysplastische Syndrom‘. Trotz allem bin ich positiv gestimmt. Vielleicht werde ich nach der Knochenmarkstransplantation meiner Schwester weibliche Gene haben, aber ich werde danach mit voller Energie zurückkehren“, zeigte sich der Bürgermeister trotz allem zuversichtlich. Im Anschluss wünschten dem Bürgermeister alle Anwesenden gute Besserung und viel Kraft für die anstehende Behandlung.