„Meine Mutter sagt immer: In der Stadt haben wir bei vielen Gebäuden mitgewirkt und somit das Stadtbild geprägt“, erklärt Wolfsbergs Stadtbaumeister Michael Müller, der in dritter Generation den Familienbetrieb führt. Gegründet wurde die Baufirma vor genau 100 Jahren von seinem Großvater Michael Müller. „Nachdem unser Unternehmen als ältestes Bauunternehmen in Unterkärnten gilt, tragen wir mit Stolz den Titel ,Stadtbaumeister‘ in unserem Firmennamen“, fährt der 48-jährige Firmenchef fort.

Sein Großvater war Maurermeister und gründete 1924 den Betrieb, den er bis zu seinem Tod 1963 führte. Seit der Gründung übernahm das Unternehmen Baustellen in ganz Kärnten und der Steiermark. „Mein Großvater hat beispielsweise die Volksschule in Waldenstein gebaut“, erzählt der heutige Chef. 1963 übernahm mit Stadtbaumeister Arthur Michael Müller die zweite Generation. „Unter meinem Vater hatte unsere Firma bis zu 230 Mitarbeiter und es wurden viele Großbaustellen umgesetzt. In seiner Zeit hat er fast alle Schulen im Bezirk Wolfsberg gebaut, war maßgeblich am Bau des Kanal- und Wasserversorgungsnetzes im Lavanttal und auch am Bau der Autobahn beteiligt. Als mein Vater 2003 starb, habe ich den Familienbetrieb übernommen“, erzählt Michael Müller, der schon als kleiner Bub mit auf den Baustellen war. Nach der Matura am Stiftsgymnasium St. Paul hat er in Wien ein Architektur-Studium abgeschlossen und danach die Baumeisterprüfung abgelegt.

Schon als kleiner Bub saß der jetzige Firmenchef Michael Müller bei den Mitarbeitern am Bagger
Schon als kleiner Bub saß der jetzige Firmenchef Michael Müller bei den Mitarbeitern am Bagger © Privat

Doch der Stadtbaumeister in dritter Generation entschied sich für einen anderen Weg: „Ich habe die Baufirma mit 50 Mitarbeitern übernommen. Doch mir war von Anfang an Qualität wichtiger als Quantität. Und diese Entscheidung war richtig. Wir haben viele Stammkunden und sind sehr gut ausgelastet. Das ganze restliche Jahr ist mit Aufträgen voll“, sagt Michael Müller, der „auf Handschlagqualität setzt“ und bis zu 15 Mitarbeiter beschäftigt: „Mir ist auch die persönliche Betreuung sehr wichtig. Ich kenne jede unserer Baustellen, schaue immer vor Ort, ob alles passt und bin für die Auftraggeber immer als Ansprechperson erreichbar“, sagt Müller, der in dieser Größenordnung weitermachen will. Personal wird dennoch gesucht, nachdem einige langjährige Mitarbeiter in Pension gehen. „Wir suchen Maurer, Polier und Vorarbeiter.“

Renovierung und Umbauten

Obwohl auch Neubauten umgesetzt werden, ist die Firma auf die Renovierung und auf Umbauten spezialisiert. „Leidenschaftlich gerne bauen wir auch denkmalgeschützte Gebäude um“, erklärt der Firmen-Chef. Renoviert hat der Stadtbaumeister beispielsweise Schloss Thürn und den Reckturm, aber auch im Schloss Wolfsberg und im Schloss Stainz in der Steiermark werden immer wieder Renovierungsarbeiten durchgeführt. „Bei Großbaustellen ist eine große Partie von uns durchaus sechs bis acht Monate beschäftigt“, erklärt Iris Müller, Frau des jetzigen Firmen-Chefs, die für die Administration und das Marketing im Büro in der Nähe vom Marktgelände in Kleinedling zuständig ist. Zu den zwei, drei Großbaustellen im Jahr kommen noch viele kleinere. „Ich schreibe rund 100 Angebote pro Jahr, etwa die Hälfte davon setzen wir um“, sagt der Stadtbaumeister. Seine Handschrift trägt in der Innenstadt beispielsweise das Haus der Region, das Diagnosezentrum, das Orpheo, die Drogerie Megymorecz in der Altstadt oder der Generalumbau der teils denkmalgeschützten Raiffeisenbank am Hohen Platz. Eine der laufenden Baustellen ist beispielsweise der Umbau vom Gasthaus Silberberg in St. Johann.

Schloss Thürn wurde im Auftrag der inzwischen verstorbenen Besitzerin Heidi Goess-Horten renoviert
Schloss Thürn wurde im Auftrag der inzwischen verstorbenen Besitzerin Heidi Goess-Horten renoviert © Privat

Vom Einbruch der Baubranche angesichts der hohen Kreditzinsen merkt Müller nichts: „Das trifft eher die Bauträger und die Häuslbauer. Natürlich gibt es in der Baubranche ein ständiges Auf und Ab, aber nichts, was uns große Sorgen bereiten würde“, sagt Müller. Die Baufirma, die 1999 das Wolfsberger Stadtwappen verliehen bekam, erhielt kürzlich von der Wirtschaftskammer Kärnten eine Ehrenurkunde für ihre 100-jährige erfolgreiche Firmengeschichte. Der Stadtbaumeister hofft, dass eines Tages eines seiner drei Kinder das Familienunternehmen in vierter Generation übernehmen wird – Arthur ist 14, Matthäus ist 11 und Philippa ist 10 Jahre alt. Auch die drei Kinder sind schon von klein auf auf Baustellen unterwegs.

Auch Gut Neudau wurde von Stadtbaumeister Müller renoviert
Auch Gut Neudau wurde von Stadtbaumeister Müller renoviert © Privat