Zehn Jahre ist es nun her, dass eine Berühmtheit die Schirmherrschaft über den Kindergarten, die Volksschule und die Mittelschule vor der Stadteinfahrt von Wolfsberg übernahm: Maximilian Schell. Die Patenschaft des Hollywood-Stars und Oscar-Preisträgers sollte das Image der Schulen aufpolieren. Und so wurden Ende 2013 die drei Bildungsinstitutionen in „Bildungswelt Maximilian Schell“ umbenannt. Wenig später - am 1. Februar 2014 - starb Schell mit 83 Jahren und fand auf „seiner“ Alm in Preitenegg die letzte Ruhe.
Ab 1. Dezember verschwindet der Name „Maximilian Schell“, der neue Name: „Bildungswelt Wolfsberg“. Laut SPÖ-Gemeinderat Klaus Penz, der Vorsitzender des Schulgemeindeverbandes ist, ändert sich nur der Name, nicht das Logo: „Die Weltkugel und die drei Personen im Logo bleiben. Wir sind auf der Suche nach einem Handwerker, speziell nach einem Schriftenmaler, der uns den Schriftzug am Gebäude der Mittelschule übermalt.“
Die Umbenennung hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am 16. November mehrheitlich mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und Grünen abgesegnet. Der Grund? Missbrauchsvorwürfe von Schells Nichte Marie Theres Relin (57) und seiner Tochter Nastassja Schell (34). Die FPÖ stimmte gegen die Umbenennung, „da diese einer Verurteilung gleichkommt“, erklärte Ersatz-Gemeinderat Daniel Megymorecz und holte aus: „Die Anschuldigung dieser zwei Damen könnte Wahrheit beinhalten, aber niemand kann sich sicher sein. Daher wollen wir nicht Ankläger, Geschworene oder Richter sein. Außerdem gilt in Österreich die Unschuldsvermutung. Abgesehen davon erhielt Maximilian Schell massenhaft Auszeichnungen, aber bislang ist uns keine einzige Aberkennung bekannt. Selbst der Preitenegger Bürgermeister Thomas Seelaus, der der SPÖ angehört, sieht keinen Bedarf, Maximilian Schell die Ehrenbürgerschaft von Preitenegg abzuerkennen.“
„Müssen bei leisestem Verdacht handeln“
„Maximilian Schell wird immer eine honorige Persönlichkeit bleiben“, sagte Vizebürgermeister und Schulreferent Alexander Radl (SPÖ). „Aber wenn enge Angehörige solche Vorwürfe äußern, glaube ich schon, dass ihnen Glauben geschenkt werden kann. Sobald auch nur der leiseste Verdacht besteht, müssen wir handeln. Immerhin gehen hier im Bildungscampus unzählige Kinder ein und aus“, sagte Radl, der sich verwundert zeigte, da die FPÖ im Vorfeld - also im Ausschuss und im Stadtrat - der Umbenennung zustimmte.
Kurioserweise erschien zur Sitzung keiner der fünf ordentlichen FPÖ-Gemeinderäte, sie alle ließen sich entschuldigen. Gerüchten zufolge soll es damit zu tun haben, dass die Bezirksleitung Druck ausübte, wonach die Gemeinderäte „gegen die Umbenennung stimmen und Maximilian Schell den Rücken stärken müssen“. Nach der Sitzung telefonisch damit konfrontiert, sagte FPÖ-Stadträtin Isabella Theuermann, die bei der Sitzung entschuldigt war: „Ich sage dazu nichts.“ Gemeinderätin Angelika Stengg, die als Theuermanns Ersatz im Stadtrat für die Umbenennung gestimmt haben soll und ebenfalls entschuldigt war, war nicht erreichbar. „Wir sind in dieser sensiblen Causa zwiegespalten“, sagte wohl deshalb Megymorecz zu Beginn des Tagesordnungspunktes, der - ebenso wie Sabrina Ruthardt - als Ersatzgemeinderat erschienen ist. Doch drei Plätze der FPÖ blieben frei. Angeblich, weil nicht mehr Ersatzgemeinderäte gefunden werden konnten, die gegen die Umbenennung der Bildungswelt stimmen wollten.
„Effekthaschende Frau“
Ob Bezirksparteiobmann Christian Ragger Druck auf die FPÖ-Mandatare ausgeübt hat, dagegen zu stimmen? „Ich kann keinen Druck ausüben, weil jeder ein unabhängiger Gemeinderat ist und abstimmen kann, wie er oder sie will. Aber natürlich hatten wir im Vorfeld eine Fraktionssitzung, bei der Harald Trettenbrein und ich anwesend waren und wir gesagt haben, wie unser Zugang dazu auf Bezirksebene ist. Offenbar wurde aufgrund eines Missverständnisses in der Kommunikation im Ausschuss und im Stadtrat für die Umbenennung gestimmt, weil die Fraktionsmitglieder damals noch nicht informiert waren, wie die Bezirkslinie ist“, sagt Ragger. Also doch Parteizwang. „Nein, sie hätten auch für die Umbenennung stimmen können. Natürlich gibt es eine Fraktionslinie, aber die Gemeinderäte können abstimmen, wie sie wollen“, sagt der Bezirksparteiobmann.
Für Ragger sei es bedenklich, dass für den Vizebürgermeister „der leiseste Verdacht“ reiche, um aktiv zu werden - wie er dem Live-Stream der Gemeinderatssitzung entnommen hat. „Wenn ein Verdacht ausreicht, dann muss ich die ganze Rechtsstaatlichkeit in Frage stellen. Welches moralische Recht haben wir, um über Tote zu richten? Damals haben alle um den Namen von Schell gebettelt, weil er so herausragend war und jetzt lässt man das Logo übermalen, weil die erste effekthaschende Frau etwas gesagt und ein Buch darüber herausgebracht hat, was man nicht mehr überprüfen kann“, sagt Ragger, der hauptberuflich Anwalt ist.
Die Gemeinderatssitzung vom 16. November wurde mittels Live-Stream übertragen und kann auch nachträglich unter https://wolfsberg.streamdiver.com/ angesehen werden.