Die Unterkärntner Einsatzkräfte bleiben wegen des Sturmtiefs „Emir“ weiterhin in Alarmbereitschaft. „Sollte es notwendig sein, können wir am Wochenende den Bezirkskrisenstab sofort hochfahren“, sagt Völkermarkts Bezirkshauptmann Gert-Andre Klösch. Die Wetterprognose deute jedenfalls darauf hin, dass die Bezirke Wolfsberg und Völkermarkt im Gegensatz zum bisherigen Sommer noch mit einem blauen Auge davonkommen dürften. „Einzelne Hangrutschungen können aber nicht ausgenommen werden“, so Wolfsbergs Bezirkshauptmann Georg Fejan. Mögliche Gefahrenstellen würden in beiden Bezirken ständig beobachtet werden. „Auch die Polizei achtet darauf, ob es Baumstürze und Vermurungen gibt“, sagt Klösch.
Rund zehn Einsätze mussten im Bezirk Völkermarkt in der Nacht auf den 3. November abgearbeitet werden. „Wir haben 4000 Sandsäcke vorgelagert. Wenn sie gebraucht werden, sind sie schnell griffbereit. Bei Bedarf können wir damit auch in anderen Bezirken aushelfen“, sagt Völkermarkts Bezirksfeuerwehrkommandant Patrick Skubel. Die meisten Alarmierungen gab es in der Gemeinde Eisenkappel-Vellach/Železna Kapla-Bela. Der Fluss Ebriach trat auch ein wenig über die Ufer. „Wir stehen seit Stunden durchgehend im Einsatz und mussten die B 82 von Bäumen befreien“, schildert Engelhart Lamprecht, Kommandant der Feuerwehr Rechberg die Situation. Am 3. November wurden die Folgen des Unwetters noch abgearbeitet. „Bei Nebengebäuden wurde zum Teil auch das Dach abgedeckt. Das konnten wir aber schnell in den Griff bekommen“, sagt Lamprecht. In der Stadt Völkermarkt stand ein Keller unter Wasser, in Gallizien wurde die Feuerwehr zu einem kleinen Felssturz alarmiert, was sich aber als eine Falschmeldung herausstellte. „Es lagen drei fußballgroße Steine auf der B 85, die die Kameraden mit der Hand weggerollt haben“, sagt Kommandant Rudolf Kucher.
Video: Angst vor Hochwasser
„Bevölkerung ist beunruhigt“
Von Eisenkappel bis Rechberg kam es auch zu einem rund einstündigen Stromausfall. „Die Leitungen wurden durch umgestürzte Bäume beschädigt. Die Kelag konnte es zum Glück schnell beheben“, sagt Elisabeth Lobnik (SPÖ), Bürgermeisterin von Eisenkappel-Vellach. Die Bevölkerung sei jedenfalls sehr beunruhigt, auch aufgrund des „weniger erfreulicheren Sommers“, in dem die Gemeinde mit extremen Unwetterschäden zu kämpfen hatte. „Wir sind sehr wachsam und beobachten die Lage genau. Wir hoffen, dass sich das alles bald beruhigt“, sagt Lobnik.
In den vergangenen Tagen führte auch die Drau in Lavamünd einen Höchststand von 1700 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, was etwa einem zehnjährlichen Hochwasser entsprechen würde. „Diese Wassermengen bewältigen wir zum ersten Mal, seit der Hochwasserschutz funktionsfähig ist“, berichtet Wolfgang Gallant (LWG), Bürgermeister von Lavamünd. Vor mehreren Jahren hätte diese Wassermenge noch zu Überflutungen in der Marktgemeinde geführt. „Wäre kein Hochwasserschutzverbau gebaut worden, würden die Wohnhäuser und Einfamilienhäuser im Bereich des Drauspitzes und die Firma KFZ Sander bereits unter Wasser stehen und wir hätten Evakuierungsmaßnahmen eingeleitet“, so Gallant.
Insgesamt 23,7 Millionen Euro wurden in den Hochwasserschutz investiert. Diese Summe wird durch Bund (80,4 Prozent), Land (3,6 Prozent) und Gemeinde (16 Prozent) finanziert. Die Gesamthöhe der Schutzmauern inklusive Fundamente liegt bei bis zu 18 Metern. Dadurch ist Lavamünd nun bis zu einem Wasserwert von 2700 Kubikmeter Wasser pro Sekunde gesichert. „Es ist wirklich eine Erleichterung, dass alles bestens funktioniert. Die Sicherheit für die Bevölkerung ist somit gegeben“, meint Gallant. Dennoch sollte man in den kommenden Tagen in der Marktgemeinde Ufer, Gefahrenstellen und Nahebereich der Flüsse meiden. Zudem sei der Geh- und Radweg zwischen Pfarrdorf und Friedhof Lavamünd gesperrt und darf nicht benützt werden. Auch mobile Hochwasserschutzelemente wurden bei den Stiegenabgängen entlang der Drau eingesetzt. „Durch den Klimawandel werden die Extremwitterungssituationen weiterhin zunehmen“, ist Wolfsbergs Bezirksfeuerwehrkommandant Wolfgang Weißhaupt überzeugt. Und je nachdem wie der Winter verläuft, könnten es hohe Schneemengen sein, die die Einsatzkräfte vor Herausforderungen stellen.