Er hat sechs Vorstrafen und saß mehrere Jahre hinter Gittern. Am 4. Februar hatte der Kärntner (28) wieder Ärger mit der Polizei. Das Einsatzkommando Cobra klopfte an seine Wohnung und wollte ihn im Auftrag der Staatsanwaltschaft Klagenfurt festnehmen – wegen Drogenhandels und verbotenen Waffenbesitzes. Nachdem der 28-Jährige seine Freundin aus der Wohnung zu den Polizisten geschickt hatte, verbarrikadierte er sich. Bewaffnet mit einer geladenen Maschinenpistole, trotz eines seit 2013 gegen ihn bestehenden Waffenverbots.
"Hatte nie vor, auf Polizisten zu schießen"
Der Dealer wollte Beweise vernichten. Dazu warf er sein Handy, über das er Drogengeschäfte abgewickelt hatte, in einen Kochtopf, goss Wasser hinein und schaltete die Herdplatte ein. So hoffte er, die Daten am Handy zu vernichten. 40 Minuten lang wehrte er sich gegen seine Festnahme. "Ich hatte aber nie vor, auf einen Polizisten zu schießen oder ihn zu verletzten", sagte der 28-Jährige am Dienstag zu Richterin Ute Lambauer. Am Landesgericht Klagenfurt musste er sich wegen Suchtgifthandels, Vergehen nach dem Waffengesetz und versuchten Widerstandes gegen die Staatsgewalt verantworten. "Als ich Verbrennungsgeruch wahrnahm, wusste ich, das Handy ist zerstört und habe mich ergeben."
Genutzt hat es dem gebürtigen St. Veiter nichts: Kunden haben ihn schwer belastet, zudem wurde weitere Beweise sichergestellt. Auch auf seinen anderen neun Handys. So hat er von Sommer 2022, wenige Monate nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis, wieder Kokain genommen und mit Drogen gehandelt. Bis Jänner 2023 hat er 19 Kilo Cannabiskraut und 2,2 Kilo Kokain verkauft. Vor allem an einen Mann aus Niederösterreich, der regelmäßig nach Klagenfurt gekommen ist. Über Ermittlungen des dortigen Landeskriminalamtes ist man dem Kärntner auf die Spur gekommen.
Schweigen aus Angst
Der verweigerte in den Ermittlungen die Aussage und auch vor Gericht gab er sich meist schweigsam. Aus Angst vor "Geschäftspartnern", wie sein Anwalt Rudolf Mayer erklärte. Aus demselben Grund will der 28-Jährige bei Treffen mit Kunden auch seine Maschinenpistole getragen haben. "Mein Mandant hat von Anfang an gesagt, er wird ein umfassendes und reumütiges Geständnis ablegen", sagt Mayer. Das tat er auch, samt Entschuldigung an die Cobra-Beamten.
Während Staatsanwalt Julius Heidinger auf die Gefährlichkeit und die kriminelle Energie des Angeklagten hinwies – "Sie sind einer der letzten Menschen in Österreich, die eine Waffe haben sollten" –, plädierte der bekannte Wiener Anwalt und Ex-Bewährungshelfer Mayer für eine weitere Chance: "Er will sich bessern, mit dem Gifteln endlich aufhören, neu starten. Er ist erst 28 Jahre, es ist nicht alles aussichtslos."
Urteil nicht rechtskräftig
Das Schöffengericht unter Vorsitz von Richterin Lambauer gab dem Mann die Möglichkeit für einen Neustart: "Nur" sechs Jahre unbedingte Haft. Möglich wären für den Rückfalltäter bis zu 20 Jahre gewesen. Staatsanwalt Heidinger gab keine Erklärung ab, der Angeklagte nahm das Urteil an. Dieses ist noch nicht rechtskräftig.
"Schlangenmensch von Klagenfurt"
Der 28-Jährige sorgte schon einmal für Aufregung und einen spektakulären Polizeieinsatz: Im Juni 2021 rückten Beamte in seine Wohnung aus, weil sich der Mann – er trug damals eine Fußfessel – seit Stunden nicht mehr bewegt hatte. Als sie die Wohnung in dem Wohnblock betraten, trauten sie ihren Augen nicht: Der Mann hielt zehn hochgiftige Schlangen und drei Vogelspinnen, teilweise ungesichert, in Plastikboxen. Wegen Tierquälerei und Gemeingefährdung wurde er dafür zu einer mehrmonatigen bedingten Haftstrafe verurteilt.