Der diesjährige Herbst gleicht einer Bilderbuchversion seiner selbst: Ungetrübter Sonnenschein, Temperaturen jenseits der 20-Grad-Marke und kaum Regentage trösten so manchen über den kalten, von Unwettern geprägten Sommer hinweg. Auch Michaela Nadolph kann aufatmen. Der Gastgarten ihrer "Bar Italia" am Alten Platz in Klagenfurt umfasst 300 Sitzplätze, das Wetter kann Frequenzbringer oder Spielverderber sein. Den "goldenen Herbst" sieht Nadolph als Ausgleich "zur schlechten Saison. Allerdings sind jetzt kaum noch Urlauber und Tagesgäste in der Stadt und der durchschnittliche Klagenfurter arbeitet untertags."
Ein Wermutstropfen, denn an den Abenden ist es bereits frisch. Summa summarum wird die "Bar Italia" die Sommersaison im Plus abschließen, ein Sensationsergebnis erwartet Nadolph nicht. Der Gastgarten bleibt noch bis Ende Oktober geöffnet, um dann den Glühweinständen zu weichen.
Vom See auf den Markt
In Christian Cabaliers "Kochwerkstatt" am Benediktinermarkt war der September der stärkste Monat im heurigen Jahr. Neben dem schönen Wetter hätten die "Tage der Alpen-Adria-Küche" für zusätzliche Frequenz gesorgt. Zudem würden nach der Schließung der Seerestaurants im Herbst die zahlungskräftigen Kunden wieder auf den Markt zurückkehren. Die 34 Plätze im Gastgarten seien aber "generell sehr stark gefragt." Auch während der regnerischen Sommermonate wohlgemerkt.
2022 konnten die Gäste bis zum 14. November im Gastgarten der Kochwerkstatt Platz nehmen, während vor vier Jahren 30 Zentimeter Schnee im Oktober der Saison ein abruptes Ende setzten. "Grundsätzlich wird es in den Herbst hinein immer wärmer", beobachtet der Koch.
Sommergäste fehlen
Auf eine "geschäftlich nicht so gute erste Saison" blicken die neuen Pächter der Klagenfurter Hütte, Zaha und Meli Mesic, zurück. Seit Mitte August sei das Wetter zwar schön, die Zahl der Wanderer jedoch überschaubar. Trotzdem will Meli Mesic den Herbst noch nicht abschreiben. "Der Oktober hat noch 20 Tage und wenn das Wetter schön bleibt, haben wir bis zum 6. November geöffnet."
Ganzjährig geöffnet ist dagegen das Ausflugsziel Pyramidenkogel. Laut Stefan Meisterle, dem Tourismusleiter der Gemeinde Keutschach, "kann der Herbst die lange Zeit, die es geregnet hat, nicht kompensieren. Alleine im August fehlen uns im Vergleich zum Vorjahr 50.000 Besucher." Bis zum Jahresende rechnet er mit 250.000 Besuchern (2022: 300.000 Besucher). Vor allem Inhaber der Kärnten Card würden aktuell das sonnige Wetter nützen, um dem Pyramidenkogel einen Besuch abzustatten.
Aufgrund der sommerlichen Temperaturen und der vielen Regentage in der Vor- und Hauptsaison hat das Strandbad Klagenfurt die Badesaison bis 15. Oktober verlängert. Erst ein einziges Mal in seiner fast hundertjährigen Geschichte war das größte Binnenbad Europas länger geöffnet. 29.416 Besucher zählten die Stadtwerke Klagenfurt als Betreiber des Bades zwischen 11. September und 8. Oktober, der stärkste Tag war der 11. September mit 3296 Besuchern. Als Ausreißer möchte man das heurige Jahr aber nicht sehen. "Der September reiht sich im guten Durchschnitt der letzten Jahre ein", heißt es auf Anfrage.