Im Juli kam die Hiobsbotschaft in Poggersdorf: Der Standort des Lebensmittelhändlers Adeg schließt nach eingehender wirtschaftlicher Prüfung seine Pforten. Die Auflösung des Standortes war eine Folgeerscheinung der Insolvenz der Adeg Wolfsberg-Genossenschaft. Damit stand die 3300 Seelen-Gemeinde quasi von heute auf morgen ohne Nahversorger da – und 15 Mitarbeiter ohne Job.

Nach zwei Jahren Verhandlungen

Jetzt ist zumindest die Zukunft der Filiale gesichert, der steirische Fachhandel Fleischmarkt kauft die Adeg Poggersdorf-Filiale und sichert damit zehn Arbeitsplätze. Besagtes Unternehmen hat seinen Firmensitz im steirischen Voitsberg und betreibt 20 Filialen – 14 in der Steiermark, drei im Burgenland und drei weitere in Kärnten (in Völkermarkt, St. Andrä und Klagenfurt). "Wir waren schon seit zwei Jahren im Gespräch mit dem Unternehmen", erklärt dazu der Poggersdorfer Bürgermeister Arnold Marbek (SPÖ). Eigentlich war man, laut Marbek, auf der Suche nach einem geeigneten Areal, um ein Geschäft zu errichten. Doch der Zufall wollte es anders: Der Fachhandel fand den Standort des ehemaligen Adeg ideal, investiert und führt dem Gebäude mit einer Verkaufsfläche von 500 Quadratmetern einer Komplettsanierung zu. Bereits Ende Oktober will man den Abholmarkt eröffnen. 

Dennoch bleibt der Umstand, dass es keinen Nahversorger im Ort gibt. Die nächsten Einkaufsmöglichkeiten befinden sich in Deinsdorf, Pischeldorf, Hörtendorf und Grafenstein. Einziger Lichtblick: Spar hat in unmittelbarer Nähe des Adegs ein Areal gekauft, will dort 2024 eine Filiale (mit einer Fläche von 1000 Quadratmetern) eröffnen. Marbek konnte dabei noch eine sogenannte EKZ1-Widmung durchbringen, bevor das neue Raumordnungsgesetz in Kraft getreten ist. Dieses besagt, dass nur noch auf gewidmeten Flächen außerhalb des Ortskerns Märkte mit einer Verkaufsfläche von 650 Quadratmetern errichtet werden dürfen. 

Bürgermeister Arnold Marbek (SPÖ)
Bürgermeister Arnold Marbek (SPÖ) © SPÖ/Walter Fritz

Allerdings: Mit der Schließung des Adegs hat Poggersdorf auch seine Poststelle verloren – immerhin gibt es in der Gemeinde Poggersdorf auch 70 Wirtschaftsbetriebe (mit rund 1000 Mitarbeitern). Auf Initiative der Gemeinde konnte aber ein neuer Postpartner gefunden werden. Seit Mitte September können die Pakete bei der BP Tankstelle abgeholt werden.

23.000 Menschen medizinisch versorgt

Noch ein Problem will Bürgermeister Arnold Marbek in den Griff bekommen: Seit mittlerweile sieben Jahren fordert die Marktgemeinde eine zweite Kassenarztstelle. Ein Primärversorgungszentrum, kurz PVZ, soll Abhilfe schaffen. "Mit einem PVZ Ost würden rund 23.000 Menschen eine Gesundheitsversorgung erhalten", so Marbek, der dabei auch an die Menschen aus Brückl, Magdalensberg und Grafenstein denkt. Mit fünf Ärzten, die das Projekt tragen, sei man bereits im Gespräch. Das Ärzteteam wird dann von diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegekräfte, Ergo- und Physiotherapeuten und, und, und ergänzt. Ein geeignetes Areal im Gewerbepark sei bereits gefunden.

Als Startfinanzierung erhalten die Gesellschafter 1,2 Millionen Euro vom Land, vom Bund bis zu 1,6 Millionen Euro. "Wir als Gemeinde bringen uns dort ein, wo wir können", so Marbek, der darauf hofft, dass das Projekt bereits 2025 umgesetzt wird. Noch in dieser Woche setzt sich in diesem Zusammenhang der Poggersdorfer Bürgermeister mit Vertretern des Landes an einen Tisch.