Regen, Muren und Erdrutsche haben seit Freitag innerhalb von Sekunden das Hab und Gut vieler Kärntnerinnen und Kärntner zerstört. Die rund 70 Bewohner der Ortschaft Guntschach bei Maria Rain blieben zumindest davor verschont. Dennoch werden sie erneut auf eine harte Probe gestellt, denn erneut sind sie von der Außenwelt abgeschnitten. Bereits seit Dezember war der Ort nach einem Felssturz nur per Notweg, der nach Rottenstein führte, erreichbar. Eine Mure erwischte in der Nacht auf Freitag aber den Weg, dieser ist jetzt nicht mehr befahrbar. "Er ist irreparabel, wird auch nicht mehr hergestellt", erklärt dazu Maria Rains Bürgermeister Franz Ragger (SPÖ).

Der Notweg, der die Bewohner von Guntschach seit Anfang des Jahres mit der Außenwelt verband, wird nicht wiederhergestellt
Der Notweg, der die Bewohner von Guntschach seit Anfang des Jahres mit der Außenwelt verband, wird nicht wiederhergestellt © KK

Jetzt sind die Guntschacher wieder auf den Fährbetrieb angewiesen, die in den nächsten Tagen in Betrieb gesetzt und in den nächsten zwei bis vier Wochen vom Bundesheer sichergestellt wird. Danach kommt wieder die "Valentinsfähre" zum Einsatz. Die Fähre über die Drau ist damit die einzige Verkehrsverbindung zur Außenwelt. Mit einem alten Feuerwehrauto, das zufällig in Guntschach abgestellt ist, ist die Zufahrt zur Einstiegsstelle – auch diese wurde vom Dauerregen stark in Mitleidenschaft gezogen – möglich, mehrmals täglich können die Anrainer dann die Ortschaft verlassen und werden mit dem Militärboot auch wieder zurückgebracht. Ein weiteres Boot, ebenfalls vom Bundesheer zur Verfügung gestellt, mit einer Belastbarkeit von 50 Tonnen, wird in den nächsten Tagen die Fahrzeuge der Guntschacher auf die andere Seite der Drau bringen. Bis dahin wird die Ortschaft aus der Luft mit dem Notwendigsten versorgt.

"Am Samstag wurde ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes mit dem Polizeihubschrauber eingeflogen", erzählt Claudia Dreschl im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. "Dieser ging dann von Haus zu Haus, um sich zu erkundigen, wo was gebraucht wird." Dreschls Familie selbst hat sich bereits vor den Unwettern eingedeckt, hilft jetzt dort aus, wo Bedarf besteht. Sie und ihr Mann befinden sich im Urlaub, Tochter Reneé hat Ferien, Sohn Paul – er ist Kfz-Lehrling – muss gezwungenermaßen (noch) zu Hause bleiben. Laufend kreist ein Hubschrauber über der Ortschaft, um die Lage abzuchecken, denn nach wie vor ist auch dort die Gefahr einer Mure oder Hangrutschung gegeben.

Errichtung einer Behelfsbrücke ist passé

Auch die Errichtung einer Behelfsbrücke sei laut Ragger zunächst im Gespräch gewesen: "Das ist aber aufgrund der starken Strömung nicht möglich." Vielmehr konzentriere man sich jetzt auf die Wiederherstellung der Guntschacher Straße und damit verbunden die Sanierung des Hemmafelsens. "Derzeit sind wir noch mit Bohrungen beschäftigt, hoffen aber, dass wir in Kürze die Ausschreibung vornehmen können", so Ragger.