Der grausame Zwischenfall geschah in der Nacht auf Sonntag im Norden von Klagenfurt. "Wanda", eine 19-jährige Schimmelstute, stand, wie sonst auch, mit drei weiteren Pferden im Offenstall. Als ihre Besitzerin Chiara Nagele am Sonntagmorgen in den Stall kam, um die wiehernden Vierbeiner zu versorgen, krümmte sich die Stute vor Schmerzen. Dann der Schock: Im Genitalbereiches klaffte eine riesige Wunde. Nagele verständige sofort die Tierärztin. Diese stellte fest, dass es sich dabei um eine rund 30 Zentimeter lange Schnittwunde, vermutlich verursacht durch ein Messer, handelt. "Wanda" muss extrem viel Blut verloren haben und "horrende Schmerzen gelitten haben", sagt ihre Besitzerin. Nur zwei Zentimeter tiefer – der Täter hätte die Arterie erwischt.
Aktuell erholt sich die das deutsche Sportpferd in der Klinik von Veterinärmedizinerin Claudia Jordan von dem Schock, hat nach wie vor starke Schmerzen. In den nächsten Tagen wird sich zeigen, ob die Stute, die seit gut einem Jahr im Besitz der 23-Jährigen steht, operiert werden muss. "Drei bis vier Wochen muss sie auf alle Fälle in der Klinik bleiben", erzählt die Klagenfurterin im Gespräch mit der Kleinen Zeitung und kämpft mit den Tränen.
Sie hat mittlerweile Anzeige bei der Polizei erstattet. Diese bestätigt, dass es sich bei dem Vorfall um keinen Einzelfall handelt. Immer wieder würden Pferde, die vor allem während der heißen Jahreszeit nur nachts auf der Koppel sind, Verletzungen dieser Art aufweisen. Auch Nageles Aufruf via Social Media zeigen dies auf. "Es haben sich einige Pferdebesitzer aus dem Gebiet gemeldet, denen ähnliches passiert ist", erzählt Nagele. Gerade im Norden der Kärntner Landeshauptstadt haben viele Pferdefreunde ihre Vierbeiner in kleinen Stallungen untergebracht, die zumeist nachts unbeaufsichtigt sind. Wie auch eine Klagenfurterin.
Sie hat ihre Haflinger-Stute "Fee" gemeinsam mit ihrer Lipizzaner-Stute in einem Offenstall in Waltendorf untergebracht. Die Frau machte am Montag eine schreckliche Entdeckung: "Fee" wies drei oberflächliche Stichverletzungen im Bereich der Hinterhand auf. "Vermutlich hat sich das Pferd gewehrt und den Täter in die Flucht geschlagen", erzählt die Pferdenärrin.
Polizei ersucht um Hinweise
Die meisten der Ställe in der Gegend sind in der Nacht unbeaufsichtigt. Wie auch jener Offenstall von Chiara Nagele. Die zwei Überwachungskameras geben leider keinen Hinweis auf den oder die Täter. Jetzt wird nachgerüstet. Zudem patrouillieren Nagele, Freunde, Bekannte und Nachbarn aus der Umgebung in regelmäßigen Abständen. "So etwas darf einfach nicht mehr passieren", sagt Nagele. "Auch, wenn es meinem Pferd schon passiert ist, ein weiterer Fall muss verhindert werden." Chiara Nagele sucht auch Zeugen, die vielleicht in der Nacht auf Sonntag im Bereich der Schleppekurve Beobachtungen gemacht haben und ersucht sachdienliche Hinweise an die nächste Polizeidienststelle zu machen.
Mittlerweile hat sich auch eine Zeugin gemeldet, sie hat am Morgen des 6. August in unmittelbarer Nähe der Weide einen unbekannten Mann wahrgenommen. Beschreibung des Mannes: ca. 20 bis 25 Jahre alt, auffallend blass, mit einem blau-grauen Hoodie mit Kapuze und Jeans bekleidet.
Die Polizeiinspektion Annabichl ersucht unter der Telefonnummer 059133 2581 um Hinweise etwaiger weiterer Zeugen. Im Falle der Ergreifung des Täters wird dieser wegen des Verdachts der Tierquälerei angezeigt. Ihm droht dann eine Haftstrafe bis zu einem Jahr.