Quo vadis Bahnhofstraße? Diese Frage stellen sich derzeit viele in Klagenfurt. Denn die Zeit drängt: Im Dezember 2025 geht die Koralmbahn in Betrieb. Die Bahnhofstraße, das Bindeglied zwischen Bahnhof und Innenstadt und einstiger Wirtschaftsfaktor der Stadt, soll daher attraktiver und moderner werden.
Seit Monaten fordert die Klagenfurter SPÖ eine Gesamtlösung für den Straßenzug. SPÖ-Gemeinderat Elias Molitschnig spricht von einer "Jahrhundertchance" für die Wirtschaft und den Tourismus der Stadt. Die Sozialdemokraten legen ihre Idee einer "Bahnhofstraße Neu" vor.
Masterplan für den ganzen Straßenzug gefordert
Der Bahnhofsbereich soll in einen funktionalen und ästhetischen Mobilitätsknoten verwandelt werden. Fußgänger, Radverkehr sowie der ÖPNV stehen im Fokus. Ganz auf Autos wird man im Bereich innerhalb des Rings zunächst nicht verzichten können, meint Molitschnig. "Erst in weiterer Folge kann man vielleicht an eine Fußgängerzone denken." Wichtig sei, dass man auf Zwischenlösungen verzichtet, Anrainer und Bürger einbindet und einen Masterplan vom Bahnhof bis zum Heuplatz verfolgt – ohne politischen Hintergedanken. "Wir müssen festlegen, wo wir mit der Straße hinwollen", sagt Vizebürgermeister Philipp Liesnig (SPÖ).
Bei den anderen Regierungsparteien herrscht grundsätzlich Einigkeit darüber, dass man an einem gemeinsamen Strang ziehen muss. Nur beim "Wie" und "Wann" ist man sich noch uneinig. Die Bahnhofstraße ist "anderen Projekten vorzuziehen", sagt Bürgermeister Christian Scheider (TK). Im November erklärte er das Thema offiziell zur Chefsache, fordert nun aber von den zuständigen Referentinnen Sandra Wassermann (FPÖ) und Corinna Smrečnik (SPÖ) einen Antrag zur weiteren Vorgehensweise. Smrečnik winkt ab, fordert einen Antrag aller Stadträte: "Das Thema ist referatsübergreifend. Es sollen am Ende alle zur gleichen Lösung stehen."
Gespräch ohne Erkenntnisse
Wie diese aussehen kann, ist unklar. Ein am Montag stattgefundenes Treffen aller Stadtsenatsfraktionen brachte keine neuen Erkenntnisse. Die Fazite reichen von "konstruktiv" über "Wir haben uns auf nichts geeinigt" bis hin zu "Wäre ich besser ins Strandbad gegangen". Einig ist man sich mittlerweile sogar in SPÖ-Kreisen, dass das Projekt "Lebensraum" nach hinten losging.
Der Umkehr der Einbahn sowie Errichtung einer Begegnungszone können viele etwas abgewinnen, noch sei es aber zu früh, derartig zu planen, heißt es von diversen Seiten. Das Verkehrsbüro Traffix präsentiert demnächst eine Studie zur Bahnhofstraße, die Anstoß für weitere Ideen sein soll.
Grabungen mit Fragezeichen
Die SPÖ macht Tempo, möchte noch im August mit der Planungsphase beginnen. In spätestens zwei Jahren müsse die Straße laut SPÖ innerhalb des Rings aufgerissen werden, um den Untergrund zu sanieren. Damit soll auch die Oberfläche neu gestaltet werden. Ein Jahr lang dürfte die Planungsphase für die "Bahnhofstraße Neu" dauern. Förderungen von Land und Bund könne man sowohl für die Planung als auch für die Umsetzung des Millionenprojekts bekommen.
Doch sogar bei den Grabungsarbeiten herrscht Unklarheit. Im Rathaus kann niemand genaue Pläne vorlegen. Laut Wassermann müsse an den Kanälen erst in frühestens 30 Jahren großflächig geschraubt werden. Die Stadtwerke, zuständig für Wasser und Fernwärme, geben keine Auskunft über mögliche Grabungsarbeiten in den kommenden Jahren.