Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Schwangerschaft! Wie geht es Ihnen?
SABRINA KROBATH: Jetzt sehr gut. Die letzten Jahre waren nicht leicht für mich.
Was haben Sie erlebt?
Ich wollte immer schon Kinder haben, aber ich wäre mit Anfang 30 einfach noch nicht bereit dazu gewesen. Ich habe ein Unternehmen für biologische Regenbekleidung gegründet. Ich habe Jahre gebraucht, um alles aufzubauen. Ich bin international tätig, habe 150 Mitarbeiter und Produktionsstätten in China und in der Ukraine. Ich war viele Jahre lang weltweit unterwegs. Es war für mich nicht einfach, einen Partner zu finden. Mit 35 Jahren habe ich dann jemanden kennengelernt und mit 38 Jahren hätte beruflich und in der Partnerschaft alles gepasst. Für mich wäre es der perfekte Zeitpunkt gewesen, ein Kind zu bekommen. Ich habe daher eine Untersuchung beim Arzt gemacht. Ich war fest davon überzeugt, dass es kein Problem sein wird, in diesem Alter ein Kind zu bekommen. Ich bin sportlich, ernähre mich gesund, rauche nicht. Meine Mutter war 42 Jahre alt, als sie mich bekommen hat. Der Arzt hat mich allerdings aufgeklärt, dass das ein Irrglaube ist. Er sagte mir, dass ich knapp vor der Menopause bin und auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen könnte.
Video: "Unerfüllter Kinderwunsch fühlt sich an wie Krebs"
Wie haben Sie die Diagnose aufgenommen?
Es war ein großer Schock für mich. Ich habe mich immer fit gefühlt. Ein noch größerer Schock war dann allerdings, dass mein Partner den Weg nicht gemeinsam mit mir gehen wollte. Er meinte, er sei doch noch nicht bereit, eine Familie zu gründen, obwohl wir oft darüber geredet haben. Er hat mich verlassen.
Wie ging es für Sie weiter?
Ich wollte mir dann den Kinderwunsch allein erfüllen. Allerdings erfuhr ich dann über meinen Arzt, dass das in Österreich nicht erlaubt ist. Als alleinstehende Frau hat man in Österreich kein Recht auf eine medizinisch unterstützte Fortpflanzung. Ich war also 38 und musste mich erneut auf Männersuche begeben.
Wie hat die Männerwelt auf Ihre Wünsche reagiert?
Ich hatte viele Dates und auch zwei kürzere Beziehungen. Ich habe immer sehr offen gesagt, dass ich einen Kinderwunsch habe, der nur medizinisch erfüllt werden kann und ich nicht mehr so viel Zeit habe. Der Druck war den Männern viel zu groß. Ich kann das gut verstehen, aber ich hatte eben eine biologische Deadline. Ich war langsam wirklich verzweifelt. Kinderlos zu bleiben, wäre für mich schrecklich gewesen. Ich hätte alles gemacht, um Mutter zu werden.
Sie haben sich dann in Ländern mit liberaleren Gesetzen informiert.
Genau, speziell in Dänemark gibt es gute Spermienbänke, allerdings war das mitten in der Coronapandemie, was die Situation nicht leichter gemacht hat. Denn zu dieser Zeit war die Nachfrage sehr, sehr groß und die meisten Vorräte bereits vergeben. Ich habe dann einem Bekannten mein Herz ausgeschüttet, der ebenso keine Kinder hatte. Wir haben viele Gespräche geführt und entdeckt, dass wir den Weg als Eltern gemeinsam gehen wollen. Es ist sicher ein unkonventioneller Weg. Das Wichtigste ist aber, dass das Kind geliebt wird. Partnerschaften gehen, Kinder bleiben.
Sie konnten also mit der künstlichen Befruchtung beginnen ...
Genau. Wir haben dann noch einmal eineinhalb Jahre und fünf Kinderwunschbehandlungen gebraucht, um endlich schwanger zu werden. Ich war damals allerdings schon zu alt, als dass ich eine Förderung erhalten hätte können. In Österreich wird die künstliche Befruchtung zum Großteil durch einen Fonds abgedeckt. Bei uns war das nicht der Fall, wir haben 40.000 Euro zahlen müssen.
Wie hat Ihr Umfeld reagiert?
Es haben nicht alle verstanden, warum ich diesen Weg gegangen bin. Sie haben gemeint, dass ich es akzeptieren soll, dass ich kinderlos bleiben werde.
Wie war das Gefühl, als der Schwangerschaftstest endlich positiv war?
Die Freude war natürlich riesengroß. Ich habe sofort meine Mutter angerufen, um ihr zu erzählen, dass sie Oma wird. Die Mutter bleibt die wichtigste Bezugsperson.
Aufgrund Ihrer Geschichte haben Sie eine Bürgerinitiative gegründet, um das Fortpflanzungsmedizingesetz in Österreich zu ändern. Wofür setzten Sie sich konkret ein?
Das Gesetz ist aus der Zeit gefallen und weltfremd. Es sollte jungen Frauen erlaubt sein, dass sie ihre Eizellen in Vorsorge einfrieren lassen können, damit sie, falls es später Probleme gibt, auf diese zurückgreifen können. Derzeit kann man Eizellen nur aus medizinischen Gründen, etwa eine bevorstehende Krebstherapie, kryonisieren lassen. Und andererseits sollte es auch alleinstehenden Frauen erlaubt sein, eine medizinisch unterstützte Fortpflanzung in Anspruch nehmen zu können. In anderen europäischen Ländern ist das erlaubt. In Deutschland etwa, Alleinstehende müssen allerdings eine Garantieperson angeben, die zur Not mit den Unterhaltszahlungen aushelfen kann.
Was möchten Sie anderen Frauen mitgeben?
Sie sollten bereits in jungen Jahren überprüfen lassen, wie groß ihre Eizellreserve ist. Das kann durch einen Blutwert, dem Anti-Müller-Hormon, herausgefunden werden. Dadurch wissen sie ungefähr, wie viel Zeit sie haben und kommen nicht so unter Druck wie ich.
Daniela Grössing