„Der Campingplatz, auf dem unser Caravan steht, wird aufgelöst, darum verkaufen wir unseren schönen und gepflegten Nichtraucher-Wohnwagen“, ist auf dem Zettel hinter dem angelaufenen Glas zu lesen. Es ist der einzige aktuelle auf der Anschlagtafel. Der Schinken-Käse-Toast von der darunter befindlichen Speisekarte kann nicht mehr bestellt werden, ebenso wenig wie die Kärntner Nudeln. Das Restaurant auf der Landesliegenschaft am Nordufer des Hafnersees (Gemeinde Keutschach) ist seit 1. November Geschichte. Der ehemalige Pächter, die deutschen Sonnenhotels, zog bei einem europaweit ausgeschriebenen Vergabeverfahren im Juli 2022 den Kürzeren. Neuer Pächter ist die Falkensteiner-Gruppe, die 20 Millionen Euro investieren und ein Fünf-Sterne-Premium-Camping-Resort errichten will. Ende des Jahres will man das Konzept der Öffentlichkeit vorstellen.
Geschichte sind ab 1. Mai auch die Dauercamper. Rund 100 von ihnen wollten die Kündigung ihrer Mietverträge nicht akzeptieren und beschritten den Rechtsweg. In einem vor Gericht geschlossen Vergleich verpflichteten sie sich dazu, ihre Stellplätze bis zum 30. April zu räumen. An diesem Vormittag ist der Platz fast menschenleer. Ein Ehepaar aus Klagenfurt ist dabei, die letzten Reste ihres „kleinen Paradieses“ in einen Anhänger zu laden. „Die Politik hat uns im Stich gelassen. Meinen Pflegekindern hat sie die Jugend genommen“, sagt die Frau mit Tränen in den Augen. Für jene Camper, die sich nach wie vor weigern, ihre Stellplätze zu räumen, hat das Paar wenig Verständnis. Allen Frust zum Trotz. Ebenso wenig wie mit der Art und Weise, wie so mancher seinen Stellplatz hinterlassen hat.
Ein neuer Rechtsstreit?
Verrostete Wohnwägen, leerstehende Gartenhäuser, Elektroschrott und allerhand anderer Müll – an manchen Stellen gleicht das Areal einem Schrottplatz. Offen bleibt die Frage, wer die Räumung des Platzes übernehmen wird. Falkensteiner verweist auf die Sonnenhotels. Diese dementieren: „Wir sind nicht mehr Pächter der Liegenschaft und dementsprechend nicht verpflichtet darauf zu achten, dass die Camper ihre Plätze räumen“, sagt Geschäftsführerin Karina Dörschel und verweist auf die Kärntner Beteiligungsverwaltung (K-BV). Deren Vorstand Martin Payer war für die Kleine Zeitung nicht erreichbar.
Auch Anwalt Christian Ragger, er vertrat die Camper vor Gericht, beschäftigt der Hafnersee weiter. Im Interview mit dem ORF kündigte er naturschutz- und genehmigungsrechtliche Schritte an, sobald Falkensteiner ein Projekt vorlegt. „Vonseiten der Camper ist das Verfahren abgeschlossen. Sie müssen das Areal ordnungsgemäß räumen. Aber ich habe andere Mandanten mit Parteistellung, die Bedenken haben.“ Wer diesen Mandaten sind, will er nicht sagen.
Schmerzhafte Einbußen
Alexandra Geyer, Pressesprecherin von Falkensteiner, ist dazu nichts bekannt: „Das Feedback, das wir aus der Region bekommen, ist ein positives.“ Das Projekt werde in enger Abstimmung mit Behörden, Verantwortlichen und Experten konzipiert. „Wir unterwerfen uns hohen Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstandards. Das betrifft auch naturschutzrechtliche Vorschriften.“ Das ist insofern relevant, als es sich beim Süd- und Westufer des Hafnersees um ein Landschaftsschutzgebiet handelt.
Bei der Gemeinde hat sich der neue Pächter bereits vorgestellt. Tourismusleiter Stefan Meisterle steht dem Projekt positiv gegenüber. Schmerzhaft sei der Verlust von jährlich 60.000 Nächtigungen und der damit verbundenen Ortstaxe von 2,70 Euro pro Nächtigung, denn das Camping Resort eröffnet erst 2025.
Ob das an die Liegenschaft angeschlossene Strandbad heuer für Tagesgäste öffnen wird, ist nicht geklärt. Ebenso wie die Frage, ob künftig Eintritt verlangt wird. Wer am 1. Mai die Badesaison am Hafnersee eröffnen möchte, sollte aufpassen: „Wir können für etwaige Unfälle keine Haftung übernehmen“, sagt Geyer.