Ende Jänner wurde Karin Zarikian offiziell als Stellvertreterin von Magistratsdirektor Peter Jost präsentiert. Die Leiterin der Abteilung Bau- und Gewerberecht im Magistrat Klagenfurt hatte sich damals in einem internen Verfahren gegen acht Mitbewerber durchgesetzt.
Jetzt legte die Juristin im Rathaus ihre Funktion überraschenderweise zurück, wie Patrick Jonke, Büroleiter von Bürgermeister Christian Scheider (TK), der Kleinen Zeitung bestätigt. "Es gab bereits am 22. März diesbezüglich ein Gespräch", so Jonke. Es gebe abteilungsorganistorische Gründe, die Zarikian zu diesem Schritt bewogen hätten. "Ihre Stellvertreterin hat die Abteilung verlassen. Die Aufgaben sind in Hinsicht auf Hülgerthpark und Hallenbad doch sehr umfangreich", weiß Jonke.
Andere Vorstellungen gehabt
"Es ist einfach zu viel geworden", sagt Zarikian, die ihre Stellvertreter-Rolle mit Ende März zurücklegte. Die Koordination der rund 50 Abteilungsmitarbeiter war ohne eigener Stellvertretung in ihrer Abteilung nicht mehr möglich. Zudem habe sie sich die Arbeit als Josts Vertretung anders vorgestellt. Sie war ständig, und nicht nur wenn Jost außer Haus war, mit den Agenden zugedeckt. Der große "Mehraufwand" nahm Überhand. Bei der Zusammenarbeit mit dem Magistratsdirektor gab es keine Schwierigkeiten. Turbulenzen aus den vergangenen Wochen spielten bei ihrer Entscheidung keine Rolle, meint sie.
Zum Zug als Josts Stellvertreter kommt jetzt Stéphane Binder, der provisorische Kontrollamtsleiter (oder besser gesagt Stadtrechnungshof). Auch er hatte sich, wie Zarikian, im internen Verfahren beworben. Binder ist 52 Jahre alt und seit mehr als 20 Jahren für die Landeshauptstadt tätig. Neben der Vertretung des Magistratsdirektors ist Binder auch weiterhin im Stadtrechnungshof tätig. Allerdings lässt Zarikian offen, ob sie in die Stellvertreter-Rolle zurückkehrt, wenn sich die Lage in ihrer Abteilung beruhigt: "Wenn es so weit ist, werde ich die Situation neu bewerten."
Auf Unverständnis trifft diese Entscheidung bei FPÖ-Klubobmann Klubobmann Andreas Skorianz. "Offenbar werde im Umfeld des Bürgermeisters nicht einmal mehr das kleine Einmaleins der Verwaltungstätigkeit beherrscht" so Skorianz. Es sei vollkommen ausgeschlossen, dass ein Mitarbeiter des Stadtrechnungshofes zugleich der Stellvertreter des Magistratsdirektors sein kann.
"Beide Rollen zu behalten, entbehrt jeglicher Grundlage", schimpft Neos-Klubobmann Janos Juvan. Für ihn ist die Entscheidung, den stellvertretenden Stadtrechnungshofchef auch in die Magistratsführungsspitze zu heben, "ein kompletter Wahnsinn." Juvan erwartet sich eine klare Trennung dieser beiden Bereiche. Jonke aber versucht zu beruhigen. Es gebe einen Beschluss, dass Binder nur noch für kurze Zeit im Stadtrechnungshof tätig ist.
Gemeindeaufsicht hat entschieden
Apropos Magistratsdirektor: die Gemeindeaufsicht hat ihre Überprüfung der von Scheider eigenmächtig Ende Dezember durchgeführten Vertragsverlängerung von Jost bis Ende 2025 abgeschlossen. Die Entscheidung wurde dem Bürgermeister am vergangenen Freitag mitgeteilt. Der Inhalt ist noch ein gut gehütetes Geheimnis, einige Details sind jedoch durchgesickert. So sieht die Behörde die Dringlichkeit, mit der Scheider seinen Alleingang stets begründet hatte, nicht gegeben und spricht von einem "mehrjährigen Organisationsversagen". Der Bürgermeister bzw. seine Vorgängerin hätte sich früher Gedanken um eine ordentliche Stellvertretung machen müssen.
Heute Abend kommen SPÖ, ÖVP und TK zu einer Besprechung zusammen. Im Anschluss will man die Öffentlichkeit informieren.