Dienstag, 14 Uhr. Anja Windl und Valentin Bast sitzen in der Universität Klagenfurt. Die Gesichter der äußerst umstrittenen Bewegung "Letzte Generation" klebten sich jedoch nicht fest, sondern durften vortragen. Über die Dringlichkeit der Klimakrise, eine Wasserknappheit in Vorarlberg, den steigenden Meeresspiegel in Rio de Janeiro oder wie es ist, von der Polizei festgenommen zu werden.
Nach einer Fragerunde gingen die Aktivisten auf Mitgliederfang und suchten nicht nur klebewillige Personen, sondern auch Helfer, die sich zum Beispiel um den Social-Media-Auftritt der Bewegung kümmern. Auf einem Kontaktbogen konnten die knapp 30 Studierenden ankreuzen, wie weit sie gehen würden: "Ich bin bereit, mich einmalig festnehmen zu lassen" oder "Ich bin bereit, ins Gefängnis zu gehen" sind nur zwei von mehreren Optionen, die man ankreuzen kann.
Vortrag in einem nicht-öffentlichen Rahmen
Die Aktion fand nicht in einem öffentlichen Rahmen, sondern in einem nicht-öffentlichen Seminar und ohne Vorankündigung im Bachelorstudium "Medien- und Kommunikationswissenschaften" statt. Es herrschte daher Teilnahmepflicht. "Ich habe die Aktion schon ein wenig komisch gefunden", erzählt ein Student im Anschluss.
Anja Windl im Interview:
Seminarleiterin Monika Brenner-Skazedonig gibt in ihrer Lehrveranstaltung "Soziale Medien und (Umwelt-)Protest" Aktivisten die Möglichkeit, über Öko-Proteste und Social Media zu sprechen. "Wir beschäftigen uns mit aktuellen Phänomenen und Studierende haben so die Möglichkeit, Aktivisten zu treffen und mit ihnen zu diskutieren", sagt Brenner-Skazedonig. Die "Letzte Generation" folgte ihrer Einladung, um im Kurs darüber zu sprechen. Um sich eine wissenschaftliche Meinung zu bilden, kann man dieses Thema "nicht aus der Distanz" betrachten. In anderen Lehrveranstaltungen bringen beispielsweise auch CEOs ihre Perspektiven ein, erzählt sie. "Da habe ich noch nie gehört, dass es jemanden stört." Sie hat jedoch nicht vor, weitere Aktivisten anderer Bewegungen in ihr Seminar einzuladen.
Dass die "Letzte Generation" im Kurs auf Mitgliedersuche ging, stört sie nicht. "Den Studierenden blieb überlassen, den Zettel mitzunehmen. Es wurde niemand gezwungen, etwas auszufüllen." Laut Universität planen die Leiter ihre Seminare und Kurse selbst. "Die Universitätsleitung hat keine Kenntnis von einzelnen, ganz spezifischen Themen in der Lehrveranstaltung", übermittelt Sprecherin Annegret Landes. Pauschal kann die Hochschule die Aktion weder gutheißen noch verurteilen. "Die Universität als solche steht für Klimaschutz ein. Wie einzelne Personen zu unterschiedlichen Gruppierungen stehen, ist wiederum sehr individuell und personenbezogen." Studierende können über die ÖH, die Studienprogrammleitung oder das Lehrveranstaltungsfeedback Rückmeldungen und Kritik an Kursen geben.