"Achtung Kap-Kobra!", steht am neuen Terrarium im Reptilienzoo Happ in Klagenfurt geschrieben. Am Glas entlang schlängelt sich eine leuchtend gelbe Kobra. "Sie zählt zu den giftigsten Kobraarten der Welt", klärt die Leiterin und Reptilienexpertin Helga Happ auf. Sie bereitet gerade die Sonderausstellung im Reptilienzoo mit Schwerpunkt auf Kobras vor. Bis zur Eröffnung am Donnerstag werden sich noch weitere fünf Kobraarten dazu gesellen.
Ein Koffer voller Giftschlangen
Die Art und Weise, wie diese Schlangen den Weg nach Klagenfurt gefunden haben, wird Happ wohl nie vergessen. "Am Wiener Flughafen wurden in einem Koffer aus den Philippinen mehr als 40 Giftschlangen und 45 weitere Reptilien gefunden. Die Jungtiere waren in Strümpfe geknotet. Die Hälfte der Schlangen hat der Tierpark Schönbrunn aufgenommen, die andere Hälfte ist zu uns gekommen", erzählt Happ. Die Zollbeamten brachten die Tiere mitten in der Nacht zum Klagenfurter Reptilienzoo.
95 Prozent beschlagnahmte Tiere
Solche Vorfälle mehren sich. "Mittlerweile haben wir nur noch fünf Prozent klassische Zootiere. Der Rest sind Schmuggeltiere, ausgesetzte Tiere oder Reptilien, die illegal gehalten wurden. Wir sind zu einer Reptilien-Auffangstation geworden und darauf möchten wir in unserer Sonderausstellung aufmerksam machen", erklärt Happ, die als Gerichtssachverständige für Reptilien österreichweit von der Polizei zu Einsätzen mit Gifttieren hinzugeholt wird. Da es oft schnell gehen muss, wurde sie dafür mit einem Blaulicht für ihr Auto ausgestattet.
622 Tiere in einem Jahr aufgenommen
Und diese Einsätze werden immer häufiger: 2005 hat der Zoo 41 Tiere aufgenommen, 2019 waren es bereits 622 Tiere. "Wir können das nur bewältigen, weil ich mit Zoos und Reptilienhändlern aus dem ehemaligen Ostblock zusammenarbeite, die die Tiere aufnehmen und bei denen ich weiß, dass die Reptilien in guten Händen sind", sagt Happ. 1000 Tiere sind derzeit im Reptilienzoo untergebracht, ein Teil davon in der Quarantänestation, in der die Neuzugänge anfangs beobachtet werden.
Rettung für Krokodil und Chamäleon
So gut wie jedes Tier im Zoo bringt eine bewegte Geschichte mit. "Unser ältester Findling ist unser afrikanisches Stumpfkrokodil Sabsi. Sie ist seit 1988 im Zoo und kam von einer deutschen Universität zu uns. Dort wurde sie zu Versuchszwecken aufgezogen. Erst hier hat sie richtig schwimmen gelernt", weiß Happ zu berichten. Gleich gegenüber wohnt "Camel", ein strahlend buntes Panther-Chamäleon. "Es wurde abgegeben, weil sich der Besitzer die Haltung nicht mehr leisten konnte oder wollte", appelliert Happ, dass man sich vor Anschaffung eines Tieres gut überlegt, ob man dieses auch finanzieren kann.
Durch Energiekrise werden mehr Tiere abgegeben
"Durch die Energiekrise wurden bei uns auch viele Tiere abgegeben. Die Beheizung von Terrarien kann teuer werden. Pro Tag muss man je nach Größe des Tieres zwischen drei und 20 Euro rechnen", schildert die Expertin. Ein paar Meter weiter sieht der Besucher zwei Königspythons. Sie sorgten bei ihrem Fund für einen großen Schrecken, denn sie wurden einfach in einem Acker in der Gemeinde Feistritz an der Drau ausgesetzt. "Insgesamt waren es zehn Pythons, nur drei haben überlebt. Es war viel zu kalt für die Schlangen. Der Besitzer wurde damals von der Polizei ausfindig gemacht und verurteilt", erzählt Happ.
Schlange im Koffer in den Zoo gebracht
Daniela Grössing