Einen überraschenden Rückzug gibt es am Klinikum Klagenfurt zu vermelden: Herwig Oberlerchner hängt mit Ende August seinen Arztkittel als Primarius an der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie (kurz APP) an den Nagel. Die Überraschung ist umso größer, als das neue Gebäude am Klinikum-Gelände, in dem die APP seit Anfang des Jahres untergebracht ist, Oberlerchners Handschrift trägt. Jetzt will er die Abteilung in jüngere Hände übergeben. "Die Hardware ist vorhanden, jetzt geht es um die Software", erklärte der 59-Jährige im Gespräch mit der Kleinen Zeitung.

Seine Gründe seien rein privater Natur. Oberlerchner habe zehn Jahre als Turnusarzt, später zehn Jahre als Oberarzt und schließlich zehn Jahre als Primarius eine schöne Zeit gehabt und mit der KABEG den besten Arbeitgeber. Die Auflösung des Dienstverhältnisses sei einvernehmlich erfolgt. "Ich habe 30 Jahre in meine Ausbildung investiert, 30 Jahre habe ich mit Patienten gearbeitet, die nächsten 30 Jahre gehören mir", ergänzt er. "Immer wieder predige ich meinen Patienten, sie müssen auf sich schauen – ich schaue jetzt auf mich und meine Gesundheit!" Die Gerüchte eines Burnouts weist der Mediziner aber vehement vom Tisch.

Am 31. August ist sein letzter offizieller Arbeitstag. Bis dahin soll feststehen, wer in die medizinischen Fußstapfen Oberlerchners tritt. Eine Ausschreibung seines Jobs soll in Kürze erfolgen. Er selbst will sich um seine ganz private Herzensangelegenheit, sein Museum in der Kärntner Landeshauptstadt, kümmern. Auch seiner zweiten großen Leidenschaft, dem Schreiben will sich der gebürtige Villacher wieder vermehrt widmen. Den Patienten bleibt Herwig Oberlerchner mit seiner Privatpraxis erhalten.

KABEG-Vorstand Arnold Gabriel und der medizinische Direktor des Klinikum Klagenfurt, Dietmar Alberer, bedanken sich bei Herwig Oberlerchner für seinen jahrzehntelangen Einsatz: "Er hat maßgeblich zur positiven Entwicklung der Abteilung beigetragen und wir wünschen ihm für seinen weiteren Weg alles Gute!"

Landeshauptmann-Stellvertreterin und Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) zeigte sich von der Entscheidung Oberlerchners überrascht: "Er hat mir in einem persönlichen Gespräch seine privaten Beweggründe erklärt – ich verstehe ihn gut, bedaure aber seinen Schritt sehr." Der Primarius sei durch und durch Arzt, seine Leidenschaft und sein Einsatz zum Wohle der Patienten
herausragend. "Gemeinsam mit ihm konnten wir in der Psychiatrie und Psychotherapie in Kärnten zukunftsweisende Weichen stellen“, betont Prettner.