Von ungewissen und perspektivlosen Aussichten berichtete kürzlich der Verband der Österreichischen Nachtgastronomen (VÖNG). In der Zeit während Corona sank die Zahl der Klubs und Diskotheken um zehn Prozent auf rund 2.700 Betriebe. Düstere Zukunftsaussichten werden von der VÖNG prognostiziert.
Zu schaffen macht der Branche das veränderte Fortgehverhalten der Gäste. Feiern finden auch aus Kostengründen in den eigenen vier Wänden statt. Man sei daher noch nicht am Gästeniveau von vor Corona angekommen, sagt Martin Fritz, Eigentümer der Großdiskothek Bollwerk. Er ist sich aber sicher: "Es gab immer ein Auf und Ab und wir kommen auch aus dieser Krise raus."
Bars und Klubs zum Handeln gezwungen
WK-Spartenobmann Stefan Sternad beobachtet ein weiteres Phänomen: Partys verlagern sich mittlerweile in den Tag und den frühen Abend hinein. Um die Gäste weiterhin in Klubs zu bringen, müssen die Betriebe handeln. "Sie müssen bei der Infrastruktur up to date sein. Auch die Persönlichkeit der Mitarbeiter ist wichtig", sagt Sternad. Dass von 2020 bis 2022 nur sieben Klubs weniger in Kärnten stehen, ist für ihn ein Zeichen, dass weiterhin Nachfrage besteht: "Die Lust zum Fortgehen ist da, es verlagert sich einfach nur."
Das merkt auch Peter Dullnigg von der Luna-Bar in Villach. Gäste sind zwar weniger häufig unterwegs, geben dafür aber bei speziellen Anlässen – wie in der Kirchtagswoche – mehr Geld aus. Jüngere Menschen, die noch daheim wohnen, würden unter der Teuerung auch nicht so sehr leiden. "Bei Personen über 30 Jahre merkt man, dass das Geld knapper geworden ist", sagt Dullnigg. Auch Rüdiger Kopeinig vom Villacher V-Club merkt, dass sein Publikum noch keine monetären Probleme hat. "Unsere jungen Gäste haben in der Hinsicht weniger Sorgen", sagt der V-Club-Chef.
Samuel Hérault stieg im Frühling 2022 gemeinsam mit Valentin Hermann in die Branche ein und eröffnete in Klagenfurt den "ImSüden Club". Mittlerweile hat das Lokal am Messegelände geschlossen, eine neue Location ist schon in Aussicht. Die "ImSüden Bar" am Heiligengeistplatz hat parallel im November geöffnet. Sinkende Feierlaune bemerkt Hérault hier nicht. "Man muss halt das Angebot schaffen und was Neues bieten."
Bollwerk lässt Preise gleich
Nur die Preissteigerungen machen sich bemerkbar. Nicht nur Bier, auch Energie- und Mitarbeiterkosten sorgen für Sorgenfalten. "Wir achten darauf, unnötige Kosten zu vermeiden", sagt auch Fritz. Preissteigerungen an die Gäste weiterzugeben, kommt für ihn nicht infrage. "Dann wird es noch schwieriger, Leute zu bekommen." In der Luna-Bar steht aufgrund der Finanz- und Personalplanung Dullnigg zukünftig häufiger hinter der Theke. Die Mitarbeitersuche gestaltet sich nämlich noch immer schwierig. Im Klagenfurter Bollwerk hat man hingegen keine Personalprobleme.
Überhaupt leide die klassische Beisl-Szene in der Nachtgastronomie noch mehr unter fehlenden Gästen und Kosten, sagt Sternad: "Man merkt, die Branche ist in einem brutalen Wandel."