Und wieder stirbt ein Stück Klagenfurt: In Kürze wird das Hotel Geyer, nahe der Geyerschütt im Zentrum von Klagenfurt, dem Erdboden gleichgemacht. Statt in einem familiär geführten 25-Zimmer-Hotel werden sich in Zukunft die Gäste in 110 Zimmern einer Hotelkette betten. Das Haus, das sich in dritter Generation der Familie Zlami befindet, ist bereits verkauft, die Verträge hierfür wurden Ende Dezember des Vorjahres unterzeichnet. Käufer ist übrigens der Klagenfurter Bauunternehmer Andreas Messner. Über die Kaufsumme wurde Stillschweigen vereinbart.
Zlami ist mit Messners Unterschrift sprichwörtlich ein Stein vom Herzen gefallen. Die Klagenfurterin, die sich seit September im wohlverdienten Ruhestand befindet, ist in die Gastronomie und Hotellerie irgendwie reingerutscht. Die Großeltern übergaben den Hotelbetrieb (samt Küche) Zlamis Eltern. Sie selbst trat 1994 in die gastronomischen Fußstapfen der Vorfahren und bot den zum Teil prominenten Gästen – unter anderem stieg Radiomoderator Ernst Grissemann, Schriftsteller Peter Handke, Liedermacherin Clara Luzia oder Lyriker Gert Jonke im Hotel Geyer ab – nur noch Übernachtung mit Frühstück auf einem hohen Drei-Sterne-Niveau an.
Individuelle Note und persönliches Service
Astrid Zlami brachte vor allem ihren Sinn für Kunst in den touristischen Alltag ein und verlieh den Zimmern, der Rezeption, dem Frühstücksraum und dem Gebäude selbst eine individuelle Note. "Ich habe im Laufe der Jahre immer wieder Bilder und andere Kunstobjekte angekauft und das Hotel damit ausgestattet", erzählt die Absolventin der Hotelfachschule. Der Preisdruck der Hotelketten, die Teuerungswelle, der Personalmangel in der Gastronomie und das veränderte Gästeverhalten haben in der Klagenfurterin allerdings den Wunsch reifen lassen, das Hotel zu verkaufen, zumal Zlamis Tochter auch kein Interesse an der Fortführung des Familienunternehmens zeigte (diese arbeitet als Anwältin in London).
"Leider hat sich das Gästeverhalten in den letzten Jahren extrem geändert", erzählt die 59-Jährige. "Die Gäste sind fordernder geworden. Sie buchen ein Drei-Sterne-Hotel und erwarten sich ein Fünf-Sterne-Haus und geben dann noch eine schlechte Bewertung ab." Zum Schluss war Astrid Zlami Mädchen für alles – sie betreute die Rezeption, machte die Betten und richtete das Frühstück her. "Anno dazumal hatten wir sechs Stubenmädchen und mehrere Rezeptionistinnen", erinnert sie sich an alte Zeiten.
Bereits seit Mitte November ist das Hotel Geyer geschlossen. Über mehrere Monate dauerten die Verkaufsverhandlungen. Bis Ende April muss sie das Haus räumen, mit einem Flohmarkt sollen Möbel, weitere Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände, aber auch Kunstgegenstände neue Besitzer finden. Mit der Schlüsselübergabe an Bauunternehmer Messner rollen dann auch die Bagger an.