"Obwohl es anstrengend ist, ist es wunderschön, und ich bin dankbar dafür", erklärt die in Krumpendorf beheimatete Pensionistin Barbara Liegl (65). Eine soziale Ader hatte sie schon immer, besonders wenn es um Familien geht. Ab 2012 besuchte sie für die Caritas ein Altersheim in St. Martin. Dort begleitete sie drei Damen, die kaum Familienbesuche bekamen, bis zu deren Tod.
Bereits vor Pandemiebeginn wurden ihr von der Caritas zwei Damen; Mutter und Tochter aus Pörtschach vermittelt. Die Familie wurde in der Vergangenheit von einem schweren Schicksalsschlag getroffen, wie Liegl erzählt: "Vor rund 40 Jahren war die Tochter kurz vor der Matura in einen furchtbaren Autounfall verwickelt. Ihre Halswirbel wurden zerschmettert und der Sehnerv dabei durchtrennt. Sie hat den Unfall überlebt, ist aber seitdem an einen speziellen Rollstuhl gefesselt und blind. Die Mutter hat seit diesem Tag ihr Leben komplett umgestellt und ist tagtäglich für ihre Tochter da." Die inzwischen 82-jährige Dame pflegt ihre 58-jährige Tochter, war mit ihr sogar regelmäßig auf Urlaub in Italien und Skandinavien. Erst nach einer OP an beiden Knien und einem Schlaganfall vor rund fünf Jahren bat die Mutter bei der Caritas um Hilfe. So kam Liegl in das Leben der Damen, und besucht sie seitdem einmal in der Woche zum Kaffeetrinken und zum Ausgehen.
"Die beiden sind so ein eingespieltes Team und haben einen wahnsinnigen Humor. Da ist kein Frust da und kein Ärger, es ist einfach nur schön", erzählt Liegl und betont, wie oft es doch der Fall ist, dass jene Menschen, welche tagtäglich Unglaubliches leisten und an ihre Grenzen gehen, nicht nach Hilfe fragen. "Hilfebedürftige Menschen bleiben oft im Verborgenen und tragen ihre Probleme nicht nach Außen", erklärt Liegl, die sich wünscht, dass mehr Familien so zusammenhalten wie das Mutter-und-Tochter-Gespann aus Pörtschach. Denn auch wenn sich die Zeiten geändert hätten und Mehrfamilienhaushalte selten geworden sind, so sei die Unterstützung seiner Nächsten noch immer das Erfüllendste.
Ilja Svetnik