Autos müssen zwei Monate draußen bleiben. Noch bis zum 31. Juli bleibt der Abschnitt der Klagenfurter Bahnhofstraße zwischen der Pardeisergasse und der Burggasse für Autos gesperrt. Denn der „Lebensraum Bahnhofstraße“ gibt den nächsten zwei Monaten nur Radfahrern und Fußgängern einen Platz. So soll ein Ort zum Flanieren, Verweilen und Genießen erschaffen werden. Sitzgelegenheiten, ein Outdoor-Arbeitsplatz oder eine Sandkiste für Kinder prägen den knapp 70 Meter langen Abschnitt genauso wie die farbigen Punkte am Asphalt. „Grün steht für mehr Grün in der Innenstadt. Gelb für mehr Gastgärten und Räume der Begegnung. Blau stehen für die Bewegungslinien, denn Radfahrer dürfen hier ja fahren“, sagte Projektkoordinatorin Beatrice Bednar von der Viertelagentur bei der Eröffnung am Mittwoch, und ergänzte: "In zwei Wochen wird noch ein Gastgarten errichtet."

Neben Ausstellungen in den Schaufenstern und Leseevents finden jeden Donnerstag zwischen 17 und 18 Uhr Konzerte von Studierenden der Gustav Mahler Privatuniversität statt. Gleichzeitig können Anrainer und Bürger ihre Wünsche für die Bahnhofstraße im Zuge einer Bürgerbefragung äußern. Laut Wirtschaftsreferent Max Habenicht (ÖVP) kostet "Lebensraum Bahnhofstraße" 75.000 Euro, wovon ein Teil vom Land gefördert wird. Für die Stadt fallen höchstens 50.000 Euro an.

Innenstadt muss "neu gedacht" werden

„Es ist unbedingt notwendig, dass die Innenstadt neu gedacht werden muss. Wir werden neue Wege finden müssen, wie eine Stadt fußläufig, mit Rad- oder dem öffentlichen Verkehr gestaltet werden kann. Das Projekt ist eine Auslotung der Situation“, sagt Habenicht, der gemeinsam mit Stadträtin Corinna Smrecnik (SPÖ) den „Lebensraum“ initiierte. "Das Projekt ist ein wichtiger Beitrag zur Schaffung einer lebendigen Innenstadt", sagt die Stadtplanungsreferentin. Mit dem Projekt soll auch erfasst werden, wie sich die Verkehrsteilnehmer in Klagenfurt bewegen.

Doch nicht nur Euphorie, sondern auch kritische Stimmen schweben durch Klagenfurt. Straßenbaureferentin Sandra Wassermann (FPÖ) kritisierte bereits im März, dass die parallel laufende Potenzialanalyse der Innenstadt abgewartet hätte werden müssen, um dieses Projekt umzusetzen. "Ich finde es unsinnig, in Zeiten wie diesen rund 80.000 Euro an Steuergeld für dieses Projekt auszugeben", ergänzt Wassermann.

Händler sehen Projekt mit gemischten Gefühlen

Ebenfalls kritisch sehen einige angesiedelte Unternehmer den Lebensraum. Zahlreiche Kunden möchten direkt vor den Geschäften parken. Dies ist jetzt - zumindest für die nächsten zwei Monate - nicht möglich. "Ich sehe das ganze neutral. Drastische Worte findet Modeunternehmer Gregor Grüner: "Ich finde das Projekt eine einzige Katastrophe. Es hilft uns überhaupt nichts. Wir haben in der Innenstadt viele Themen, die wir lösen müssen. Mit diesem Projekt bewegt sich gar nichts." Er fordert ein handfestes Konzept für die Zukunft der Bahnhofstraße, die zumindest mittelfristig nicht ohne Autos auskommen wird. "Wichtig ist, dass danach etwas passiert und ein Verkehrskonzept für die ganze Innenstadt entsteht", sagt "Como"-Chef Heinz Steinhauser.

Stojanka Kurtovic, die ihr Modegeschäft mitten im abgesperrten Bereich betreibt, sieht die Sache positiv. "Ich bekomme tolles Feedback von meinen Kunden. Leider sind viele der Meinung, dass die Kunden mit dem Auto ins Geschäft fahren müssen. Es gehört viel mehr autofrei gemacht", sagt Kurtovic.