In Pörtschach gehen die Wogen hoch. Gestern verkündete Amtsleiterin Claudia Zürner per E-Mail an die Gemeinderäte ihren überraschenden und sofortigen Rücktritt. "Unter den vorherrschenden Gegebenheiten ist es mir leider nicht mehr möglich, meinem Auftrag, für einen zweckentsprechenden und geregelten Geschäftsgang und für die Gesetzmäßigkeit, Einfachheit und Sparsamkeit im Geschäftsgang zu sorgen, nachzukommen", schreibt Zürner darin.
Gegenüber der Kleinen Zeitung konkretisiert sie ihre Aussagen. "Es gab verschiedene Vorwürfe und Unterstellungen gegen mich", sagte Zürner. Dieses gingen, laut Zürner, sogar "als Verleumdung" durch. Bürgermeisterin Silvia Häusl-Benz (ÖVP) soll ihr vorgeworfen haben, bei der letzten Gemeinderatssitzung einen Beschlusstext betreffend Tagesordnungspunkt 4 (Beschlussfassung Kostenbeteiligung Widmungsanregung) vorsätzlich falsch formuliert zu haben, um Gemeindevorstand Florian Pacher von der FPÖ die Möglichkeit zum öffentlichen Hinweisen und somit eine Bühne zu geben. "Ich habe versehentlich einen Fehler übernommen. Der hätte aber im Vorhinein schon der Bürgermeisterin auffallen müssen", sagt Zürner.
Dass sie sich politisch einmische oder gar andere Fraktionen bevorzugt, weist sie zurück. "Ich hab immer probiert, allen Parteien gleich viel Gehör zu schenken." Die politischen Streitereien zwischen ÖVP und FPÖ werden nun auf ihrem Rücken ausgetragen, meint Zürner.
Vorwürfe "bei den Haaren herbeigezogen"
Für Pacher sind die Vorwürfe "an den Haaren herbeigezogen." Er ergänzt: "Es ist abstrus, dass ich der Bürgermeisterin nicht reinpasse und sie versucht, das über die Amtsleiterin auszutragen", sagt der FPÖ-Gemeindevorstand. Er fordert einen "Neustart" für Pörtschach.
Chaotische Zustände - ausgelöst durch die Pörtschacher ÖVP - hätten Zürner die Arbeit in den vergangenen 18 Monaten erschwert. "Meine Mitarbeiter und ich haben Sachen vorbereitet und bemühten uns. Dann wurde aber immer die Richtung geändert. Man sagte A, machte aber B", meint Zürner. Gebrodelt hat es schon länger. Um die Wogen zu glätten, nahm man Hilfe eines Mediators in Anspruch. Am Ende wandte sie sich sogar an die Gemeindeaufsicht.
Emotionales Gespräch mit Bürgermeisterin
Bürgermeisterin Häusl-Benz weist angeblich getätigte Unterstellungen und Verleumdungen zurück. "Sie hat das falsch verstanden", sagt Häusl-Benz. Dass Zürner absichtlich Fehler einbaut und politische Fraktionen bevorzugt behandelt, habe, so Häusl-Benz, sie nie behauptet. Vor acht Tagen gab es ein Gespräch mit Zürner zur Thematik aus der Sitzung vom 27. April. "Es war ein emotionales und persönliches Gespräch", sagt Häusl-Benz. Inhalte möchte sie nicht preisgeben.
"Wir arbeiten auch nicht chaotisch. Es gibt natürlich viele Herausforderungen. Ich glaube aber einfach, dass ihr Tempo zu hoch war und es zu viel wurde", sagt die Gemeindechefin. Bei vielen großen Projekten verliere man leicht den Überblick. Unterstützungsmöglichkeiten und zusätzliche Kräfte wurden angesprochen, kamen aber nicht zum Einsatz. Warum Zürner die ÖVP als Haupttragende für ihren Rücktritt sieht? "Ich kann es mir nicht erklären", meint Häusl-Benz, und ergänzt zum Rücktritt der Amtsleiterin: "Sie machte einen guten Job, daher bin ich aus gewisser Sicht schon traurig." Ein Gespräch, um Zürnern eventuell noch zur Rückkehr zu überzeugen, sucht sie aber nicht. "So wie ich die Amtsleiterin kenne, ist das entschiedene Sache."
Nachdem ein Bautechniker bereits vor Zürner gekündigt hat, steht die Vermutung im Raum, dass weitere Vertragsauflösungen folgen. "Nach Gesprächen mit den Mitarbeitern kann ich mir das nicht vorstellen", sagt die Bürgermeisterin. An der Ausschreibung für die Nachbesetzung wird gearbeitet. Stellvertreter Josef Pagitz übernimmt interimistisch die Agenden. Gerüchte über einen bereits feststehenden Nachfolger dementiert Häusl-Benz.