An den Anblick von Demonstrationszügen, die an Wochenenden aus Protest gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße gehen, ist man in Klagenfurt mittlerweile gewöhnt. Neu ist dagegen die Idee eines Lichtermeeres, das am morgigen Samstag um 18 Uhr zum ersten Mal in der Landeshauptstadt stattfindet. Im Gegensatz zu den Corona-Demonstrationen handelt es sich um keine laute Kundgebung, sondern um eine stille und friedliche Veranstaltung, bei der Kerzen, Lampen oder Mobiltelefon-Lichter in Gedenken an die Covid-Toten sowie aus Solidarität mit dem Gesundheitspersonal entzündet werden. Die Veranstaltung wurde für 500 Personen angemeldet.
Straßen nicht den Impfgegnern überlassen
"Mit Slogans wie ‚Wir sind das Volk‘ beansprucht die Impfgegnerschaft die Straßen für sich. Ihre Proteste sind laut, aber sie sprechen bei weitem nicht für die gesamte Bevölkerung", sagt Lena Woschitz, die das Lichtermeer gemeinsam mit der Studentin Marly Loreit und weiteren Privatpersonen organisiert. "Es gibt so viele Menschen, die diese Ansichten nicht teilen. Die Straßen gehören uns allen."
Solidarität mit dem Gesundheitspersonal
Woschitz engagiert sich schon seit vielen Jahren für den Klimaschutz. Vielen Klagenfurterinnen und Klagenfurtern ist sie als Sprecherin der lokalen Fridays for Future Bewegung bekannt. "Ich habe ein engagiertes Umfeld, das mich vorantreibt", sagt sie.
Auch wenn Covid 19 in jungen Jahren tendenziell leichtere Verläufe verursacht, hat sich Woschitz intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. "Seit zwei Jahren arbeitet das Gesundheitspersonal Tag und Nacht, um das System und die erkrankten Menschen am Leben zu halten. Es hat unsere Unterstützung verdient", sagt die 18-jährige Schülerin.
Keine Trillerpfeifen erwünscht
Die Veranstaltung sei ausdrücklich nicht als Pro-Impfung-Kundgebung gedacht. "Es geht darum, ein friedliches Zeichen für Solidarität zu setzen und der mittlerweile 13.000 an Corona verstorbenen Menschen zu gedenken", sagt sie. "Wir distanzieren uns von allen -ismen, wie Rassismus und Nationalismus." Jeder habe das Recht, auf die Straße zu gehen. "Aber niemand hat das Recht, andere zu verletzen."
Treffpunkt ist um 18 Uhr vor der Kärntner Landesregierung. Dort treten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit brennenden Kerzen auf die Straße und halten einige Minuten lang inne. Anschließend ziehen sie über den Viktringer Ring. Auf Megafone, Trillerpfeifen oder Ähnliches wird ebenso verzichtet wie auf Transparente und Schilder jeglicher Art.
Julia Braunecker