Ich bin in wenigen Dingen konsequent. Eines davon ist das Leben. Ich liebe das Leben, ich liebe meine Lieben. Ich liebe es, in Gesellschaft zu sein, gemeinsam mit Freunden zu kochen, zu trinken und zu lachen. Für einen gemeinsamen Abend ist kein Aufwand zu groß.
Als "Risikoperson mit Vorerkrankung" – was ist das nur für ein entsetzlicher Begriff – trifft einen die Pandemie besonders hart. Sie kann mir buchstäblich das Leben kosten, das ich ja so gern habe. Das bedingt, dass ich mich doppelt so strikt an Lockdown und Co. halte. Selbst in der relativ unbeschwerten Zeit im Sommer sah mich kein Biergarten. Ich traf meine Freunde nur am Balkon oder auf Parkbänken mit mehr als Babyelefanten-großem Mindestabstand. Ich war nicht im Strandbad, hab' mich vor jeder größeren Menschenansammlungen ferngehalten und traf gerade noch meinen Bruder.
Selbst eine Balkon-Grillerei für ein paar Freunde habe ich Anfang Juli auf drei Termine aufgeteilt, um die Gefahr für alle so weit wie möglich zu minimieren.
Seit gut zwei Monaten ist wieder Lockdown. Konsequenter Lockdown. Als "Risikoperson mit Vorerkrankung" kann man, so man nicht lebensmüde ist, sich derzeit nur selbst wegsperren.
Aber der Ausbruch scheint nun nahe und die "Risikoperson mit Vorerkrankung" lernt, dass selbst die besch…eidenste Diagnose vor ein paar Jahren nun einen Vorteil mit sich bringt. Als "Risikoperson mit Vorerkrankung" bekommt man angeblich eher eine Impfung. Als "Risikoperson mit Vorerkrankung" ist die Pandemie somit für einen früher zu Ende.
"Warum liegen Impfdosen unverimpft herum?"
Ich freue mich unendlich auf den Tag der Impfung, an dem die konsequente Selbst-Wegsperrung endlich ein Ende hat. Ich freue mich unendlich auf den Moment, an dem das Leben wieder beginnen darf, wenn man zumindest einzelne Freunde wieder einladen kann – von mir geht dann keine (zumindest theoretische) Gefahr aus und mit Impfung brauche auch ich keine Gefahr von anderen mehr fürchten. Ich freue mich unendlich auf diesen Tag.
Doch dann konsumiert man die Nachrichten und bekommt schwarz auf weiß serviert, dass für das Land Kärnten die Beendigung der Pandemie scheinbar nur eine untergeordnete Priorität hat. Wie kann es sonst sein, dass zwölf Tage nach dem Beginn der Verteilung des Impfstoffs in Kärnten immer noch 6640 Impfdosen herumliegen und die niemand verimpft?
Am Donnerstag musste der erstaunte Kleine-Leser zur Kenntnis nehmen, dass in Kärnten nur Dienstag (Start mit einer Show-Impfung der Landeshauptmann-Stellvertreterin Beate Prettner) und Freitag (Besuch der ersten Heime) geimpft wird. Wieso hat das Ende der Pandemie keine Priorität für Kärntens Politik? Was ist da los? Die "Risikoperson mit Vorerkrankung" fragt sich, wie lange die konsequente Selbst-Wegsperrung noch dauern müsse.
Georg Holzer