Wenn man auf 25 Jahre Arbeit mit süchtigen Menschen zurückblickt: Was hat sich in der Szene geändert?
Maria Magdalena Witting: Es ist nicht mehr vergleichbar. Vor 25 Jahren gab es die so genannten Alt-Junkies. Die hatten ihre Droge, hatten Erfahrung damit, konnten damit alt werden. Es waren auch oft künstlerisch begabte, sehr intelligente Menschen, die sonst ihr Leben nicht geschafft hätten. Irma Traninger, die Oikos gründete und ihr Privatvermögen dafür einsetzte, war auch gewissermaßen fasziniert von diesen Menschen. Und dann gab es mit Leopold Guggenberger einen Bürgermeister mit Herz, der sagte: Die Leute sollen mir nicht auf der Straße sterben.
Heute sterben Jugendliche mit einer Überdosis auf der Couch.
Es ist, ohne Übertreibung, viel schlimmer geworden. Die Süchtigen werden immer jünger, schlucken alles, ohne zu bedenken, was es in einem tut. Dazu kommen noch viele psychische Erkrankungen, 90 Prozent sind traumatisiert. Und sie werden immer jünger, haben auch keine Familie, die sie halten könnte. Sucht ist überhaupt ein Thema, das sich in Familien fortpflanzt, das ist mittlerweile genetisch erforscht.