Als Elias Molitschnig von den Grünen mit einem Antrag an den Gemeinderat den Vorstoß machte, die Bahnhofstraße zur Begegnungszone umzubauen, kam von Ihnen, Herr Habenicht, ein postwendendes Nein – ohne ausführliche Begründung. Warum sind Sie gegen die Idee?
MAX HABENICHT: Ich sage ja nicht, dass die Situation in der Bahnhofstraße so bleiben soll wie sie ist, im Gegenteil: Es muss sich etwas tun! Aber wir brauchen ein Gesamtkonzept für den Verkehr in der Innenstadt und in der Peripherie. Wir wissen, wie viel Fußgängerzone eine Stadt mit 100.000 Einwohnern verkraftet, der Handel alleine kann die Bahnhofstraße nicht nach oben bringen. Da wird es noch einen Schrumpfungsprozess geben. Wir müssen auch darüber reden, wie wir Wohnraum und andere Arbeitsstätten in die Stadt bringen.
ELIAS MOLITSCHNIG: Ich habe nur eine Diskussion neu aufgenommen, die seit Jahren geführt wird, aber eingeschlafen ist. Mir geht es darum, dass wir die Straße jetzt so gestalten, dass in den nächsten 30 Jahren das sowohl als auch möglich ist – also Autoverkehr, eine Begegnungszone oder eine Fußgängerzone. Max, wir sind vorhin gemeinsam her spaziert und wurden fast überfahren – weil es hier auch baulich keine Gleichwertigkeit der Verkehrsteilnehmer gibt. Die Bahnhofstraße reicht von Fassade zu Fassade – derzeit gibt es ein überbreites Angebot für Autos. Für Fußgänger ist die Straße unattraktiv, für Radfahrer lebensgefährlich.
CHRISTIAN SCHEIDER: Für Radstreifen fehlt hier der Platz.
MOLITSCHNIG: Ich will ja keinen Radstreifen, ich will eine gerechte Verteilung des öffentlichen Raums, wissend, dass die heilige Kuh Auto nicht ausgesperrt werden kann. Beim Fleischmarkt ist man von der Idee der Fußgängerzone abgekommen, jetzt sind die Randsteine für die nächsten 30 Jahre einbetoniert – und plötzlich wünschen sich die Geschäfte dort etwas anderes. Man sollte bei solchen Entscheidungen nicht nur Anrainer, sondern auch Menschen aus anderen Stadtteilen einbeziehen, denn auch die nutzen den Raum.
SCHEIDER: Aus der Bahnhofstraße eine Begegnungszone zu machen und zu glauben, das löst das Problem des Geschäftesterbens . . . entschuldigung, das wird nicht funktionieren. Es braucht Wirtschaftsmaßnahmen und Initiativen vom Stadtmarketing, das jetzt hoffentlich bald Fahrt aufnimmt.