Gebückt, mit einem Stock mit zweizinkiger Gabel geht derzeit eine schaurige Frauengestalt in Unterkärnten und im Alpen-Adria-Raum um. Ihr Gesicht verdeckt sie meistens mit einem schwarzen Tuch oder einer schaurigen Maske. Ihr Kleid kann schön und bunt sein, aber auch zerrissen und hässlich. In jenen Häusern, bei denen sie anklopft, sollte man auf ihren Besuch vorbereitet sein. Denn laut altem Brauch entscheidet sie darüber, ob der Familie dort im nächsten Jahr Glück oder Pech widerfährt.

Es handelt sich dabei um die Pechtra Baba, eine alte Sagengestalt aus dem Perchtenbrauchtum, die in den Raunächten (21., 24. und 31. Dezember sowie 5. Jänner) umherzieht. Die Pechtra-Frauen fordern nämlich als Pfand Würstl ein, die auf ihre zweizinkige Gabel gehängt werden. Bekommen sie diese, segnen sie Brote und sollen im kommenden Jahr das Böse vom Haus und deren Bewohnern fernhalten.

Pechtra Baba mit verhülltem Gesicht
Pechtra Baba mit verhülltem Gesicht © Arbeiter

Neben zahlreichen volkstümlichen Bräuchen gibt es zu den Festtagen rund um Weihnachten in Kärnten auch christliche Traditionen, die begangen werden. So gedenkt die Katholische Kirche am 26. Dezember des Heiligen Stephanus. Da der Märtyrer auch als Patron der Pferde, Pferdeknechte und Kutscher verehrt wird, gibt es an diesem Tag traditionell in zahlreichen Kärntner Pfarren den Brauch des Stefaniritts mit anschließender Pferdesegnung.

Segen für edle Tropfen

Der 27. Dezember ist der Gedenktag des Apostels und Evangelisten Johannes, wie die Diözese Gurk berichtet: „In der christlichen Überlieferung gilt er als ,Lieblingsjünger‘ Jesu und stand mit Maria unter dem Kreuz. Ein alter Brauch ist die Segnung des sogenannten Johannesweines, der den Gläubigen nach dem Gottesdienst mit den Begleitworten ,Trinket die Liebe des Heiligen Johannes!‘ gereicht wird.“ Dies gehe auf eine Legende zurück, wonach der Apostel Johannes von Feinden durch vergifteten Wein ermordet werden sollte.

Schapperkinder

Und am 28. Dezember erinnert das „Fest der Unschuldigen Kinder“ an den Kindermord zu Bethlehem, der von Matthäus den biblischen Bezug zur Kindheitsgeschichte des Propheten Mose in Ägypten herstellt: „Dem Evangelium nach Matthäus zufolge ließ Herodes alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren in Bethlehem töten, damit im dort geborenen Kind, dem ,König der Juden‘, keine Konkurrenz erwachse.“ In Kärnten ziehen an diesem Tag Kinder von Haus zu Haus und wünschen beim sogenannten „Schappen“, „Pisnen“ oder „Frisch- und Gsund-Wixen“ Gesundheit und viel Glück fürs Neue Jahr. Dies ist eine Mischung von heidnischem und christlichem Brauch.