Genüsslich das Wasser aus der Leitung trinken, ein Gedanke, der vor gut zwei Monaten in Klagenfurt undenkbar war. Enterokokken-Bakterien fanden den Weg ins 900 Kilometer lange Leitungsnetz, am 20. September erfolgte daher die Warnung für das gesamte Stadtgebiet, das Wasser abzukochen, die erst vier Wochen später endgültig aufgehoben werden konnte. Die Suche nach der Ursache begann sofort, jetzt erst steht fest, was die Misere auslöste.
Enterokokken-Bakterien, die unter anderem Durchfall auslösen können, kamen über eine private Brunnenanlage im Westen der Stadt in das Netz, informieren die Stadtwerke Klagenfurt. Um welchen Brunnen es sich dabei genau handelt, wisse das Unternehmen aber noch nicht. „Wir haben den einen Verursacher-Brunnen noch nicht gefunden. Sobald das der Fall ist, prüfen wir einen möglichen Schadenersatz“, sagt Stadtwerke-Sprecherin Ute Zaworka. Feststeht, dass der Eintrag der Verunreinigung ein Achtel Liter auf 26 Millionen Liter Wasser betrug. Dass Hydranten oder Baustellen das Debakel auslösten, bewahrheitete sich nicht. Das „intensive Wassermonitoring“ findet damit ein Ende.
50 Brunnenanlagen mangelhaft
Bereits vor wenigen Tagen stoppten die Stadtwerke mit der Spülung der Hydranten. Die Überprüfung privater Brunnen läuft aber weiter, der Fokus liegt auf den Gebieten Feschnig, Waidmannsdorf und St. Martin. 500 Anlagen wurden bereits untersucht, zehn Prozent davon wiesen Mängel auf, die von den Besitzern behoben werden müssen. Selbst umgebaute Anlagen oder defekte Rückschlagventile können dafür sorgen, dass erneut Verunreinigungen ins Netz gelangen.
Zudem arbeiten die Stadtwerke am Ausbau der digitalen Hydranten-Überwachung. In Abstimmung mit dem Magistrat werden maximal zehn Hydranten zur Entnahme durch Dritte freigegeben. „Die Entnahme muss zukünftig bei den Stadtwerken angemeldet und freigegeben werden. Eine Ausnahme bilden hier natürlich die Feuerwehren“, heißt es vonseiten des Unternehmens.
40 Hydranten wurden in den letzten vier Wochen intensiver getestet. Mit einem sogenannten „Coli Minder“, den die Stadtwerke angekauft haben, kann das Unternehmen das Wasser neben den gesetzlich vorgeschriebenen Tests das Wasser noch schneller und intensiver prüfen. Als weitere Vorsichtsmaßnahme werden Baustellen erst nach erfolgreicher Beprobung an das öffentliche Netz angeschlossen.
Gutschrift als Entschuldigung
Als „Entschuldigung“ erhalten alle Stadtwerkekunden eine Gutschrift in Höhe von 50 Euro, die für Strom, Wärme und Wasser eingelöst werden kann. Zusätzlich erhalten alle Wasserkunden eine Vergütung in Höhe von 27 Prozent des täglichen Wasserverbrauchs. „Der konkrete Betrag hängt von der jeweiligen Dauer der Einschränkung ab. Die Gutschrift erfolgt automatisch im Zuge der nächsten Jahresabrechnung und wird gesondert ausgewiesen“, heißt es von den Stadtwerken. Die Maximalzeit beträgt 29 Tage, aber die Proben, die am 20. September positiv waren, waren bereits zwei Tage zuvor, am 18. September, entnommen worden – das wären also zwei Tage mehr, an denen verunreinigtes Wasser geliefert wurde. „Die rechtliche Basis für die Gutschriftenberechnung ist das offiziell übermittelte Probenergebnis und die darauffolgenden Maßnahmen durch die Gesundheitsbehörde vom 20. September sowie jenes vom 18. Oktober 2024“, lautet das Argument der Stadtwerke.
„Für die Bürgerinnen und Bürger war dies eine besonders herausfordernde Zeit. Ich begrüße daher, dass die Stadtwerke nun meiner Forderung nachgekommen sind, eine Entschädigung in Form einer Treuebonuszahlung sowie einer zusätzlichen Vergütung zu leisten“, äußert sich Bürgermeister Christian Scheider (TK).
Der Wassertarif erhält mit 1. Jänner eine Indexanpassung, bei einem Wasserverbrauch von 150 Kubikmetern entstehen für einen Haushalt jährliche Mehrkosten von 31 Euro.
650 Millionen Liter Wasser wurden zur Behebung der Verunreinigung ausgespült, 1,5 Millionen Euro koste den Stadtwerken mittlerweile die Krise. Rund zwölf Millionen Euro werden kommendes Jahr in das Netz investiert.