3086 Wohnungen sind über den städtischen Eigenbetrieb „Klagenfurt Wohnen“ im Besitz der Kärntner Landeshauptstadt. Sie ist damit einer der größten Wohnungsanbieter Kärntens. Eine finanzielle Erfolgsgeschichte ist das Service allerdings nicht: „Klagenfurt Wohnen“ schloss das vergangene Jahr mit einem Minus von 1,7 Millionen Euro ab, viele Wohnungen sind der Substandardkategorie zuzuordnen.

Neben Geld kostet die Sanierung von Gemeindewohnungen in Klagenfurt ungewöhnlich viel Zeit. Anfang des Jahres kritisierte der Landesrechnungshof (LRH) in seinem Bericht zu „Klagenfurt Wohnen“, dass die Vermarktung der Wohnungen zum Teil erst mehrere Monate nach Fertigstellung der Sanierungsarbeiten begann. Erwähnt wird eine im zweiten Halbjahr 2022 generalsanierte Wohnung, die im August 2023 noch immer nicht am Markt war. Die Verantwortung dafür liegt bei den Hausverwaltern, die die Wohnungen nach erfolgter Sanierung beim Wohnservice der Stadt freimelden müssen.

„Wohnen“-Geschäftsführer Gerhard Scheucher mit Vizebürgermeister Alexander Kastner (TK)
„Wohnen“-Geschäftsführer Gerhard Scheucher mit Vizebürgermeister Alexander Kastner (TK) © Helge Bauer

Über 40 Wohnungen „verschwunden“

Ob aus Schlampigkeit oder Absicht: ein Hausverwalter dürfte dieser Aufgabe nicht oder nur unzureichend nachgekommen sein. Über 40 aufgehübschte Wohnungen, verteilt über ganz Klagenfurt, sollen so vom Radar der Stadt „verschwunden“ sein. Manche von ihnen standen mutmaßlich bis zu fünf Jahre leer. Geht man von einem Mietpreis von 5,27 Euro pro Quadratmeter und einer durchschnittlichen Wohnungsgröße von 60 Quadratmetern aus, kommt man auf einen Schaden von über 150.000 Euro pro Jahr. Geld, das der Stadt fehlt.

Der zuständige Vizebürgermeister Alexander Kastner (TK) will die Zahlen nicht bestätigen. Man sei mitten in den Erhebungen. Dass das Ausmaß der aktuellen Enthüllungen die schlimmsten Befürchtungen übertreffen dürfte, zeigen die drastischen Maßnahmen, die gesetzt wurden: Der Hausverwalter wurde nach Bekanntwerden der Vorwürfe Mitte September gekündigt, Rechtsanwalt Michael Sommer wurde hinzugezogen. Es ist das erste Mal, dass der neue Geschäftsführer von „Klagenfurt Wohnen“, Gerhard Scheucher, hart durchgreift.

Aber wie konnte es passieren, dass das Fehlen einer nicht unerheblichen Zahl an Wohnungen im System so lange unbemerkt geblieben ist? „Diese Frage stelle ich mir jeden Tag. Ehrlich, ich habe keine Idee“, sagt Kastner, der selbst erst seit Februar 2024 im Amt ist. Ein Gespräch mit dem Gekündigten habe seine Fragen nicht beantworten können. „Der Mann ist menschlich schwer in Ordnung. Vielleicht war er einfach überfordert“, vermutet er.

„Riesenskandal“

Offiziell ist die Causa noch nicht im politischen Tagesgeschäft angekommen. Der Flurfunk im Rathaus spricht aber schon von einem „Riesenskandal“. Nicht zuletzt, weil der Hausverwalter aufgrund seiner Arbeitsweise in der Vergangenheit schriftlich verwarnt worden sein soll. Es kursiert zudem die Theorie, dass die Wohnungen unter Hand vermietet worden sind oder zurückgehalten wurden, um sie bei Bedarf Freunden und Freundesfreunden zur Verfügung stellen zu können. Denn wie ein Insider nicht zu Unrecht anmerkt: „Ohne Grund passiert meistens nichts. Normalerweise spricht sich im Block herum, dass eine frisch sanierte Wohnung leer steht.“ Kastner verweist auch in diesem Zusammenhang auf die laufenden Erhebungen. Scheucher und er seien dabei, Haus für Haus, Wohnung für Wohnung im Besitz von „Klagenfurt Wohnen“ zu kontrollieren.

Hinter vorgehaltener Hand wird auch die Nachlässigkeit der ehemaligen Geschäftsführung von „Klagenfurt Wohnen“ kritisiert. Diese wurde im Herbst 2023 vom Stadtsenat abberufen, Bürgermeister Christian Scheider (TK) setzte den Beschluss aber erst im Juni 2024 um. „Man wird das Gefühl nicht los, dass gewisse Personen im Rathaus Dinge unter den Tisch kehren wollen“, sagt der Insider.