Die Lisa Film, 1964 von Paul Löwinger in München gegründet und 1967 von Karl Spiehs zu 50 Prozent übernommen, darf sich heuer feiern lassen. 60 Jahre sind dafür ein guter Grund. Und rund 190 Produktionen sind ein deutliches Zeichen, dass die Lisa Film in ihrer reichen Geschichte einiges richtig gemacht hat. Der Hauptgrund dafür dürfte wohl der sprichwörtliche Riecher von Spiehs gewesen sein, der, nachdem sich Löwinger bald aus dem operativen Geschäft und Mitte der 1970er-Jahre ganz aus der Firma zurückzog, als Produzent für die Lisa-Filme verantwortlich zeichnete.
Der niederösterreichische Gastwirtesohn Spiehs, geboren 1931, stieg in den 1950er-Jahren ins Show- und Anfang der 1960er-Jahre ins Filmgeschäft ein. Schon bald, 1961, drehte er das erste Mal am Wörthersee. Beim Film „Unsere tollen Tanten“ mit Gunther Philipp, Gus Backus, Bill Ramsey und Udo Jügens war er als Musikaufnahmeleiter tätig. Als Produzent fand er Ende des Jahrzehnts zum Wörthersee zurück. Beim ersten Film hier, „Hilfe, ich liebe Zwillinge“ (1969), spielte das „Immer Ärger mit den Paukern“-Traumpaar Roy Black und Uschi Glas wieder die Hauptrollen und Peter Weck, damals schon seit 15 Jahren als Schauspieler aktiv, gab sein Debüt als Regisseur. Weitere Film- und Fernsehhits – auch für die Lisa Film – folgten von allen drei Genannten. Mindestens so weitreichende Folgen hatte diese Produktion aber für den Drehort. In den kommenden Jahrzehnten wurden 40 Filme und einige Serien am See gedreht, es gab einzelne Sommer, da entstanden bis zu fünf Filme hintereinander!
Action, Horror und Erotik
Die Lisa Film drehte aber nicht nur Wörtherseefilme. In vielen Genres und Ländern wurde gearbeitet, im Lisa-Katalog finden sich Action-, Kriminal-, Horror-, Science-Fiction- und Erotikfilme ebenso wie ein paar ernsthafte Literaturverfilmungen. Aber natürlich sind hierzulande vor allem die Filme, die im, am und rund um den Wörthersee gedreht wurden, besonders präsent.
Karl Spiehs starb 2022. Man muss aber kein Hellseher sein, um festzustellen, dass er auch in Zukunft durch seine Filme weiterleben wird. Dafür wird die Lisa Film sorgen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Lisa-Jubiläen zu feiern, aber auch das „Erbe von Karl Spiehs bestmöglich zu verwerten und seine Produktionen in Erinnerung zu behalten“, wie es der derzeitige Lisa-Geschäftsführer Michael Kraiger sagt. „Dafür“, so Kraiger weiter, „werden zwar keine neuen Filme gedreht, aber sehr wohl Dokumentationen rund um unsere Themen.“ Zwei neue, beide gedreht von Flo Lackner, wurden gerade im ORF ausgestrahlt und sind auch auf ORF ON abrufbar. Für die Verwertung des Erbes sorgen aber auch die aufwendigen Restaurierungen der alten Filme, die noch auf 35mm-Negativen gedreht wurden. Die Hälfte wurde bereits Bild für Bild neu gescannt und digitalisiert, darunter auch einige, die am Wörthersee spielen.
Platz 5: „Tierärztin Christine“
Einer der großen Stars der Lisa-Filme und des deutschen Unterhaltungsfilms insgesamt, Uschi Glas, beschritt in diesem Fernsehfilm aus dem Jahr 1993 für sie neue Wege: Neben der Titelrolle schrieb sie ihr erstes Drehbuch. Einer der Gründe, warum sie Lisa-Chef Karl Spiehs beruflich und bei den Lisa-Festen die Treue hielt: Er gab ihr die Chance dazu – und sollte es nicht bereuen. 11,4 Millionnen Zuseher bei der TV-Erstausstrahlung sprechen eine deutliche Sprache. Dass die Kritikerresonanz auf diesen Film von Otto Retzer – trotz Hollywood-Star und Oscar-Preisträger Ernest Borgnine in einer weiteren Hauptrolle – eher bescheiden ausfiel, war da wohl verkraftbar. Erzählt wird von Christine, die nach dem Herzinfarkt ihres Vaters an den Wörthersee zurückkehrt und die florierende Tierarztpraxis übernimmt. Zuerst eine zaudernde Figur, wird sie zunehmend selbstbewusster. Zwei Fortsetzung, einmal am Wörthersee, einmal in Südafrika gedreht, folgten 1995 und 1998. Auch hier schrieb Glas die Drehbücher.
Platz 4: „Zwei Nasen tanken Super“
Mit 2,74 Millionen Kinobesuchern war der Vorläufer „Die Supernasen“ sehr erfolgreich. Der kommerziellen Lisa-Logik zufolge, wurde weiter aufs erfolgreiche Pferd gesetzt. Und auf die beiden Darsteller Thomas Gottschalk und Mike Krüger, die sich sich mit „Piratensender Powerplay“ (1982, 1,3 Millionen Zuseher) auch im Medium Film als sehr zugkräftig erwiesen. Die Handlung ist – wie auch nicht selten im Lisa-Universum – eher vernachlässigbar. Es geht um Juwelendiebe, die zwei wertvolle Edelsteine in zwei auffälligen Motorrädern, oder besser Trikes, verstecken, die von Tommy bei einer Ausstellung gewonnen werden. Mit seinem Freund Mike fährt er Richtung Wörthersee, die Diebe dicht auf ihren Fersen. Bemerkenswert ist der Film auch wegen des Gastauftritts von Lisa-Produzentenlegende Karl Spiehs, er spielt einen Gangsterboss. Mit 2,38 Millionen Zuseher ebenfalls ein großer Erfolg.
Platz 3: „Geld oder Leber“
„Für mich der beste Wörthersee-Film, weil er an absurder Situationskomik und visuellen Umsetzungen von Redewendungen, Kalauern und Spruchweisheiten kaum zu übertreffen ist“, schreibt der Filmwissenschaftler Arno Rußegger in seiner Begründung, warum er diesen Film von Dieter Pröttel (der unter anderem auch „Die Supernasen“ und „Zwei Nasen tanken Super“ inszenierte) auf Platz 1 seiner Liste wählte. Dem ist wenig hinzuzufügen. Vielleicht noch das: Neben Mike Krüger spielt die mindestens ebenso lustige Ursela Monn die zweite Hauptrolle, aber auf keinen Fall die zweite Geige. Und in weiteren Rollen sind Falco (!), Raimund Harmstorff, Barbara Valentin oder Ossy Kollmann zu sehen. Die Handlung? Zwei Kleinkriminelle flüchten vor der Polizei und verstecken den geraubten Schmuck in einer tiefgekühlten Gans, die kurz danach verkauft wird. Die Verfolgungsjagd beginnt.
Platz 2: „Ein Schloss am Wörthersee“
Die Serie der Lisa Film und aufgrund der Stardichte noch immer Kult. Roy Black feierte ein grandioses Comeback, Julia Biedermann, Pierre Brice, Uschi Glas, Julia Kent, Helmut Fischer, Otto Retzer und Adi Peichl als Josip und Malek wurden von Gastauftritten von Falco, Wolfgang Ambros, Udo Jürgens, Nina Hagen, Linda Gray, Larry Hagman, Harald Juhnke, Zachi Noy, Telly Savalas und Jörg Haider (in Folge 8 der 1. Staffel) – um nur ein paar zu nennen – unterstützt. Insgesamt wurden von 1990 bis 1993 in drei Staffeln 33 Folgen und ein 90-Minuten-Special gedreht. Die Lisa-Filme haben seit „Hilfe, ich liebe Zwillinge“ (1969) insgesamt viel für den Wörthersee und den Tourismus im Land gemacht, vermutlich aber nie davor und danach so viel wie mit dieser Serie, die in über 40 Länder (darunter China) verkauft wurde.
Platz 1: „Die Supernase“
Wenn ein Film nach einem anatomisch auffälligen Merkmal im Gesicht der beiden Hauptdarsteller benannt ist, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Zweiter von vier Filmen des Dreamteams Gottschalk und Krüger (zuvor „Piratensender Powerplay“, danach „Zwei Nasen Tanken Super“ und „Die Einsteiger“), die hier zwei finanziell angeschlagene Freunde spielen, die als Detektive zu Geld kommen wollen. Ihr Auftrag führt sie an den Wörthersee, wo sie auch das Attentat auf einen arabischen Prinzen verhindern. Mit 2,74 Millionen Zusehern einer der großen deutschen Kinoerfolge der 1980er-Jahre und Platz 3 der Lisa-Bestenliste, nur „Immer Ärger mit den Paukern“ (1968, 4 Millionen) und „Wenn die tollen Tanten kommen“ (1970, 3 Millionen) wurden von mehr Menschen gesehen. Noch heute gibt es Gerüchte um eine Fortsetzung. Fakt ist: Es gibt ein fertiges Drehbuch, aber keine konkreten Pläne, es auch zu verfilmen. Aber immerhin haben es die beiden Hauptdarsteller in den ersten zehn Folgen ihres „Supernasen“-Podcast, der seit dem Vorjahr veröffentlicht wird, in Fortsetzungen vorgelesen und gespielt.
Die einzelnen Nennungen
Thomas Hrochs Liste:
1. „Ein Schloss am Wörthersee“ (1990-1993)
2. „Hochwürden erbt das Paradies“ (1993)
3. „Tierärztin Christine“ (1993, 1995): „Bei Folge 2 war ich Set-Aufnahmeleiter und Ernest Borgnine hat einen Mega-Eindruck bei mir hinterlassen.“
4. „Hilfe ich liebe Zwillinge“ (1969)
5. „Du bist die Rose vom Wörthersee“ (1952)
6. „Mein Opa ist der Beste“ (1996): „Ich war Fahrer und Assistent von Otto Schenk bei dieser Produktion.“
7. „Unsere tollen Tanten“ (1961)
8. „Die Supernasen“ (1983)
9. „Zärtliche Chaoten“ (1987)
10. „Alles Glück dieser Erde“ (2003): „Als Produzent den Film gedreht“.
Ingo Kowatschs Liste:
1. „Die Supernasen“ (1983)
2. „Zwei Nasen tanken Super“ (1984)
3. „Ein Schloss am Wörthersee“ (1990-1993)
4. „Wenn die tollen Tanten kommen“ (1970)
5. „Der Gendarm vom Wörthersee“ (1980)
Michael Kraigers Liste:
1. „Ein Schloss am Wörthersee“ (1990-1993): „TV-Serie in 44 Sprachen übersetzt, läuft seit 30 Jahren im TV, Kult!“
2. „Die Supernasen“ (1983): „Kultfilm mit Flair der 1980er-Jahre: Machte Tommy und Mike berühmt.“
3. „Zwei Nasen tanken Super“ (1984): „Die Fortsetzung mit vielen Drehorten am See und Karl Spiehs als Gangsterboss.“
4. „Geld oder Leber“ (1986): „Blödel-Komödie, die bis heute lustig ist. Lieblingsfilm von Mike. Sensation: Falco-Auftritt.“
5. „Zärtliche Chaoten“ (1987): „Drehbuch von Gottschalk! Viele Gastauftritte von bekannten Gesichtern der Wörtherseefilme.“
6. „Hilfe, ich liebe Zwillinge“ (1969): „Erster Wörtherseefilm der Lisa Film! Wörthersee-Flair der 1960er-Jahre! Uschi Glas und Roy Black!“
7. „Mein Opa ist der Beste“ (1996): „Läuft bis heute im ORF. Hatte 1,7 Millionen Zuseher bei der Erstausstrahlung auf ORF. Mit Otto Schenk!“
8. „Unsere tollen Tanten“ (1961): „Klamauk-Schlager-Film vom Wörthersee als Auftakt zu einer Reihe von Tanten-Filmen. Gus Backus!“
9. „Hochwürden drückt ein Auge zu“ (1971): „Don Camillo und Pepone am Wörthersee! Mit Uschi und Roy! Gedreht auch in Moosburg (mein Wohnsitz!)“
10. „Tierärztin Christine“ (1993): „Er erfolgreichste TV-Film 1993 mit der Ausstrahlung auf RTL mit über 11,4 Millionen Zusehern!“
Mike Krügers Liste:
1. „Geld oder Leber“ (1986)
2. „Die Supernasen“ (1983)
3. „Zwei Nasen tanken Super“ (1984)
4. „Zärtliche Chaoten 1“ (1987)
5. „Zärtliche Chaoten 2“ (1988)
Flo Lackners Liste:
1. „Ein Schloss am Wörthersee“ (1990-1993): „Meine Nr. 1 ist mit Abstand die Folge 5 der 2. Staffel: ,Ein reizendes Kerlchen‘. Ich persönlich verbinde damit wunderschöne Fernsehnachmittage mit meiner Oma. In dieser Episode schnallt sich Roy Blacks Filmsohn Max eine Haiflosse auf den Rücken und erschreckt Badegäste in der Veldener Bucht. Ich wollte damals auch unbedingt so eine Flosse haben und mein Papa musste mir sofort eine basteln. Außerdem übernimmt Max, mit Star-Wars-Filmmusik untermalt, einen Heißluftballon und wird von Pierre Brice gerettet. Das war der absolute Wahnsinn.“
2. „Mein Opa und die 13 Stühle“ (1998): „Spielt nicht wirklich (viel) am See, dafür aber in der Landeshauptstadt, die ja nicht grundlos die Bezeichnung Klagenfurt am Wörthersee trägt. Der Film selbst hat mir einst sehr viel Spaß gemacht.“
3. „Die Supernasen (1983)
4. „Geld oder Leber“ (1986)
5. „Zärtliche Chaoten“ (1987)
Otto Retzers Liste:
1. „Alles Glück dieser Erde“ (2003): „Mit zwei Jedermann, Maximilian Schell und Peter Simonischek, und mit Uschi Glas! Ein wunderbarer Film, den man heute noch gerne sieht.“
2. „Tierärztin Christine“ (1993, 1995): „Mit Uschi Glas. Die beiden erfolgreichsten Filme der Lisa Film mit 12 und 13 Millionen Zusehern!“
3. Geld oder Leber“ (1986): „Ein absoluter Klamauk mit Ursela Mohn, Mike Krüger und Falco.“
4. und 5. „Die Supernasen“ (1983) und „Zwei Nasen tanken Super“ (1984): „Beste Unterhaltung und bis heute Kult.“
6. „Fröhliche Chaoten“ (1998): „Ein sehr schöner Film mit Uschi Glas , Harald Junke und Christian Kohlund.“
7., 8. und 9. „Hochwürden erbt das Paradies“ (1993), „Hochwürdens Ärger mit dem Paradies“ (1997), „Hochwürden wird Papa“ (2003): „Beste Unterhaltung mit Otto Schenk, Hans Clarin, Frau Bürgermeister Zilk (Dagmar Koller, Anm.) als Bordellbesitzerin und zum ersten Mal Hansi Hinterseer.“
10. Die Landkrimis von Klaus Graf
Arno Rußeggers Liste:
1. „Geld oder Leber“ (1986): „Für mich der beste Wörthersee-Film, weil er an absurder Situationskomik und visuellen Umsetzungen von Redewendungen, Kalauern und Spruchweisheiten kaum zu übertreffen ist.“
2. „Hilfe, ich liebe Zwillinge“ (1969): „Es handelt sich immerhin um die erste Regie-Arbeit von Peter Weck, wodurch eine große Karriere in Gang gesetzt wurde.“
3. „Die Nichte der O.“ (1974): „Nicht alles im Wörthersee-Film war jugendfrei und so familientauglich, wie oft behauptet wird; außerdem schrieb das Drehbuch kein Geringerer als Wolfgang Bauer.“
4. „Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut“ (1971): „Wenn in den Wörthersee-Filmen schon vieles variiert, adaptiert und ausgeschlachtet worden ist, dann hat Uschi Glas hier zumindest ihr eigenes ,Schätzchen‘-Image ins Spiel gebracht.“
5. „Die Supernasen“ (1983): „Der kultige Klamauk-Klassiker mit Thomas Gottschalk und Mike Krüger hält sich in der Gunst der TV-Konsumenten bis heute.“
6. „Unsere Pauker gehen in die Luft“ (1970): „Ein solcher Titel wäre heute wohl nicht mehr möglich; die Nominierung erfolgt im Gedenken an antiautoritäres Gehabe von vorgestern.“
7. „Wenn jeder Tag ein Sonntag wär …“ (1973): „Ja … Was wäre dann wohl? Vielleicht findet jemand eine Antwort …“
8. „Popcorn und Himbeereis“ (1978): „Eine Hommage an Zachi Noy.“
9. „Ein Schloss am Wörthersee“ (1993, Episode 33): „Das Serien-Finale und eine Hommage an Telly Savallas.“
10. „Alles Glück dieser Erde“ (2003): „Eine Hommage an Maximilian Schell.“
Isabella Schöndorfers Liste:
1. „Die Supernasen“ (1983): „Die Auftragstelefonate im Detektivbüro sind genial. Nur noch zu toppen durch die Trenchcoats, die Thomas Gottschalk und Mike Krüger tragen!“
2. „Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut“ (1971): „Den Ohrwurm ,Schön ist es, auf der Welt zu sein‘ kennt sogar die Generation Alpha. Die Szene mit dem Wohnwagen ist mein persönliches Highlight!“
3. „Ein Schloss am Wörthersee, 2. Staffel, Episode 21“ (1993): „Optischer Knaller, wenn Nina Hagen auf ihr ,Double‘ Dagmar Koller trifft …“
4. „Unsere tollen Tanten“ (1961): „Einfach wegen unseres Welt-Kärntners Udo Jürgens.“
5. „Mein Opa ist der Beste“ (1996): „Eine Traum-Quote von 1,7 Millionen ZuseherInnen in Österreich bestätigt den herzigen Generationen-Film.“