Bekanntlich halten Ehen im Schnitt heutzutage nur noch wenige Jahre. Dass es nicht immer so sein muss, beweisen Sophie und Othmar Knafl aus St. Michael am Zollfeld in der Gemeinde Maria Saal. Denn bereits seit 70 Jahren geht das Paar gemeinsam durch dick und dünn.
Kennengelernt haben sich der Sohn eines Hufschmiedes und die Tochter eines großen Bauern am Possauer Kirchtag. Sophie war damals zarte 16 Jahre alt und besuchte die Landwirtschaftsschule, Othmar war zwei Jahre älter, hätte eigentlich gerne studiert, trat aber in die Fußstapfen seines Vaters und erlernte das Schmiedemeisterhandwerk. „Er hatte damals so schöne Haare“, erinnert sich die heute 91-Jährige. Man kam sich näher. „Ich durfte aber nie bei ihr übernachten, so etwas war nicht geduldet“, stellt der Maria Saaler fest. Selbst bei widrigsten Wetterbedingungen musste der junge Mann den Heimmarsch antreten.
Fünf Jahre später wurde aber auf Drängen der Eltern geheiratet. Ganz klassisch hat der Bräutigam damals noch um die Hand der Tochter bei deren Vater angehalten. Im Beisein von rund 60 Gästen schworen sich die beiden im Dom zu Maria Saal am 24. April 1954 die ewige Treue.
Und dieses Versprechen haben Sophie und Othmar Knafl bis heute gehalten – und das, obwohl der frischvermählte Bräutigam seinen Ehering schon nach fünf Tagen ablegte. Die Hochzeitsreise holte das Paar Knafl erst Jahre später nach. „Wir fuhren mit dem Puch-Roller nach Montefalcone. Dort hatten wir ein Zimmer ohne Fenster“, lacht das Paar.
Heute blicken die beiden Pensionisten auf ein arbeitsreiches Leben (als Hufschmiedemeister und Landmaschinentechniker und als Landwirtin) zurück und voller Stolz auf fünf Kinder (übrigens alles Töchter), neun Enkelkinder und zwölf Urenkel. Das Geheimnis ihrer langen Beziehung? „Wir sind nie böse aufeinander schlafen gegangen“, verrät der langjährige Bürgermeister von Maria Saal. „Gestritten haben wir nie, nur lauter diskutiert!“
An ihrem 70. Hochzeitstag erhielten die beiden – Sophie Knafl ist übrigens Gründungsmitglied der Singgemeinschaft Zollfeld und der Trachtengruppe Maria Saal – im Familienkreis durch den Diakon von Maria Saal, Gottfried Riepl, noch einmal Gottes Segen, zu ihren Ehren ertönte sogar die Pummerin. Danach wurde im Gipfelhaus Magdalensberg auf die Gnadenhochzeit angestoßen.