Immer mehr Menschen fragen, woher ihr Essen kommt und ob es nachhaltig produziert wurde. Bei Schnittblumen ist dieses Thema noch neu. Sie werden ja auch nicht gegessen, möchte man einwenden. Dabei wird vergessen, dass Schnittblumen oft in fernen Ländern mit viel Chemie herangezüchtet und dann Tausende Kilometer nach Kärnten transportiert werden.
Katharina Nußbaumer war das ein Dorn im Auge. „Ich habe mich bereits in meinem Studium der Landschaftsarchitektur damit beschäftigt. Nachdem mein Mann Christoph und ich die Landwirtschaft seiner Eltern übernommen haben, wurde sofort auf Bio umgestellt. Vor vier Jahren habe ich dann mit dem Lavendelanbau begonnen“, erzählt Nußbaumer.
„Langsame“ Blumen
Mittlerweile baut sie am Nussbaumer Hof vulgo Brenner in Klagenfurt auf 1000 Quadratmetern 150 verschiedene Schnittblumen an – in Bio-Qualität und ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Zudem ist sie Teil der Slowflower-Bewegung, einem Zusammenschluss nachhaltig arbeitender Gärtner und Floristen. „Am Anfang war es schwierig, aber das Umdenken fängt an“, sagt die 29-Jährige, die mit dem Verkauf von Blumensträußen in Bauernhütten begonnen hat. Mittlerweile umfasst die Angebotspalette Schnittblumen für Floristen, Blumenabos, Trockenblumen und Kränze. Erhältlich sind die Produkte auf Vorbestellung ab Hof, in Rupp’s Bauernecken in Maria Rain und Harbach und ab diesem Frühjahr auch im Blumenhandel. „Die Verhandlungen laufen gerade“, möchte die Mutter von Marlene (2) und Hannah (zwei Monate) nicht zu viel verraten. Bereits jetzt fertigt Nußbaumer Blumendekorationen für Events, etwa Hochzeiten. „Dabei kann sich die Braut die Blumen am Feld selbst aussuchen.“
Die Nußbaumers sind eine von zwei Bauernfamilien aus der Region Klagenfurt, die mit ihren Produkten und Vermarktungsideen von der Landwirtschaftskammer (LK) Kärnten für den Agrar-Innovationspreis „Vifzack 2024“ nominiert wurden (siehe Infobox).
Schafpate werden
Nummer zwei sind die „Shoafbauern“ Gerhild und Thomas Koch aus Tuderschitz bei Moosburg. Thomas Koch war ursprünglich Intensivkrankenpfleger. Doch das Schicksal warf ihn vor fünf Jahren aus der Bahn - eine Hirnhautentzündung ließ ihn selbst zum Patienten werden. „Meinen Beruf konnte ich nicht mehr ausüben“, lässt der Vater zweier Söhne und Stiefvater zweier Töchter, die schwerste Zeit in seinem Leben Revue passieren.
Er sattelte um, übernahm den Selbstversorgerhof seines Vaters und baute diesen zu einem Vollerwerbsbetrieb aus. „Das war wie eine Therapie für mich“, blickt er zurück. Mit zehn Schafen hat der 49-Jährige angefangen, heute kümmert er sich um rund 250 Mutterschafe, 400 Lämmer und zehn Widder.
Neben dem Fleisch - die Tiere werden direkt am Hof geschlachtet – werden im Hofladen veredelte Produkte wie Lammfelle, Strickwolle, unbehandelte Schafwolle oder gepresste Wollpellets als Gartendünger verkauft. Und dann gibt es noch das „Shoaf-Ship“, eine Schafpatenschaft. Hier kann man aus verschiedenen Varianten wählen, die zwischen 200 und 1000 Euro kosten und bei denen man einen Großteil seines Einsatzes in Form von Lammfleisch, Lammfleischprodukten, Lammfellen oder Wollpellets zurückbekommt. „Das Schaf ist das Nutztier der Zukunft“, sagt Koch, der erst kürzlich bei den „Köpfen des Jahres“ der Kleinen Zeitung in der Kategorie Unternehmergeist als Sieger ausgezeichnet wurde.