Einmal übers Wasser gehen, wie es schon Christo gemacht hat. Nicht der ähnlich klingende und für viele auserkorene Erlöser, sondern der mittlerweile verstorbene Inszenierungskünstler realisierte im Sommer 2016 diese Vision. Er errichtete am Iseosee in der Lombardei eine drei Kilometer lange Stoffbahn, nannte sie „Floating Piers“ und hielt sie zwei Wochen lang geöffnet. 1,3 Millionen Menschen sollen über den Wassersteg auf die Inseln Monte Isola und San Paolo gegangen sein. Eine Idee, die nun auch am Wörthersee gelandet ist.
Aufwecker
Oder zumindest in Mario Gappnigs Kopf. Der SPÖ-Gemeinderat aus Pörtschach nahm Ende Jänner an der umstrittenen Klausur zur Zukunft der Gemeinde teil und unterbreitete dort den Vorschlag, ein ähnliches Projekt am Wörthersee umzusetzen. „Es ist eine irre Vision“, gibt er selbst zu. Er glaubt aber, die Menschenmassen – ähnlich wie 2016 in Italien – damit in die touristisch angeschlagene Wörthersee-Gemeinde locken zu können.
Sein Plan: Ein temporärer Wasserweg, der Pörtschach entweder mit der Kapuzinerinsel oder mit Maria Wörth am gegenüberliegenden Ufer verbindet. Geöffnet soll der Weg in den Herbstferien sein, um die Nachsaison anzukurbeln. „Ein Boot kommt aus Velden und eines aus Klagenfurt nach Pörtschach und bringt die Besucher direkt zum Steg“, sagt Gappnig, womit das Verkehrsproblem vor Ort aus seiner Sicht gelöst wäre. Der Weg soll auch auf anderen Seen ausgerollt werden und regelmäßig an den Wörthersee zurückkehren. Mithilfe von Zutrittspreisen und Sponsoren könnte das Vorhaben finanziert werden. Christos Installation kostete stolze 15 Millionen Dollar. „Wir brauchen Partner mit im Boot“, weiß Gappnig.
Tourismus und Bürgermeisterin unterstützen das Vorhaben
Eine Idee, mit der er nicht auf taube Ohren stößt. „Es ist ein üblicher Mechanismus, bei sowas sofort immer nein zu sagen. Es ist wichtig, dass Menschen mutig an die Zukunft denken und den Status quo nicht erhalten wollen“, sagt Roland Sint, Geschäftsführer der Tourismusregion Wörthersee-Rosental. Auch er war bei besagter Klausur anwesend, wo er von Gappnigs Idee erfuhr. „Das war eine Anregung neben vielen anderen. Um die Umsetzbarkeit zu bewerten, ist es noch viel zu früh“, bleibt Sint realistisch.
„Alles, was eine positive Wirkung nach außen hat, ist für uns ideal“, unterstützt Bürgermeisterin Silvia Häusl-Benz (ÖVP) die Idee. Klar ist, dass den finanziellen Part die Gemeinde alleine nicht stemmen kann. „Wir müssen auch schauen, wie aus Sicht der Behörde das umsetzbar ist.“ Gegenwind kommt von Gemeindevorstand Florian Pacher (FPÖ), der von einem „verspäteten Faschingsscherz“ spricht. „Diese Monstrositäten bringen keine nachhaltige Belebung des Tourismus, sondern entstellen unser Ortsbild“, sagt Pacher. Tourismuslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) kann zur Idee noch nichts sagen. Nur wenn ein Projekt erarbeitet ist, „kann das erst bewertet werden“, heißt es aus seinem Büro.
Es wäre nicht die erste, unkonventionelle Idee, die Pörtschach in die Schlagzeilen bringt. Vor Jahren wurde eine Seilbahn von der Gemeinde über den See auf den Pyramidenkogel geplant. Das Millionen-Projekt starb letztendlich aufgrund großer Widerstände.